1. Dezember 2015
Magazin

Von Beuys bis blanken Busen

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KUNST

Von Beuys bis blanken Busen

Der etwas andere Galerist

Siegfried Sander in seiner Galerie an der Admiralitätsstraße
Siegfried Sander in seiner Galerie an der Admiralitätsstraße
Nur einen Steinwurf vom Neuen Wall entfernt liegt die Admiralitätsstraße mit vielen Galerien. Zu den interessantesten zählt Siegfried Sanders „Multiple Box“. Ein Galeriebesuch.  

Wer Siegfried Sander in seiner Galerie besucht, der sollte Zeit mitbringen. Wenn er erzählt, schwirren Namen von Künstlern wie aufgeregte Vernissage-Besucher durch den Raum. An den Wänden hängen Fotos von Schauspielern wie Gustav Gründgens und Romy Schneider. Aus einer Box lugt das Foto von Jim Morrison. In einem Regal stehen die niedlichen Tykho Radios in verschiedenen Farben.

Der Galerie-Name „Multiple Box“ ist hier Programm. Objekte, Bilder und Fotos ganz unterschiedlicher Provenienz verschmelzen hier zu einem Kunsterlebnis, das es dem Besucher schwer macht, sich auf ein Thema zu konzentrieren.

Allein wenn der Galerist und Kunsthändler Siegfried Sander von Joseph Beuys zu erzählen beginnt, tauchen vor dem inneren Auge des Besuchers Bilder von dem Mann mit dem Hut bei der Documenta in Kassel auf. Etwa von der Installation „Die Honigpumpe am Arbeitsplatz“, die erstmals 1977 auf der Documenta 6, im Museumsgebäude Fridericianum in Kassel der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Gerade werden in der Galerie Fotos von Rosemarie Clausen (1907-1990) aufgehängt: Theaterfotografie, „Vintage Prints“, der 50er bis 70er Jahre.

Wobei Siegfried Sander bei einem weiteren Thema, seiner großen Leidenschaft, der Fotografie landet. Die großen „Twen“-Fotokünstler, spätere „Stern-Fotografen wie Robert Lebeck und Thomas Höpker sind nur einige Namen, die Sander so leicht über die Lippen gehen, wie kurz zuvor Gerhard Richter und Joseph Beuys. Wobei das Spektrum des Galeristen so weit gespannt ist wie das Programm der Kunsthalle. „Mich interessiert vor allem Fotojournalismus“, sagt Sander. „Gebrauchs- und Alltagsfotografie seit 1945, weniger die sogenannte künstlerische Fotografie.“ Hier in Hamburg könne er leichter Kontakte zu Fotografen aufbauen. Neben Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Karin Rocholl ist es vor allem Günter Zint, „mit dem alles begann“.

Objekte, Bilder und Fotos verschmelzen zum Kunsterlebnis

So hat Siegfried Sander viele Fotografien von Stars entdeckt, etwa von den Beatles, Maria Callas und den Rolling Stones.

Weil viele Fotografen nach ihrem Tod schnell in Vergessenheit geraten, lande so manches im Müll oder auf Flohmärkten, so Sander. „Hier komme ich als Trüffelschwein zum Zuge“, lacht der Galerist. Für die herausragende Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe „Fotografische Porträts von Romy Schneider“ mit Fotos von F.C. Gundlach, Werner Bokelberg und Robert Lebeck griffen die Ausstellungsmacher auf Sanders Fundus zurück.

Neben den großen Namen hat Sander ein ausgeprägtes Faible für Skurriles und Abgelegenes. So kam der Kunsthändler an Originale von Günter Radke, dem ersten Chefgrafiker des „Stern“, und an Fotos des Kasseler Tierfotografen Walter Sittig.

Großes Interesse und weltweites Aufsehen erregte der Inhalt eines Koffers eines Kölner Geschäftsmanns, der Ende der 60er Jahre seine kurze, heftige Affäre mit seiner Sekretärin in Form von Tagebuchaufzeichnungen, Fotos, Quittungen und anderen Dokumenten festgehalten hatte. Daraus machte Sander mit Partnern die Dokumentation „Chronik einer Affäre. Die leicht sonderliche „Chronical of an Affair“ kennt man heute in Paris, New York und Moskau.

Doch diese Geschichte sollte sich jeder bei seinem Besuch in der Admiralitätsstraße persönlich anhören.

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.multiple-box.de

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