31. August 2018
Magazin

Aussitzen kann teuer werden

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IMMOBILIEN

KOLUMNE
Aussitzen kann teuer werden 

Oliver Moll
Oliver Moll
Die aktuelle Bemessungsform der Grundsteuer ist verfassungswidrig. Bis Ende 2019 muss der Gesetzgeber laut Bundesverfassungsgericht nun eine neue Regelung verabschieden. Noch unterschätzen viele Hauseigentümer die Risiken einer Reform, denn bis jetzt kann die Grundsteuer über die Nebenkosten auf die Mieter umgelegt werden. Die Linke hat das Urteil allerdings zum Anlass genommen, eine Abschaffung der Umlagefähigkeit zu fordern. Spätestens jetzt sollten Immobilienbesitzer in Habachtstellung gehen und sich mit den diskutierten Reform-Modellen auseinandersetzen: Beim Kostenwertmodell werden der Wert des Grundstücks und die Baukosten des Gebäudes berücksichtigt. Da die Grundstückswerte in den letzten Jahren stark gestiegen sind, würde das eine deutliche steuerliche Mehrbelastung bedeuten. In bestimmten Lagen Hamburgs eventuell sogar um das 40-fache. Die gute Nachricht: Dieses Modell ist zeitlich so gut wie nicht mehr umsetzbar, denn dafür müssten 35 Millionen Grundstücke neu bewertet werden. Beim Bodenwertmodell wird für die Steuerhöhe nur der Wert des Grundstücks zugrundegelegt. Damit würden auch hier Eigentümer in beliebten Gegenden überdurchschnittlich stark belastet werden. Deutlich fairer ist dagegen das Flächenmodell, das die Steuer anhand der Grundfläche des Bodens und der Nutzfläche des Gebäudes ermittelt. Doch auch hier gilt: Es wird wohl teurer.

Dabei gibt es eine simple Lösung, die Reform aufkommensneutral zu gestalten: Die Gemeinden müssten nur ihre jeweiligen Hebesätze anpassen. Dieser Aspekt wird in der Diskussion aber totgeschwiegen. Aus kommunaler Sicht verständlich, denn die Neuberechnung wäre mit sehr viel Arbeit verbunden. Zudem ist die Grundsteuer mit einem Ertrag von jährlich rund 14 Milliarden Euro eine der wichtigsten Einnahmequellen von Städten und Gemeinden. Da liegt der Gedanke nahe, dass diese an einer aufkommensneutralen Gestaltung per se kein Interesse haben.

Für Eigentümer und Mieter könnte eine Anpassung jedoch eine erhebliche Mehrbelastung verhindern. Allerdings haben Hausbesitzer in Deutschland kaum eine Lobby. Wer also darüber nachgedacht hat, seine Interessen aktiv zu vertreten, beispielsweise in den Grundeigentümerverbänden: Wenn, dann jetzt! Sonst wird es 2020 womöglich eine sehr unfaire und sehr teure Steuerreform geben.

Oliver Moll, Moll & Moll Zinshaus

GESUNDHEIT
Legionellenvorsorge im Urlaub nicht vergessen 

Die Koffer sind gepackt, die Zeitung abbestellt und das Taxi zum Flughafen gebucht. Die Nachbarn haben bereits den Schlüssel, um die Post ins Haus zu bringen und die Blumen zu gießen. Urlauber sollten sie darüber hinaus auch bitten, das warme und kalte Wasser alle drei Tage an allen Zapfhähnen für rund eine Minute laufen zu lassen, damit sich durch Stagnation in den Leitungen keine Krankheitserreger ansiedeln können.

So sind beispielsweise Legionellen eine Bakterienart, die Temperaturen zwischen 25 und 55 Grad liebt und sich hier stark vermehrt. Experten wie der Dienstleister Techem weisen daher gerade in der Sommerzeit auf eine erhöhte Gefahr des Legionellenbefalls hin. 

UMWANDLUNGSVERORDNUNG
SPD will Mieterinnen und Mieter schützen

Wer Miet- in Eigentumswohnungen umwandeln möchte, soll das in Gebieten der Sozialen
Erhaltungsverordnungen auch weiterhin genehmigen lassen müssen. Dafür setzen sich die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen im Rahmen eines Antrages ein, der die erneute Verlängerung der Umwandlungsverordnung vorsieht. Damit würden Mieterinnen und Mieter auch weiterhin sinnvoll vor Verdrängung geschützt. Die aktuelle Verordnung läuft zum 31.12.2018 aus und soll um weitere fünf Jahre verlängert werden.

Dazu Martina Koeppen, Fachsprecherin Stadtentwicklung der SPD-Bürgerschaftsfraktion: „Hamburg ist eine Stadt für alle, aber wir brauchen Regeln, damit das auch so bleibt. Die Umwandlungsverordnung schützt weite Gebiete vor Finanzinvestoren, die durch Luxusmodernisierungen Hamburgerinnen und Hamburger an den Stadtrand drängen und den Charakter der Quartiere zum Nachteil Hamburgs verändern. Es kann nicht sein, dass der soziale Status darüber entscheidet, wo man in Hamburg zu Hause ist und dass Wohnungen leer stehen, weil sie als Spekulationsobjekte missbraucht werden. Dieser Entwicklung werden wir uns mit aller Macht entgegenstellen. Die Umwandlungsverordnung ist dabei ein wichtiges Korrektiv, mit dem eine nachhaltige Stadtentwicklung möglich wird.

KOLUMNE
Die beste aller Welten 

Conrad Meissler
Conrad Meissler
Das Murren und Klagen war vielerorts groß in den letzten Jahren. Die Flüchtlinge, der Rechtsruck in der Politik, der Populismus, Trump, Erdogan und Kim, Krise in der Handelspolitik usw. usf. Eine anscheinend nicht enden wollende Kette schlechter Nachrichten haben viele Gemüter eintrüben lassen. Dabei leben ausgerechnet wir gegenwärtig in einer der besten aller Welten, in der wahrscheinlich längsten Periode eines wirtschaftlichen Aufschwungs, mit geringster Arbeitslosigkeit seit über 30 Jahren, ohne wirkliche Bedrohung in einem Land, um das uns viele beneiden und in das viele begehren hineinzukommen. Auch am Immobilienmarkt, zumal in den gesuchten Wohnlagen insbesondere in unserer Hansestadt, hat sich ein sehr hohes Niveau des Marktgeschehens eingependelt, an dem sich das allgemeine Murren und Klagen so gar nicht widerspiegelt.

Denn an unserem Immobilienmarkt zeigen die einfachen Fakten, dass es nicht viel zu klagen gibt. Die Niedrigzinsphase hält weiter an und macht selbst bei hohen Preisen einen Ankauf erschwinglich und bei der Möglichkeit, bis zu 15 Jahre feste Zinsbindungen eingehen zu können, sogar sehr kalkulierbar. Das Wohnungsangebot hat sich vor allem im hochwertigen Segment deutlich vergrößert. Im Gegenzug bestehen ein unvermindert wachsendes Interesse und ein unveränderter Überhang auf Seiten der Nachfrage. Neubauten in den Elbvororten oder rund um die Außenalster werden in der Regel sehr schnell vermarktet und das auf einem seit etwa einem Jahr deutlich erhöhten Niveau.

Der lange, heiße Sommer, den wir in Hamburg wohl so noch nie erlebt haben, bewirkt zwar einerseits die Klage vor den Bedrohungen durch den Klimawandel, er hat aber zugleich eine enorm entspannende Wirkung auf das tatsächliche Marktverhalten. In Wahrheit handeln Anbieter und Nachfrager in Zuversicht, ohne Hektik und nach gründlicher Prüfung. Es hat sich so ein beachtliches Niveau eingependelt, von dem wir ausgehen können, dass es noch eine wirklich ganze Weile so bestehen bleibt.

Conrad Meissler, Meissler & Co.

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