1. Dezember 2016
Magazin

Nachhaltiger Lebensstil macht Spaß!

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KOMMENTAR

Nachhaltiger Lebensstil macht Spaß!

GASTKOLUMNE: Energie 

Harris Tiddens ist Geschäftsführer des Zukunftsforums Blankenese
Harris Tiddens ist Geschäftsführer des Zukunftsforums Blankenese
Energiesparen muss keine abstrakte Überlegung bleiben. Mittlerweile gibt es Mittel und Wege, den persönlichen Verbrauch zu bestimmen und zu reduzieren. Hierbei hilft das Zukunftsforum Blankenese. 

Unser genussvollster Erfolg war in diesem Jahr die Veranstaltung Blankenese unplugged. An einem lauen Septemberabend verwandelte sich der Blankeneser Markt vom schnöden Parkplatz zum wunderbaren geselligen Zentrum unseres Quartiers – ganz ohne Elektrizität, aber mit viel Phantasie. Einige hundert Blankeneserinnen und Blankeneser waren der Einladung des Zukunftsforums gefolgt, hatten Stühle, Tische, Picknickdecken, Windlichter, etwas zu essen, zu trinken und Freunde mitgebracht. Man plauderte miteinander und mit den Menschen in der benachbarten Tischrunde, teilte die mitgebrachten Köstlichkeiten. Zwischen all den Tafeln tollten Kinder, traten Chöre und eine Jazzband auf. Der Abend lieferte spielerisch den Beweis: Wir können Spaß haben, ohne viel Energie zu verbrauchen, ohne Unmengen an CO2 auszustoßen.

Blankenese unplugged war zugleich der Start für unsere Aktion „Errechnen Sie Ihre CO2-Bilanz“. Mithilfe von Experten des Umweltbundesamtes haben wir einen auf Blankenese zugeschnittenen CO2-Rechner entwickeln lassen (www.blankenese.co2-rechner.de), mit dem Sie noch bis 2018 herausfinden können, mit welcher Menge an Treibhausgasen Sie und Ihr Haushalt die Atmosphäre belasten. Über die Blankeneser Schulen und unsere Vereinsmitglieder haben wir die Aktion im Ort vorangetrieben. Die bislang ermittelten – anonymen – Daten bieten erste Anhaltspunkte über den Treibhausgas-Ausstoß, den wir in Blankenese zu verantworten haben.

Wer sich von seinen Gewohnheiten nur partiell verabschieden kann, dem bleibt die Kompensation.

Laut Umweltbundesamt liegt der durchschnittliche Verbrauch bei zwölf Tonnen pro Person pro Jahr. Klimaexperten propagieren ein Ziel von zwei Tonnen pro Jahr, um das Fortschreiten des Klimawandels einzudämmen. In Blankenese, so ein erster Eindruck, liegt der durchschnittliche Ausstoß bei etwa 16 Tonnen, das Spektrum ist dabei weit: Es reicht von 6 bis zu über 60 Tonnen.

Das Erreichen des Zwei-Tonnen-Ziels ist für die Menschheit wortwörtlich überlebenswichtig. Das ist inzwischen hinlänglich bekannt. Welche Konsequenzen die Industrie daraus ziehen sollte, scheint bei Weitem weniger ins Bewusstsein gelangt zu sein. Mit großem Druck pusht China derzeit die Förderung der Elektromobilität.

Erinnern Sie sich an die deutsche Kamera-Industrie, an Rolleiflex, Voigtländer? Die Japaner kopierten in den 1960er Jahren zunächst die mechanischen Kameras und als diese dann elektronisch wurden, war es hierzulande vorbei mit diesem einst so blühenden Industriezweig.

Das Engagement von Tesla, die Bemühungen der Chinesen werden eine vergleichbare Verschiebung in der Automobilindustrie nach sich ziehen – um nur mit den Motoren und Getrieben zu beginnen. Jene Gesellschaften, die Mechanismen entwickeln, um das Zwei-Tonnen-Ziel rasch zu erreichen, werden auch die Pioniere sein, die entsprechende Märkte für sich erobern.

Nun ist ein Lebensstil, der durch große Autos, viele Flugreisen, fleischlastige Nahrung und Energie verschlingende Immobilien geprägt ist, nicht so einfach von heute auf morgen zu ändern. Die Folgen unseres Tuns bekommen zunächst auch nicht wir selbst zu spüren. Klimaverlierer sind andere: jene Menschen, die rund um die sich ausdehnenden Wüstengebiete leben, in flachen Küstenregionen, in allen Landstrichen, wo heftige Niederschlagsmengen und Stürme Spuren von Verwüstung ziehen werden. Perfektes Anschauungsmaterial liefert Leonardo di Caprios aktueller Film „Before the Flood” – eine eindringliche Mahnung, bestens geeignet für einen Filmabend in der Familie.

Umso mehr stehen wir aber in der Verantwortung! Und zwar jetzt. Wer sich von seinen das Klima belastenden Gewohnheiten nur partiell verabschieden kann, dem bleibt immerhin die Kompensation. Ich selbst tue das auch. Ich produziere etwa neun Tonnen CO2 pro Jahr und kompensiere davon das, was die zwei Tonnen überschreitet. Das ist zum Beispiel möglich bei Atmosfair (www.atmosfair.de) oder über die Klimakollekte der ev.-luth. Kirche (www.klimakollekte.de). Im Zukunftsforum arbeiten wir an weiteren Modellen.

Gleichwohl befreit uns die Kompensation nicht von der Notwendigkeit unser Verhalten zu ändern. Denn mit unserem Lebensstil sind wir Vorbilder – für unsere Kinder, für die Gesellschaft.

Blankenese unplugged hat Spaß gemacht. Aber das reicht nicht! Lassen Sie uns in und für Blankenese Innovation in Hinblick auf Nachhaltigkeit vorantreiben. Das ist mit Sicherheit guter Lebensstil, verspricht Erfolg – und Spaß.

Harris Tiddens

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