1. Dezember 2017
Magazin

Dem Weihnachtsstress entkommen

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GESUNDHEIT

Dem Weihnachtsstress entkommen  

Mehr Gelassenheit 

Dr. med. Susanne Tabrizian
Dr. med. Susanne Tabrizian
Die Adventszeit ist für viele ein regelrechter Graus. Hohe Erwartungen und viele Aufgaben in kurzer Zeit führen jedes Jahr zu Stress. Dr. med. Susanne Tabrizian weiß Rat.

Entspann dich doch einfach!“, mag sich so mancher sagen, wenn der alljährliche Weihnachtsstress in einem hochbrodelt. Leichter gesagt, als getan. Doch warum ist diese Zeit im Jahr mit so viel Anspannung verbunden? Und was bedeutet eigentlich Stress für den Körper?

„Übersetzt bedeutet Stress ‚einseitiger Druck‘ – also die Antwort des Gehirns auf einen äußeren Reiz“, erklärt Dr. med. Susanne Tabrizian vom Fachzentrum Altona für Psychiatrie und Psychotherapie. „Wird Druck im Alltag als bedrohlich empfunden, erfolgt eine Stressreaktion des Körpers.“ Stressauslöser – sogenannte Stressoren – können unterschiedliche körperliche und seelische Aspekte wie Schmerz oder Angst sein.

Stress kann auch im eigenen Kopf entstehen, wenn Personen beispielsweise perfektionistisch oder auch ungeduldig sind. Die natürlichen Stressreaktionen im Körper wie erhöhter Herzschlag, schnellere Atmung und erhöhte Muskelanspannung werden durch Hormone gesteuert. Stress ist somit ein eigentlich positiver Schutzmechanismus, der einen im gesunden Maß leistungsfähiger macht.

In der Weihnachtszeit fühlen sich die Meisten jedoch schnell unter Anspannung. Viele wollen in diesem Monat alles perfekt machen: die Kekse für die Kita selber backen, den Adventskranz selber gestalten und Geschenke selbst basteln und aufwendig einpacken. Der alltägliche Stress muss zusätzlich bewältigt werden. „Viele machen sich den Weihnachtsstress selbst, weil sie sich selber Druck machen“, so Tabrizian. „Dabei hängt es von den eigenen Vorstellungen und Erwartungen ab, wie viel Stress im Kopf entsteht.“ 

„Es hängt von den eigenen Vorstellungen und Erwartungen ab, wie viel Stress im Kopf entsteht.“  

Abhilfe können Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen sein. Mit allen fünf Sinnen beispielsweise Weihnachtsgebäck essen und sich dabei nur auf den Augenblick konzentrieren, genießen und die noch anstehenden Aufgaben des Alltags für den Moment vergessen. Auch kleine Adventsrituale, wie das Anzünden einer Kerze, können helfen, in der Weihnachtshektik zwischendurch zur Ruhe zu kommen. Dies geht auch mit mobilen Entspannungs-Apps, die einen in regelmäßigen Abständen daran erinnern, buchstäblich durchzuatmen.

Ein großer Stressfaktor ist häufig die Geschenkauswahl. Eine Lösung dafür könnte laut Tabrizian zumindest unter Erwachsenen sein, keine Geschenke zu machen und lieber gemeinsam zu spenden. Explizit nach einem Geschenkwunsch zu fragen und auch nur diesen zu erfüllen, minimiert ebenfalls Stress. „Studien zeigen, dass sich Menschen am meisten über Geschenke freuen, die sie sich vorher selber ausgesucht und gewünscht haben“, erklärt die Ärztin. Auch ein frühzeitig angelegtes „Geschenke-Depot“ ist nie verkehrt.

Arbeitsteilung mit dem Partner oder der Familie ist ein weiterer hilfreicher Punkt. Abläufe wie Geschenke- oder Lebensmitteleinkäufe lassen sich gut absprechen und koordinieren. Resturlaubstage, auch wenn es nur einzelne sind, können gut zur stressfreieren Planung und Organisation von Weihnachten genutzt werden. So verschieben sich Verpflichtungen weniger in die Freizeit. Diese ist in stressigen Zeiten besonders wichtig. Ein Tag in der Woche sollte deshalb möglichst unverplant bleiben.

Der wichtigste Tipp gegen den Weihnachtsstress: seine Maßstäbe genau anpassen und vor allem Mut dazu haben, seine eigenen Ansprüche zu reduzieren. Es ist völlig in Ordnung, die Kekse im Laden zu kaufen – so wie den Rest des Jahres auch. Das Weihnachtsfest wird mit gekauften Keksen ganz sicher nicht weniger schön, aber bestimmt ein bisschen entspannter.

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de 

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