SCHIFFE UND MEERE
Passion für kleine und dicke Pötte
Der Shipspotter im Gespräch
Thomas Kunadt fotografiert nicht nur viel, er hat auch ein immenses technisches Wissen. Ursprünglich aber führte ihn die Musik nach Hamburg, wo er Musikwissenschaften studierte.
Herr Kunadt, Sie haben Hunderttausende von Schiffen fotografiert. Woher rührt diese Besessenheit?
Da hat ein begeisterter Mensch sein Thema gefunden, lebt es seit 20 Jahren jeden Tag aus und nimmt die Herausforderung an, davon zu leben. Schiffe sind der Anfang einer Reise geworden: Die Welt mit Wasser zu sehen – das Wasser an sich bis in die Wolken am Himmel.
Was fasziniert Sie besonders an Ihrer Art der Fotografie?
Die aufmerksame Beobachtung zählt mehr als der Apparat. Ich bin Teil eines größeren Prozesses, bei dem ich nur Zeitpunkt und Ausschnitt bestimme. Am Ende geht es einfach um schöne Bilder. Bis heute werde ich in meiner Arbeit nahezu täglich überrascht. Wer täglich an die Elbe geht, kann das wahrscheinlich nachvollziehen.
Was waren die bemerkenswertesten Begegnungen mit Schiffen?
Das war ein Tanker namens „Enalios Eliki“, als Augenzeuge einer Havarie im Januar 1997. Das 280 Meter lange Schiff legte sich quer zum Strom vor Övelgönne. Zum Glück waren die Schlepper schnell zur Stelle. Ein besondere Erlebnis war auch, an Bord der „Berge Vik“ zu gehen. Das damals größte Schiff in Hamburg konnte ich kurz nach der Veröffentlichung meines ersten Buches für Fotoaufnahmen besuchen. Außerdem war die „Hanjin Amsterdam“ Heimat für eine Fotoreise von Pusan nach Singapur – die fünf größten Containerhäfen der Welt in zehn Tagen.
Welche Schiffe finden Sie unter ästhetischem Aspekt am interessantesten?
Massengutfrachter sind beladen pures Gewicht und leer pure Form. An den Bordwänden, die dann hoch herausragen, zeichnen sich zwischen Farbe und Stahl manchmal kleine Kunstwerke ab. Aber auch Schiffe mit den klassischen Linien einer „Queen Mary 2“ finde ich immer beeindruckend.
Gibt es Schiffe, die Sie besonders gern oder auch ungern fotografieren?
Generell mag ich Schiffsunikate. Ein technisches Objekt, das es nur einmal gibt, verdient von der Sache her besondere Aufmerksamkeit. Schwer abzulichten sind sowohl die langen, flachen Binnenschiffe, als auch die derzeit größten Containerschiffe. Bei den einen scheint es zu wenig Schiff zu sein, bei den anderen eine zu große Fülle an Details.
Fragen: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de