29. September 2016
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Gutes Stiften

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INFORMATIONEN & EINBLICKE

Gutes Stiften

Hamburg ist Hauptstadt des Engagements

Stiftungen haben eine lange Tradition in Hamburg. In keiner anderen deutschen Stadt gibt es so viele Stiftungen wie in der Hansestadt. Das liegt vor allem an ihren Bewohnern.

Das Tableau von H. F. Plate zeigt die Kolonie, die aus dem Rauhen Haus, 14 Jahre nach der Gründung Wicherns, entstanden ist
Das Tableau von H. F. Plate zeigt die Kolonie, die aus dem Rauhen Haus, 14 Jahre nach der Gründung Wicherns, entstanden ist
Sie gehört zu Hamburg wie der Michel, der Fischmarkt und das Ohnsorg-Theater. Im Herzen der Stadt sprudelt die Alsterfontäne in die Höhe. Die Alsterfontäne ist aber nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt Hamburg, sondern auch der Bürger Hamburgs. Denn allein ihnen ist es zu verdanken, dass die Wasser- und Geldquelle nicht versiegt. 170.000 Liter Wasser pro Stunde, 15 Stunden täglich, von März bis November. Kosten: rund 60.000 Euro.

Jedes Jahr spenden Bürgerinnen und Bürger, Kaufleute und Unternehmen diese Summe an die „Stiftung Binnenalster“, um den Fortbestand der Fontäne zu sichern. Die „Stiftung Binnenalster“ ist eines von vielen Beispielen dafür, warum Hamburg die Stiftungshauptstadt in Deutschland ist. In keiner anderen Stadt gibt es so viele Stiftungen: Von insgesamt 21.301 Stiftungen sind allein 1.381 in Hamburg ansässig. Das gesamte Stiftungsvermögen in Hamburg beträgt 8,68 Milliarden Euro. Und auch die Stiftungsdichte ist gemessen an der Zahl der Einwohner in der Hansestadt besonders hoch. Auf 100.000 Einwohner kommen 78 Stiftungen. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 25 Stiftungen pro 100.000 Einwohner.


Händler und Kaufleute haben es als ihre Pflicht angesehen, der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

Das alte Hospital auf der Fleetinsel um 1880 FOTO: UNBEKANNT – HINRICHSEN, VERGANGENS AUS EILBEK UND HOHENFELDE, HAMBURG
Das alte Hospital auf der Fleetinsel um 1880 

FOTO: UNBEKANNT – HINRICHSEN, VERGANGENS AUS EILBEK UND HOHENFELDE, HAMBURG
Ein Grund für die hohe Zahl an Stiftungen ist das Hamburger Stiftungsgesetz. Es vereinfacht die Gründung und reduziert die bürokratischen Anforderungen auf ein Mindestmaß.

Ein anderer Grund liegt in der Verbundenheit der Hanseaten zur Stadt einerseits und ihren Mitmenschen andererseits, die sie seit vielen Jahrhunderten zu großen Stiftern macht. Durch den Hafen und die Hanse ist die Stadt schon früh zu Wohlstand gelangt. Händler und Kaufleute haben es als ihre Pflicht angesehen, der Gesellschaft etwas davon zurückzugeben. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Es gibt Stiftungen, die eine jahrhundertealte Tradition haben. Das „Hospital zum Heiligen Geist mit Oberalten-Stift, Marien-Magdalenen-Kloster und Altendank“ beispielsweise wurde vor fast 800 Jahren gegründet und ist damit die älteste Stiftung der Stadt. Das Hospital begann als Armen- und Pilgerherberge und gehörte zu den größten Grundbesitzern der Stadt.

Auf dem „Heiligengeistfeld“, damals noch vor den Toren Hamburgs gelegen, baute die Stiftung Getreide für die Versorgung der Bewohner an. Heute ist das Hospital zum Heiligen Geist mit 1.100 Bewohnern Hamburgs größtes Altenwohnheim.  

QUELLE: WWW.HAMBURG.DE
QUELLE: WWW.HAMBURG.DE
Die vermögendste Stiftung Hamburgs ist die Joachim Herz Stiftung. Ihr Stiftungsvermögen beträgt 1,3 Milliarden Euro. Noch zu Lebzeiten hatte der Tchibo-Erbe Joachim Herz sein Geld dem Gemeinwohl vermacht. Er starb 2008 in den USA an den Folgen eines Unfalls. Heute leitet seine Frau Petra Herz mit 50 Mitarbeitern die Stiftung in Langenhorn, die sich in erster Linie der Bildung von Jugendlichen und Studenten in der Forschung widmet.

Eine weitere namhafte und über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannte Stiftung ist die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Etwa die Hälfte der Fördermittel kommt zwei Großprojekten zugute, und zwar der Rechtshochschule Bucerius Law School und dem Bucerius Kunstforum am Rathausmarkt.

Ebenso bekannt ist die Körber-Stiftung, die sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, große Persönlichkeiten miteinander ins Gespräch zu bringen, darunter Angela Merkel, Henry Kissinger und George Soros.

Erwähnenswert ist auch die „Bürgerstiftung Hamburg“. Es ist eine Art Sammelstiftung, in die Hamburger ihr Vermögen einbringen können. 400 ehrenamtliche Mitarbeiter setzen auf vorwiegend lokale Aktivitäten: Ein Straßenkünstler ruft zu Spenden auf, der Rotary Club organisiert einen Benefizlauf, ein Makler veranstaltet ein Wohltätigkeitskonzert in der Laeiszhalle – alles zugunsten der Stiftung.

Jedes Jahr kommen neue Stiftungen in Hamburg hinzu. Die meisten Neugründungen widmen sich gleichermaßen den Bereichen Kunst, Kultur, Denkmalschutz und der Jugendförderung.

Allein im vergangenen Jahr waren es 40 Stiftungen, die ins Leben gerufen wurden. In diesem Jahr sind es acht. Aber das Jahr ist ja noch nicht zu Ende …

Cristina Prinz

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