1. Dezember 2015
Magazin

„Sie werden kommen“

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DISKUSSION ZUM THEMA FLÜCHTLINGE
„Sie werden kommen“

Diskussion mit Bewohnern der Elbschlossresidenz
Diskussion mit Bewohnern der Elbschlossresidenz
Anlässlich des Hausgeburtstags Auch Menschen im Ruhestand beschäftigt das Thema Flüchtlinge massiv. Das wurde im Rahmen einer Diskussion in der Nienstedtener Elbschloss Residenz deutlich. Unter dem Motto „Integration kann gelingen“ informierten Mitarbeiter des Vereins „Hanseatic Help“ über das Thema. Mit dabei auch das NDR-Fernsehen, das einen Beitrag dazu Ende November im Programm hatte. „Niemand möchte ein Flüchtling sein“, so Johannes von Dohnanyi, Sohn des ehemaligen Hamburger Bürgermeisters, zu den Bewohnern der luxuriösen Residenz an der Elbchaussee.

Eindringlich spricht der langjährige Journalist und Autor zu seinen Zuhörern. Integration müsse am ersten Tag beginnen, so von Dohnanyi¨
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Johannes von Dohnanyi: „Islam nicht verhindern“
Johannes von Dohnanyi: „Islam nicht verhindern“
 Der Mann, der als Journalist „30 Jahre draußen war“, hat trotz gut geheizter Stube einen weißen Schal umgebunden und wechselt immer wieder prüfende Blicke mit einer Dame im Saal. Dem pastoral vorgetragenen Werben um Integration von Flüchtlingen weht ein eher kühler Wind entgegen, verbunden mit sparsamem Applaus aus der Zuhörerschaft.

Als erster Diskutant meldet sich Kurt Grobecker zu Wort. Von dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ hält er wenig bis gar nichts. Zudem würden die Ängste in der Bevölkerung nicht ernstgenommen, so der langjährige NDR-Mann und Buchautor, der seit einigen Jahren in der Elbschloss Residenz lebt. „Wir werden den Islam nicht verhindern können“, erwidert von Dohnanyi. „Sie werden kommen.“ Auch ob dieses Satzes will sich im Saal keine Begeisterung einstellen. Was das NDR-Fernsehen aus der Diskussion gemacht hat, war bei Redaktionschluss nicht bekannt.

FÜNF FRAGEN AN …
Karin Prien

Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien, CDU
Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien, CDU
Das Thema Flüchtlinge stellt alle anderen Themen ins Abseits. Haben die Politiker in Berlin noch alles im Griff?
Gelöst werden muss die Flüchtlingskrise vor allem in Europa und auf internationaler Ebene. Daran wird unermüdlich gearbeitet. Mit dem Asylkompromiss haben Bund und Länder hier bei uns notwendige Beschlüsse getroffen, die jetzt schnell und professionell umgesetzt werden müssen. Verfahrensbeschleunigung, Abschaffung von falschen Migrationsanreizen, konsequente Abschiebung derer ohne Asylgrund und schnelle Integration derer, die zumindest mittelfristig bleiben. Wenn alle die Nerven behalten und beharrlich ihre Arbeit tun, dann wird unser Land diese Herausforderung Schritt für Schritt in den Griff bekommen.

Die kürzlich in Rissen geführte Diskussion hat verdeutlicht, dass seitens der Bevölkerung eine Menge Unmut herrscht. Wie können die Wogen geglättet werden?
Dialog statt Konfrontation, Probleme offen ansprechen, den Bürgern reinen Wein einschenken und früher und wahrheitsgetreu informieren wären ein wichtiger Anfang. Stattdessen haben SPD und Grüne in Hamburg aber die Bürgerbeteiligung eingeschränkt und diffamieren einseitig diejenigen, die offensichtlich berechtigte Bedenken, etwa gegen zu große Flüchtlingsunterkünfte, haben. Das muss aufhören. Die Flüchtlingsdebatte muss endlich offen in der Mitte der Gesellschaft geführt werden und darf nicht den Moralaposteln oder Radikalen überlassen werden. Nüchterne Fakten, Aufklärung und Transparenz müssen ebenso Raum finden, wie das Zutrauen in unsere gesellschaftliche Leistungsfähigkeit und unsere Hilfsbereitschaft.

Die Frage, wie viele Flüchtlinge zu verkraften sind, wird von niemandem klar beantwortet. Haben Sie eine Antwort?
Darüber müssen wir jetzt gesellschaftlich verhandeln. Klar ist, wir können angesichts der weltweiten Flüchtlingsbewegungen nicht alle in Deutschland aufnehmen, schon gar nicht auf Dauer. Dennoch ist es richtig, dass Deutschland sich humanitär verpflichtet fühlt, politisch Verfolgten und vor Krieg fliehenden Menschen zu helfen. Die Bekämpfung der Fluchtursachen muss im Vordergrund stehen und die europäischen Grenzen müssen gesichert werden, damit die fliehenden Menschen möglichst heimatnah versorgt werden können. Einzelne Stadtteile Hamburgs sind sicher heute bereits überfordert. Das darf so nicht bleiben. Der Senat muss insgesamt dafür sorgen, dass Organisation und Bündelung aller Kräfte, vor allem auch bei der Unterstützung der Ehrenamtlichen, besser läuft. Da ist Rot- Grün in der Pflicht.

Wie optimistisch sehen Sie den Satz der Kanzlerin „Wir schaffen das“?
‚Wir schaffen das, aber nicht alleine‘, hat die Kanzlerin zu recht gesagt. Es muss eine gerechte Verteilung der Flüchtlinge in Europa geben. Es ist gut, dass unser Land, auch angesichts unserer historischen Verantwortung, ein humanitäres Gesicht zeigt. Nüchterne Leidenschaft und der Blick auf das Machbare sind aber genauso gefragt. Ohne Konsequenz und Härte wird es auch nicht gehen. Wichtig scheint mir zu sein, dass wir den Integrationsdruck von Anfang an erhöhen und über die bei uns einzuhaltenden Normen und Werte für alle Klarheit schaffen. Pessimistische Untergangsszenarien halte ich dagegen für völlig überzogen.

Wagen Sie eine Prognose, wie die vielen Flüchtlinge das Land verändern werden?
Unsere Gesellschaft wird sicher internationaler, jünger und vielfältiger werden. Aber wir dürfen nicht naiv sein. Multikulti war und ist kein Erfolgsrezept. Ich bin optimistisch, dass wir uns mehr als bisher auf die Grundbedingungen für Freiheit, Wohlstand, Toleranz und sozialen Frieden besinnen und dieses Leitbild nach innen und außen verteidigen werden. Dann kann die Integration von vielen Flüchtlingen, die ihre Zukunft in Deutschland gerade wegen dieses Leitbildes suchen, auch gelingen.

Auto Wichert
Bleichenhof

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