3. Juli 2018
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Vorweg, Juli 2018

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Vorweg, Juli 2018

Klaus Schümann, Chefredakteur und Herausgeber Hamburger Klönschnack
Klaus Schümann, Chefredakteur und Herausgeber Hamburger Klönschnack

Liebe Klönschnack-Leserin,
werter Klönschnack-Leser,

Der Begriff „Heimat“ galt um die Jahrhundertwende als Schweröl der nationalen Identität, als Inbegriff der Bodenhaftung des nationalen Bewusstseins. Heimat hatte die Deutungshoheit über die vaterländische Identifikation. Soweit, so gut, so schwülstig. Dann kam die Ideologie des Nationalsozialismus und pervertierte den Begriff und das Heimatgefühl. Heimat und Vaterland gerieten zum beinharten Kampfruf.

Nach Kriegsende und zerstörtem Heimatland übernahm die Filmwirtschaft zunächst die Leitkultur für das Heimatgefühl und schuf unzählige fragwürdige Filmchen und Schmonzetten mit triefender Romantik, deren amüsanter Charme sich heute kabarettistisch enfaltet.

Schließlich übernahmen die 68er, die schon die Aussprache des Wortes „Heimat“ mieden wie der Teufel das Weihwasser. Italiens Riviera, die Adria, Mallorca, Ibiza, Costa Brava, Côte d’Azur, alles stand Pate für die große weite Welt und war dem Wohlfühlgedanken um Meilen voraus. Alles, bloß nicht zu Hause! Wer vier Wochen auf Ibiza verbracht hatte, war dem Verfassen eines Buches über Land und Leute thematisch näher als hinter dem Knick der Feldmarschen. Rucksackreisen galten wie zwingend vorgeschrieben. Mit der Ente, im R4, dem alten VW-Bus oder auf Schienen verließ die Szene nicht nur das öde Land und das spießige Zuhause. Die Welt war stets spannender, weltoffener, lockerer, schöner als die alte Heimat.

Pauschalreisen von Neckermann und Quelle holten nun für Otto Normalverbraucher nach, was jüngere Generationen im Schlafsack erlebten: Reisen. Die Welt wurde kleiner. Heute reisen wir für ein paar Zerquetschte nach Ägypten oder nach Thailand. Und wir erkennen, dass wir eine gesättigte Minderheit auf dieser Welt darstellen und schütteln erschüttert den Kopf über Armut und Zustände in fremden Länden.

Und plötzlich entdecken wir die alte Heimat wieder, denn irgendwie ist es hier bei uns doch auch schön.

Ihnen wünsche ich schöne Tage zu Hause, herzlich, Ihr Klaus Schümann

Übrigens: „Der Friede beginnt im eigenen Haus“. (Karl Jaspers)
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