31. August 2017
Magazin

Matjes trifft Seemannsgarn 

<div general-layout-selector="#html_structura_area_v2

GASTLICHKEIT

Matjes trifft Seemannsgarn 

Matjes trifft Seemannsgarn 

Vertrautes Team: Käpt’n Hannes mit Tresenkraft Franzi Wollach 
Vertrautes Team: Käpt’n Hannes mit Tresenkraft Franzi Wollach 
Am Rande von Wedel, am Brooksdamm, begegnet der Kulturbegeisterte einer Bühne, die hier seit Jahren vor Anker liegt. Weil der Kopf gern nach Verstärkung aus dem Magen ruft, kann es gut sein, dass die Kombüse dann lecker mit goldbraunen Bratkartoffeln grüßt. 

Der soziale Zusammenhalt, der früher die Kneipenkultur ausmachte, sei „wech“, konstatiert Hannes Grabau, nachdem er uns mit raumfüllendem „Moin!“ begrüßt hat. Einzige Gäste im Raum: drei ältere Herren, die engagiert Skat „klopfen“. „Das machen die bei uns seit über vierzig Jahren“, kommentiert Hannes. „Als ich hier anfing, gab es dreißig Kneipen in Wedel. Jetzt sind es noch drei.“

Der Mann kann viel erzählen – und netterweise tut er das auch. Fragen sind gar nicht erforderlich, er weiß ja, warum wir da sind: Der KLÖNSCHNACK schaut in den Elbvororten nach besonders gastlichen Stätten, an denen sich die so geschätzte Gemütlichkeit gern zurückzieht. Um das Theaterschiff „Batavia“ ranken sich allerhand Legenden, die auch mal mit Seemannsgarn garniert sind. Schließlich hat „Käpt’n Hannes“ jahrelang die Weltmeere befahren. Von „Kanonenboot und Mandschurei“ ist dann die Rede und von ihrer Nutzung als Vereinsboot für einen Hamburger Ruderclub.

Wieder an Land, ging Hannes seiner immer gehegten Liebe, dem Theater, nach. Zwölf Jahre gestaltete er Bühnenbilder und Kulissen für die Hamburger Staatsoper, bei der er auch als Bühnentechniker zu den Erfolgen beigetragen hat.

Seit 1974 gehört sein Engagement komplett der Gastronomie und der „Bühne Batavia“. Über das Schiff erzählt man sich nach Einbruch der Dunkelheit Abenteuerliches. Sie ist im alten Auehafen fest vertäut. Das ehemalige Kanonenboot der Kaiserlichen Marine (?) steuert Hannes seit mittlerweile 44 Jahren durch aufkommende und abflauende Theaterwinde … als Intendant, Regisseur, Stückeschreiber, Darsteller und Mundwerker. Die Ringelnatz-Revuen sind meist ausverkauft, den Kuttel Daddeldu nimmt ihm das Publikum gern ab.

„Als ich anfing, gab es in Wedel wohl dreißig Kneipen. Geblieben sind drei!“  

Lot mi an Land!“, Theaterschiff Batavia 
Lot mi an Land!“, Theaterschiff Batavia 
Das Freiluftkino hat er für Hamburg erfunden, es war das erste vor über 30 Jahren. Sein Talent zum Märchenerzählen wird mit seiner Version von „Lollo-Molli, Mamagei und die Piraten“ (nach Pipi-Langstrumpf) ausgelebt. Das Stück läuft seit 30 (!) Jahren. Unter anderem gastierten auch Gert Haucke, Lya Bendorf und der junge Udo Lindenberg, um nur einige zu nennen. Immerjunger Jazz wurde stets und wird sorgsam gepflegt.

Hören macht hungrig. Die Kombüse mit Ausmaßen wie ein Einbauschrank, erweist sich als kompetent für Bratkartoffeln, mit Matjes oder Sauerfleisch. Oder für verschiedene Tapas, zum Beispiel mit Ziegenkäse. Wer an der Pfanne wirkt, erntet dankbare Blicke der Geduldigen, wenn er oder sie das Geschaffene direkt selbst zum Gast an den Tisch bringt oder bei Sonne auf das „Lido-Deck“. Alles bleibt unkompliziert.

Und wenn doch noch Platz ist für Nachtisch (bitte nicht „Dessert“ bestellen!), gibt man sich vielleicht mit Roter Grütze den Rest. Dann aber bitte mit Eis und Sahne.

Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de

www.batavia-wedel.de

Auch interessant