2. Mai 2017
Magazin

THEMA: Deutschland am Steuer

<div general-layout-selector="#html_structura_area_v2

TIMS THESEN 

THEMA: Deutschland am Steuer

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Fahren Sie gerne Auto? Mein Fuhrpark beschränkt sich auf Mietwagen im Urlaub: In den letzten Jahren besuchte ich Frankreich, Portugal, Schweden. In allen drei Ländern war das Autofahren angenehm, was einem Deutschen natürlich sofort auffällt.

Die Leute winken einen in die Lücke beim Einfädeln (doch, habe ich mehrfach erlebt!).

Portugiesen bremsen bereitwilligen, wenn ich im Kreisverkehr die Spur wechseln will. Schweden lassen den Wagen ausrollen, wenn in 50 Meter Entfernung eine rote Ampel auftaucht. Schweden geben also nicht extra noch Gas, um dann heftig zu bremsen, exakt! Sie scheinen generell eine Vorstellung zu haben von Geschwindigkeit und Risiko. Und sie hupen erst mal nicht, wenn die Ampel grün geworden ist.

Wenn ich mich richtig erinnere, wurde dieser letzte Punkt schon vor Jahren untersucht. Gemessen wurden die Sekunden zwischen dem Umspringen der Ampel und dem ersten Hupen. In den meisten Ländern lag der Wert um die drei Sekunden. Die Ausnahme war Deutschland: Der deutsche Autofahrer hupt, wenn das Relais in Richtung Grün zu knistern beginnt. Es erfordert beträchtlichen technischen Aufwand, diese kurze Zeitspanne überhaupt messen zu können.

These eins für diesen Monat ist daher, Sie ahnen es: Deutsche sind überdurchschnittlich schlechte Autofahrer. Jetzt darf jeder für sich nicken. Wir kennen die Befragungen, nach der annähernd jeder Deutsche sich selbst für einen überdurchschnittlich guten Autofahrer hält. Das lässt stochastisch beschlagene Menschen grinsen, beantwortet aber nicht die Frage nach dem Warum. Warum sitzt Hans Meier schreiend am Steuer, rast auf rote Ampeln zu, zwingt andere per Lichthupe in den Graben, fährt Schranken nieder, flieht zu Fuß aus Unfallwracks und sagt dann vor Gericht unter Tränen: „Ich wollte das alles nicht!“

Die üblichen Erklärungen sind: Stress, Verlustängste, Psychopathie, Alkoholismus, Drogenkonsum, Demenz, erektile Dysfunktion.

Könnte hier und da hinkommen, aber ich möchte auf etwas anderes hinweisen: Autofahrer in Deutschland sind IM RECHT. Grundsätzlich. Ich meine das nicht ironisch. Wir bekommen seit den 50ern eingehämmert, dass unser Wohlstand, unsere Effektivität, letztlich also unsere ganze bürgerliche Existenz auf Autos beruhen, auf Mobilität. Wir empfinden es als völlig normal, wenn in den Städten ganze Straßenzüge vor Autos nicht mehr zu erkennen sind und jede menschliche Tätigkeit mit dem Anlassen eines Motors beginnt. Wie können wir ernsthaft erwarten, dass Hans Meier das wundervolle Gefühl IM RECHT zu sein mal eben abschüttelt?

Es gibt eine Beobachtung, die meine These stützt. Städte wie Hamburg setzen seit einigen Jahren massiv aufs Fahrrad, Imagekampagnen inklusive. Wo früher der Autofahrer der deutsche Held war, ist es heute der Radfahrer. Und nun gucken Sie sich an, wie der mittlerweile fährt.

Tischlermeister Ulrich Kuntze
Johann Abels Malereibetrieb GmbH
Klaus-Uwe Stryi
Pietsch GmbH
SPRAWA-HAUSSERVICE

Auch interessant