1. Juli 2015
Magazin

Kultur, Idylle, Natur 


LIEBLINGSPLÄTZE 

Kultur, Idylle, Natur 

Lieblingsplätze im Hamburger Westen 

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Die goldene Mitte: nicht ganz so wild wie ein echter Wald, nicht ganz so geschniegelt wie ein Park …

Er ist zweifellos eines der schönsten und vielfältigsten Ausflugsziele in Hamburg. Der Jenischpark bietet mit dem Jenisch- und dem Ernst Barlach-Haus Hochkultur. Daneben lockt er mit gepflegter Wildheit als Oase inmitten der Stadt Flaneure, Gartenfans und Sportler an. Ein weiterer KLÖNSCHNACK-Lieblingsplatz.

Wer hier auf einer der Wiesen ein Nickerchen macht, der hat es nach dem Aufwachen schwer: „Wo bin ich?“, hat sich schon so mancher Städter angesichts rauschender Bäume und einer schier endlosen Wildwiese gefragt. Job, Verkehr, Finanzamt, kleine und große Nervensägen – all das ist mit einem Mal wie weggewischt.
Zu sehen ist Lokalhistorie und großbürgerliche Wohnkultur des 19. Jahrhunderts
Erst wenn ein Flugzeug über den Park hinwegbraust und das Smartphone zum Leben erwacht, kehrt die Realität zurück.

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FOTO: ULRIKE PFEIFFER
Der Jenischpark hat mit seinen 42 Hektar eine Größe, die zum Kurzurlaub taugt. Er wurde um 1800 von Caspar Voght nach englischem Vorbild als „rural farm“ angelegt, war also eher als landwirtschaftliches Gut gedacht. Diesem Grundgedanken, der keinen Platz ließ für allzu streng gestutzte Hecken, verdankt der Park bis heute seine vergleichsweise urwüchsige Gestalt. Seinen unverwechselbaren Charakter entwickelt der Jenischpark aber erst, wenn wilde Natur auf klassizistische Linien trifft. Das Jenisch-Haus, 1831 erbaut für den Senator Martin Johann Jenisch, paart sensationellen Elbblick mit der kulturellen Aufgabe eines Museums. Zu sehen ist Lokalhistorie und gleichzeitig die großbürgerliche Wohnkultur des 19. Jahrhundertsprächtige Säle mit Stuckaturen und Parkettböden, Mobiliar, Gemälden und Skulpturen aus dem Empire und Biedermeier. In den oberen Etagen zeigt das Museum wechselnde Ausstellungen, meist aus der Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts. Trotz hohen Anspruchs kommt das Museum beiläufiger daher als andere Häuser. Das mag an den Filzpantoffeln liegen, vielleicht auch an dem hübschen Café mit Terrasse.

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Moderne Gastronomie in altem Fachwerk: Das Restaurant To’n Peerstall liegt am nördlichen Rand des Parks
Nachbar des Jenisch-Hauses ist das Ernst Barlach-Haus, das dem Werk des gleichnamigen Künstlers gewidmet ist. Der Bau des Architekten Werner Kallmorgen beherbergt neben Holzskulpturen über 400 Zeichnungen des Künstlers. Das Haus ist darüber hinaus Schauplatz zahlreicher kultureller Veranstaltungen. Eine ebenfalls kulturelle Neuigkeit im Jenischpark ist das zukünftige Bargheer-Museum, das den Nachlass des 1979 in Blankenese verstorbenen Malers Eduard Bargheer präsentieren soll. Nach der 2014 erteilten Baugenehmigung entsteht das Museum derzeit im historischen Gebäude des ehemaligen Gartenbauamts (Hochrad 75). Das Museum wird auf einen Bestand von mehreren Tausend Werken aus dem Nachlass des Künstlers zurückgreifen und seinen Besuchern nach der Fertigstellung wechselnde Ausstellungen präsentieren.

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Ralphs Kiosk: Erfrischungen in der Idylle

Die Realisierung des Projekts geht auf jahrelange Bemühungen der beiden Nachlassverwalter Dirk Justus und Peter Silze zurück, die nach der Schlüsselübergabe zweifellos einen neuen Lieblingsplatz haben werden. Geografisches Zentrum des Jenischparks ist das Naturschutzgebiet entlang des Baches Flottbek. Das sogenannte Flottbektal ist ein lauschiges Biotop, das sich oberflächlich beim Flanieren ebenso genießen lässt wie mit dezidiertem Interesse an der Flora. Sumpfdotterblumen sind hier beliebte Fotomodelle.
Geografisches Zentrum des Jenischparks ist das Naturschutzgebiet entlang des Baches Flottbek

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Ernst Barlach-Haus: intellektuelle Strenge außen, sinnliche Kunst innen

Eine gute Anlaufstelle für Parkbesucher ist auch der Verein Freunde des Jenischparks e.V. Auf der Website www.jenischparkverein. de finden sich neben weiteren Informationen auch aktuelle Termine. So lockt z.B. am 5. Juli um 12 Uhr die Veranstaltung „Poeten im Park“. Der Autor Jörn Birkholz erzählt aus seinem Roman „Schachbretttage“ von einer skurrilen, mit großer Mühe selbst eingefädelten Lesereise eines Jungautors. Ihm zur Seite stehen der Kurzgeschichtenautor Viktor Horvath und die Satirikerin Ella Carina Werner. 
Darüber hinaus gibt es Führungen zu verschiedenen Themen rund um den Park. Am 10. Juli um 16 Uhr treffen sich die Teilnehmer eines Rundgangs vor dem Jenisch-Haus und erkunden die Überreste des Dorfes Klein Flottbek aus der Zeit von Caspar Voght.
Autor: tim.holzhaeuser(at)kloenschnack.de

www.jenischparkverein.de

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