3. Juli 2018
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Wie schön ist doch die Heimat

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HEIMAT

Wie schön ist doch die Heimat

Die Elbvororte entdecken ihr Zuhause

Früher nannten die Elbvorortler es die „Hanseatische Riviera“ oder das „Palermo des Nordens“. Dann fuhren sie an die Riviera, nach Palermo und auf die Inseln von Sylt bis Mallorca. Für kleines Geld in den Flieger und das verregnete Zuhause bloß schnell vergessen. Doch die Zeiten ändern sich. Heute ist hier das Wetter mediterran und die gute alte Heimat beliebt wie selten.

Reisen gilt als die populärste Form des Glücks. Jeder kennt das Gefühl des Fernwehs, wenn er die Elbe hinunterblickt, auf der Schiffe Hamburg verlassen. Aus dem Alltag ausbrechen, fremde Orte sehen und neue Menschen kennenlernen – das geht nur woanders. Doch ist dem wirklich so? Müssen wir die Stadt oder sogar das Land verlassen, um diese Bedingungen erfüllt zu bekommen? Kann die vertraute Heimat nicht auch diese Möglichkeiten bieten?

Als Gegenargument mag so mancher das unberechenbare Wetter in Hamburg nennen. Doch das gibt es anderenorts genauso. Das Wetter im Mai und Juni dieses Jahres war in Hamburg deutlich besser als auf der so beliebten Sonneninsel Mallorca. Dort hieß es: starke Regenfälle und Höchsttemperaturen von 20 Grad.

Grundsätzlich reisen die Deutschen gerne und viel. Von Haus aus neugierig und mit der Panik befallen, etwas elementar Wichtiges verpassen zu können, lockt es uns immer wieder in die mehr oder weniger entfernte Fremde.

Dazu zunächst ein paar Zahlen: Laut Statista liegt neben den Urlaubsformen Städtereisen, Wanderurlaub, Radreisen und Kreuzfahrten der Bade- und Strandurlaub bei den Deutschen ganz vorn. Völliges Abschalten, den Alltag hinter sich lassen und in aller Ruhe in der Sonne braten sind für deutsche Reisende besonders wichtig. Doch auch Unternehmungen wie der Besuch von kulturellen oder historischen Sehenswürdigkeiten sowie der Aufenthalt in der Natur sind beliebt.

Die 34. Deutsche Tourismusanalyse der BAT-Stiftung zeigt, dass im Vorjahr so viele Bundesbürger eine Fernreise unternommen haben, wie nie zuvor – rund 13 Prozent. Die populärsten Destinationen waren dabei Ostasien und Nordafrika.

Völliges Abschalten, den Alltag hinter sich lassen und in aller Ruhe in der Sonne braten.
Der Blick aufs Treppenviertel ist von der Wasserseite am schönsten zu genießen. Wenn dann noch die Sonne untergeht und die prachtvollen Häuser anstrahlt, will kein Segler und kein Tourist mehr woanders sein 
Der Blick aufs Treppenviertel ist von der Wasserseite am schönsten zu genießen. Wenn dann noch die Sonne untergeht und die prachtvollen Häuser anstrahlt, will kein Segler und kein Tourist mehr woanders sein 
53 Prozent der Reiselustigen entschieden sich für einen Urlaub innerhalb Europas. Davon besuchten die meisten wie schon in den Vorjahren Spanien und Italien.

34 Prozent entschieden sich für innerdeutsche Reiseziele. Zu den begehrtesten Bundesländern gehörten dabei Mecklenburg- Vorpommern und Bayern. Im Sommer zieht bundesweit die Ostsee Touristen an, im Winter kommen sie zum Skilaufen in den Süden. Deutschland hat weltweit nach China und Japan die meisten Skigebiete. 

Parallel zu mehr Fernreisen und längeren Aufenthalten – der Durchschnitt liegt bei 13 Tagen – stiegen auch die Kosten auf 1.193 Euro pro Person. Neuer Höchstwert. Auch Sicherheit spielt für die Deutschen beim Urlaub eine Rolle. Rund ein Drittel gab bei der Umfrage an, dass sie auf Reisen in Länder verzichten, die politisch instabil sind. Etwaige Zweifel treten bei vielen jedoch schnell wieder in den Hintergrund, wenn sie die günstigen Angebote sehen. So verzeichnet die Türkei mittlerweile fast wieder Zahlen wie vor der Buchungsflaute 2016/2017. Inhaftierte Touristen und Erdogans Politik liegen am Strand von Side in weiter Ferne.

Im Gegensatz zu diesen Zahlen steht Hamburg. Das beliebteste Ferienziel der Hanseaten ist die schleswig-holsteinische Nordseeküste. Die in Gesamtdeutschland beliebte Mecklenburgische Ostsee und Seenplatte besuchten nur noch 5,9 Prozent der Hamburger – ein Minus von 33 Prozent. Bei Auslandsreisen verzeichnet die Türkei ebenfalls weniger Hamburger Touristen, nämlich nur noch 4,6 Prozent. Jeder achte Hamburger verbrachte seinen Urlaub in Übersee. Am beliebtesten dabei sind Nordamerika, Mittelamerika und die Karibik.

Der Hamburger hält sich gerne in der Nähe auf.
Am großen Fischteich im Klövensteen entlang der Rüdigerau lässt es sich in schönster Natur entspannen. Das nahegelegene Wildgehege eignet sich für Ausflüge mit der Familie
Am großen Fischteich im Klövensteen entlang der Rüdigerau lässt es sich in schönster Natur entspannen. Das nahegelegene Wildgehege eignet sich für Ausflüge mit der Familie
Im Duchschnitt waren die Hanseaten ganze 14,8 Tage im Urlaub und gaben rund 1.300 Euro für ihre Reise aus – beides deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im Norden lässt man es sich auf Reisen also gutgehen. Und dennoch hält sich der Hamburger dabei gerne in der Nähe auf. Der Elbvorortler besonders. Er bleibt am liebsten gleich in der Heimat und genießt den täglichen Ausblick aufs Wasser. Die große weite Welt hat er schon früher gesehen. 

Doch werfen wir an diesem Punkt einen Blick zurück an den Anfang des Textes: Bade- und Strandurlaub, Wandern, Radeln und Kultur sind die beliebtesten Urlaubsformen der Deutschen. Doch warum unterscheiden sich die Zahlen der Analyse in Hamburg teils so sehr vom Bundesdurchschnitt? Eventuell, weil es überdurchschnittlich schön bei uns ist.

Gerade die Elbvororte sind im gesamten Raum Hamburg beliebt wie lange nicht mehr. Die gute alte Heimat kann auch nach Jahrzehnten neu entdeckt werden und fast alle Vorlieben der Urlauber sind hier möglich. Der heiß begehrte Badeurlaub ist bei gutem Wetter wie in diesem Jahr durchaus am Elbstrand möglich. Auch der Sandburg steht bei dem feinen Sandstrand nichts im Wege. Fährt ein großer Pott vorbei, gibt es nicht nur viel zu bestaunen und über den Typ und die Reederei des Schiffes zu diskutieren, sondern auch leichte Brandung. Kühle Drinks mit Schirmchen und Eis sowie frisches Bier gibt es ebenfalls in unmittelbarer Entfernung – beispielsweise in der Strandperle in Othmarschen oder im Beachclub 28 Grad am Wedeler Strand.

Neues in der Fremde reizt immer. Neues im Vertrauten aber auch.  
Der Blick von oben zeigt es: Wir in den Elbvororten leben wirklich privilegiert. Wasser, Strand und scheinbar unendliches Grün liegen in unmittelbarer Nähe 
Der Blick von oben zeigt es: Wir in den Elbvororten leben wirklich privilegiert. Wasser, Strand und scheinbar unendliches Grün liegen in unmittelbarer Nähe 
Wanderer und Radler können schönste Natur in zahlreichen Parkanlagen und im Regionalpark Wedeler Au genießen. Die reichhaltige Flora und Fauna beherbergt geschützte Vögel wie den Kiebitz, den Eisvogel und die Bekassine.

Mit der App „Entdecker Routen“ wird der Ausflug in den Regionalpark zu einem besonderen Erlebnis. Die kostenfreie App bietet zwei GPS-gestützte Touren im Autal und den Holmer Sandbergen. Unterwegs erzählt einem das Handy dann jede Menge über die Entstehung der Landschaft, über Tiere und Pflanzen und lässt Menschen zu Wort kommen, die sich für die Pflege der Landschaft einsetzen. Wer kein Smartphone besitzt, findet die Routen auch auf der Internetseite www.entdeckerrouten.org zum Ausdrucken.

„Der Botanische Wanderführer für Hamburg und Umgebung“ aus dem Dölling und Galitz Verlag erhielt letztes Jahr den Deutschen Gartenbuchpreis als „Bester Gartenreiseführer“. Der Wanderführer bietet neben 95 Tagestouren und Feierabendspaziergängen auch eine Anleitung zum Selbstanlegen von Herbarien mit Tipps zum naturschutzgerechten Sammeln von Pflanzen.

Eine Kombination aus Natur und Kultur können Heimurlauber im Römischen Garten in Blankenese erleben. Das wunderschöne Jugenstil-Grün liegt versteckt am Elbhang zwischen dem Elbhöhenweg und Falkensteiner Ufer und fühlt sich wie ein kleines Stück Italien an. Das dazugehörige Freilicht-Hecken-Theater wurde 1924 eingeweiht und erlaubt es über 200 Besuchern, Theaterstücken des N.N. Theaters Hamburg e.V. zu folgen und die Akteure zwischen Eibenhecken auftreten und verschwinden zu sehen. Mal ehrlich, wer will da noch in den Süden reisen?

Sollte das Wetter doch einmal schwächeln, präsentieren zahlreiche Museen in den Elbvororten neue Ausstellungen. Das aufwendig umgebaute Bargheer-Museum im Jenischpark zeigt beispielsweise seit Anfang Juni Ölbilder, Aquarelle und Grafiken aus der späteren Schaffensperiode des Künstlers. Das romantisch zugewachsene Gebäude ist allein schon einen Besuch wert. Was können wir daraus nun für ein Fazit ziehen? Neues in der Fremde reizt immer. Neues im Vertrauten aber auch.

Wir Elbvorortler leben nicht nur in einem exotischen Drei-Länder-Eck (die Insel Neßsand ist der einzig begehbare Ort, an dem Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen aufeinandertreffen), sondern in einem traumhaften Urlaubsgebiet mit immer mediterranerem Wetter. Wie schön ist es doch, in der Heimat zu sein, die Umgebung neu zu entdecken und Vertrautes einfach zu genießen. Das merken Hamburger spätestens dann, wenn sie aus dem Urlaub wieder zurück nach Hause kommen.

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de  

www.entdeckerrouten.org

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