1. August 2016
Magazin

Der lange Weg zur Fahrradstadt

<div general-layout-selector="#html_structura_area_v2

VERKEHR

Der lange Weg zur Fahrradstadt

Radfahren in den Elbvororten

Klare Ansage vom Bezirksamt Altona auf der Höhe Övelgönne
Klare Ansage vom Bezirksamt Altona auf der Höhe Övelgönne
Jeden Morgen fließt der Berufsverkehr in Richtung Innenstadt. Bei gutem Wetter steigen viele vom Auto aufs Rad um. Sie „erfahren“ sprichwörtlich 15 Kilometer Freud und Leid.

Hamburg, die „Fahrradstadt“? Wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, weiß, wer in den Elbvororten mit dem Fahrrad unterwegs ist. Die Strecke von Blankenese in die Innenstadt offenbart das Problem. Wer die Hauptverkehrsader Elbchaussee meiden will, weil es dort überwiegend keinen Radweg gibt, fährt die optisch attraktivere Route entlang der Elbe. Es gibt wohl nur wenige Strecken, auf denen sich Radfahrern eine derartige Kulisse mit Segelbooten, Container- und Kreuzfahrtschiffen bietet. Vom Strandweg in Richtung Teufelsbrück teilt sich der Radfahrer den Weg mit Fußgängern, mal auf Asphalt, mal auf Schotter. Während der Woche sind hier morgens nur wenige Fußgänger unterwegs, sodass die Radfahrer freie Fahrt haben.

Die Elbchaussee ist für Auto- wie für Radfahrer kein Vergnügen

Teufelsbrück ist die erste Stelle, an der ein ausgewiesener Radweg auftaucht. Und das auch nur für wenige hundert Meter.

Am Jenischpark muss sich der Radfahrer entscheiden – Elbchaussee oder Elbuferweg. Egal, was er wählt, entweder er teilt sich die Strecke mit den Fußgängern oder mit den Autofahrern. Der Unmut aller ist dem Radfahrer sicher.  

Der Elbuferweg ist ab Teufelsbrück schmaler und teilweise nicht mehr asphaltiert Kleine Steine, Wurzeln und Schlaglöcher verhindern hier eine reibungslose Fahrt. Die Elbchaussee hingegen ist als eine der Hauptverkehrsverbindungen von West nach Ost mit 24.000 Fahrzeugen täglich für Auto- wie für Radfahrer kein Vergnügen. Erst recht nicht im Berufsverkehr. Der Radfahrer blockiert an schmaleren Stellen die Fahrbahn, dahinter staut sich der Verkehr. Umgekehrt beklagen sich Radfahrer, dass Autofahrer oft wenig Abstand beim Überholen lassen und den Radfahrer dadurch in gefährliche Situationen bringen.

So geht es etwa sechs Kilometer weiter bis Palmaille. Dort erst beginnt der nächste Radweg. Entlang des Elbuferwegs ist in Övelgönne Schluss, weil der Weg zu schmal ist. Hier muss der Radfahrer absteigen. Das Bezirksamt Altona weist mit einem Schild darauf hin: „Vernünftige fahren hier nicht mit dem Rad. Anderen ist es verboten.“

Es ist nicht das einzige Schild dieser Art. Und es steht im Widerspruch zu dem Ziel, „Fahrradstadt“ werden zu wollen. Bis in die 2020er Jahre will der rot-grün regierte Senat den Anteil der Radfahrer von 12 Prozent auf 25 Prozent steigern.

Dieses Jahr wurde das „Bündnis für den Radverkehr“ beschlossen. Die Stadt will 33 Millionen in den Ausbau eines 280 Kilometer langen „Veloroutennetzes“ investieren. Das System aus sternförmig in die City verlaufenden Radfahrwegen soll bis 2020 fertig sein.

Für den Weg in die Innenstadt empfiehlt die Stadt die sogenannte Veloroute 1. Sie führt vom S-Bahnhof Rissen bis zum Rathaus. Die Strecke verläuft unter anderem über die Sülldorfer Landstraße, Elbchaussee, Liebermannstraße, Bleickenallee, Max-Brauer-Allee, Kaiser-Wilhelm-Straße. Der Weg mag reizvoller sein, weil es mehr Radwege und Busspuren gibt. Die Straßennutzung bleibt dem Radfahrer jedoch auch hier vielerorts nicht erspart. Und wer schnell in die Innenstadt bzw. Elbvororte will, braucht auf dieser Strecke 10 bis 15 Minuten länger. Es ist in etwa die Zeit, die man während der Stoßzeiten spart, wenn man mit dem Fahrrad statt dem Auto in die Innenstadt fährt.

Auch die Veloroute 1 soll im Rahmen des „Bündnisses für den Radverkehr“ teilweise neu geführt werden. Im Jahr 2020 wird sich dann zeigen, inwieweit Wunsch und Wirklichkeit eins geworden sind.

Autorin: Cristina Prinz

www.hamburg.de/radwege

Auch interessant