1. November 2016
Magazin

THEMA: Wer geht in Rente?

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TIMS THESEN 

THEMA: Wer geht in Rente?

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Wenn ich in der Redaktion mit übellauniger Miene herumtippe (was nach der Weihnachtsfeier durchaus vorkommt), kann ich sicher sein, dass der Kollege Schwalbach grinst und mir dann zuruft: „Kopf hoch! Nur noch 35 Jahre an diesem Schreibtisch und du hast es hinter dir!“

Die Erwiderung hierauf ist ein Mittelfinger. Der Spruch ist mathematisch nämlich nicht korrekt (es sind nur noch 24 Jahre!) und trifft auch ansonsten nicht zu. Ich zähle mich zu den Menschen, die das In-Rente-Gehen für eine abgefahrene Utopie halten, der realistisch denkende Menschen nicht nachhängen. Das hat zum einen mit meinem Berufsverständnis zu tun (Journalisten lassen sich nicht von schnöder Zellteilung zum Verstummen bringen). Zum anderen will ich natürlich bis zum letzten Atemzug so viel Knete wie möglich abgreifen. Die Gruppe, die sich am Schreibtisch festkrallen will, wächst und jüngst wurden in ihren Reihen Versicherungsmathematiker gesichtet. Tatsächlich gibt es keine seriöse Berechnung, nach der das derzeitige Rentensystem bezahlbare Beiträge und einigermaßen befriedigende Altersbezüge in Einklang bringt. Es gibt hingegen eine Vielzahl seriöser Berechnungen, die das System zwischen 2030 und 2045 in ausgesprochen schwierigem Fahrwasser sehen. Wozu führt das?

These 1: Die Leute bleiben flächendeckend bis ins hohe Alter „am Platz“. In Berufen mit humanen Bedingungen hält Arbeiten gesund. Jeder kennt das. Wenn Erwin nach 45 Jahren Hamburg-Mannheimer nach Hause geschickt wird, gleicht er wenige Monate später etwas Wirbellosem aus dem Gartenteich.

Die negativen Folgen sind Jugendarbeitslosigkeit, weil die Alten nicht lockerlassen. Dadurch wiederum sinken die Rentenbeiträge auf neue Tiefs …

These 2: Epidemische Schwarzarbeit. Leistungen für „Otto Richter“ (ohne Rechnung) werden hierzulande als Kriminalität verfolgt. Wir müssen jedoch festhalten: Bei steigenden Rentenbeiträgen wird es schon in wenigen Jahren absolut irrational erscheinen, sein Bruttogehalt über eine bestimmte Grenze zu steigern. Wir kennen das schon heute. Man bekommt eine hübsche drei – stellige Summe mehr, von der man sich, nach allen Abzügen und wenn Mama etwas hinzugibt, einen Pullover von S. Oliver kaufen kann. Schon heute kann es für den Einzelnen sicherer sein, jeden Monat ein paar Hunderter schwarz ranzuschaffen. Damit dann pro Jahr drei oder vier Rolex gekauft; die sorgen zuverlässig, statt Rente, für Teneriffa im Alter.

Nach diesen beiden Thesen könnte man nun in Lamento über das Phänomen der Altersarmut an sich ausbrechen. Das halte ich indessen für verfrüht. Das Thema Altersarmut ist in meinen Augen lediglich ein Beispiel dafür, wie man mit Statistik Propaganda betreibt. Insgesamt leben in Deutschland über 17 Millionen Rentner. 0,54 Millionen von ihnen beziehen Hartz IV. Insgesamt leben in Deutschland etwa 11 Millionen Kinder (bis 14 Jahre). 1,9 Millionen leben von Hartz IV.

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