1. Juli 2015
Magazin

Musikkinder erobern die Bühne 


MUSIK SELBER MACHEN  

Musikkinder erobern die Bühne 

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Mit großem Engagement beim Wettbewerb: Philipp Thamer (14) FOTOS: HÖSCH

Sie sind zwischen sechs und 16 Jahre alt und allesamt verbindet sie eine Leidenschaft. Der KLÖNSCHNACK stellt sechs junge und talentierte Menschen aus den Elbvororten vor, für die Musizieren zum Alltag gehört und die alle schon an musischen Wettbewerben teilgenommen haben. Einige von ihnen traten kürzlich beim 3. Norddeutschen Piano Slam in Wedel auf.
Es herrscht absolute Stille. Das Publikum lauscht gespannt, als die 16-jährige Amina Gaede ihre Eigenkomposition „Evergreen Winter“ im Wedeler Johann-Rist-Forum präsentiert. Ganz in weiß gekleidet, die braunen Haare unter einer weißen Perücke verdeckt, bezaubert die junge Elbvorortlerin mit ihrem Klavierspiel und ihrem Gesang das Publikum bereits in der ersten von zwei Runden. Amina Gaede ist eine von elf Teilnehmern, die kürzlich am 3. Norddeutschen Piano Slam, einem Nachwuchswettbewerb für junge, kreative Talente in Wedel, teilgenommen hat und die sich mit einem Mitbewerber den zweiten Platz teilt.
„Es hat Spaß gemacht, dabei zu sein“, sagt die junge Frau. „Von allen Wettbewerben, die ich kenne, ist der Piano Slam der schönste“, sagt Amina im Gespräch mit dem KLÖNSCHNACK. Klavier spiele sie seit ihrem fünften Lebensjahr und gesungen habe sie eigentlich schon immer. „Im letzten Jahr hatte ich ein paar Stunden klassischen Gesangsunterricht“, sagt sie.

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Amina Gaede (16) präsentierte „Party in Springtime“

Für sie persönlich sei es wichtig, ein Instrument zu spielen, da es nach ihrer Aussage „einfach ein Teil von mir ist, wahrscheinlich weil ich schon so lange spiele“, so Amina. Sie sei auch als Kind immer viel von Musik umgeben gewesen und ihre Eltern hätten sie sehr unterstützt. „Generell denke ich, dass man niemandem ein Instrument aufzwingen darf. Ohne eigenes Interesse oder Spaß an der Sache ist es sinnlos. Aber ausprobieren sollte es jeder mal, egal wie jung oder alt man ist. Es lohnt sich“, ist sie sich sicher.
„Jetzt kann ich anfangen, auch mal eigene Kompositionen auszuprobieren …“

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Katharina Apostolidis
Regelmäßigen Klavierunterricht nimmt Amina ebenso wie drei weitere Teilnehmer des Piano Slam bei der Blankeneser Diplom-Musiklehrerin Katharina Apostolidis, die ihre Schützlinge beim Piano Slam moralisch unterstützte, mit dem Handy filmte und eifrig applaudierte. „Ich bin sehr stolz auf meine Schüler. Sie haben alle einen tollen Auftritt absolviert“, so Apostolidis, der es in erster Linie darum gehe, dass ihre Schüler Spaß am Musizieren hätten. Außerdem steht für sie persönlich fest: „Ich möchte für meine Schüler Freund, Komplize und Autoritätsperson sein.“ Und sie bricht eine Lanze für ihre Schützlinge. „Es ist nicht so, dass alle Kinder und Jugendlichen nur vor Smartphones oder Spielekonsolen abhängen.“ Ihre Schüler seien kreativ, diszipliniert und hätten Freude am Musizieren. „Natürlich ist es auch wichtig, dass sie lernen, mit Frust umzugehen, wenn es einmal nicht so läuft, wie sie sich das vorstellen. Sie lernen bei solcher Gelegenheit, sich kreativ zu präsentieren, aber auch mit Lampenfieber und Wettbewerbsdruck umzugehen, etwas, das ihnen im späteren Leben auch beim Abi, in anderen Prüfungen oder im Job hilft“, sagt Apostolidis.

Der 14-jährige Philipp Thamer trat ebenfalls beim Piano Slam auf. Er teilt sich den dritten Platz mit einer Mitbewerberin. Er begeisterte sein Publikum mit seinen Eigenkompositionen „Houseparty in Summertime“ und „Herbstwind“.

Er spiele seit seinem 7. Lebensjahr Klavier, außerdem singe er seit seinem 12. Lebensjahr an der Jugend Opern Akademie, so Philipp. „Dort erhalten wir Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht. Jedes Jahr endet mit einer großen Aufführung. In diesem Jahr führen wir der „Große Gatsby“ von Francis Scott Fitzgerald auf. Ich spiele den Erzähler Nick Carreway“, sagt er. In der Musik findet er nach eigenen Worten „Entspannung vom Schulalltag“. Musizieren sei für ihn in Vorbereitungsphasen auf ein Konzert oder eine Aufführung viel Arbeit, doch größtenteils sei es Vergnügen. Persönlich kennenlernen würde er gerne einmal den Künstler Lang Lang. „Ich bewundere seinen sanften Anschlag“, so Philipp.

Frederic Pervier (13) beeindruckte das Piano Slam-Publikum mit seiner Eigenkomposition „Lumberjack’s Summertime“. „Ich habe dieses Stück komponiert. Es ist ein Holzhackerlied mit typischen Tönen, die ein Holzhacker von sich geben würde“, sagt er. „Ich habe es deshalb ausgewählt, weil ich im Anschluss auf der Bühne zwei übereinanderliegende Holzbretter von 3,6 Zentimeter Dicke mit der Handkante zerschlagen habe“, ergänzt Frederic, zu dessen Hobbies unter anderem Taekwondo zählt.

Für ihn ist das Spielen eines Instrumentes und das damit verbundene Üben nach eigener Meinung „reines Vergnügen“. Besonders stolz ist Frederic, dass er seit einem Monat ein eigenes Klavier hat. „Davor habe ich auf einem Stage Piano gespielt. Jetzt hat sich mein Traum verwirklicht und ich habe ein eigenes, ganz tolles Klavier bekommen. Jetzt kann ich vielleicht anfangen, auch einmal eigene Kompositionen auszuprobieren“, so der 13-Jährige.

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Einmal auch mit Perücke nahm Amina Gaede (16) am 3. Norddeutschen Piano Slam teil
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Helena Thies (10) am roten Flügel

Passend zu dem Lied „Party in Springtime“, das sie in der ersten Runde präsentierte, stellte die zehnjährige Helena Thies bei ihrem Piano Slam-Auftritt große aus Holz gefertigte Sonnenblumen auf der Bühne auf. „Der Piano Slam hat mir sehr gut gefallen, allerdings habe ich kein eigenes Stück komponiert“, so Helena, die in Runde zwei eine Bearbeitung von Beethovens „Symphony No.5“ präsentierte und ebenso wie ihre Mitstreiter ordentlich Applaus erntete. Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt die junge Elbvorortlerin Klavier. Mit 9 Jahren habe sie begonnen, zusätzlich Saxophon zu spielen.

„Meine Eltern spielen Klavier, meine drei Brüder spielen Klavier, Cello, Schlagzeug und Flöte“, sagt sie. Beim Musizieren könne sie sich gut erholen und entspannen. „Ich finde es wichtig, ein Instrument zu spielen, weil ich finde, dass man Musik besser verstehen kann, wenn man ein Instrument spielt“, so die Zehnjährige.

Die Geschwister Lara Annabelle (8) und Nicolas Constantin (6) Trautmann sind in Sachen Bühnenauftritte für ihr junges Alter quasi schon „alte Hasen“. Die beiden Schüler haben kürzlich beide beim Bergedorfer Jugendmusikanten-Wettstreit einen ersten Preis gewonnen. Lara Annabelle bereitet sich aktuell mit einem neuen Programm auf den Hamburger Instrumental-Wett bewerb vor. Anfang dieses Jahres spielte sie bei einem Preisträgerkonzert in der Laieszhalle.

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Die Teilnehmer in Wedel
„Ich habe mit 4 Jahren mit der Blockflöte begonnen und durfte dann mit 5 endlich mit der Geige anfangen“, sagt sie im Gespräch mit dem KLÖNSCHNACK. Zudem habe sie mit fünf Jahren von der Block- zur Querflöte gewechselt und spiele nun beide Instrumente. „Ich würde gerne zusätzlich noch Klavier lernen“, so Lara Annabelle.

Wie viel sie am Tag übe sei sehr unterschiedlich und komme ganz darauf an, was sie sonst noch an Programm habe. „Manchmal übe ich eine halbe Stunde und manchmal aber auch fast zwei Stunden. Es gibt aber auch Tage, da fällt das Üben ganz aus. Meistens fehlt mir dann aber die Musik“, sagt sie.

Ihr Bruder Nicolas Constantin ist ebenso musikinteressiert wie seine große Schwester. „Ich habe mit vier Jahren mit Klavier angefangen und mit fünf Jahren außerdem noch das Cello dazugenommen. Am liebsten würde ich auch noch Oboe lernen“, so der Steppke.

„Meine Übezeit ist auch ganz unterschiedlich. Meistens zwischen einer halben und einer ganzen Stunde und es gibt auch Tage, wo ich nicht übe, dann vermisse ich aber meine Instrumente“, fügt er hinzu.

In einem sind sich die sechs jungen Elbvorortler einig: Die Freude am Musizieren hängt zu einem großen Teil auch mit ihrer Musiklehrerin zusammen.

Autorin: cornelia.hoesch@kloenschnack.de

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