Vorweg, Dezember 2017
Liebe Klönschnack-Leserin,
werter Klönschnack-Leser,
Wie abgestumpft ist eigentlich der Mensch unserer Tage? Da werden Handys gezückt, um Unfälle, Verletzte oder Prügeleien zu filmen. Es werden Rettungssanitäter, Feuerwehrleute und Polizeibeamte im Einsatz behindert, mindestens aber deutlich bepöbelt. Eine Fußgängerin stürzt auf dem Zebrastreifen und Autofahrer umkreisen die Frau und fahren weiter. Rechthaberische Autofahrer drücken aggressiv auf die Hupe, nur weil jemand aus einem Taxi aussteigen möchte. Geparkt wird nur noch da, wo es dem eigenen Nutzen dient. Rücksicht auf andere? Wozu das denn?
Wo sind wir eigentlich gelandet? Gibt es noch so etwas wie Höflichkeit, Rücksicht und Hilfsbereitschaft – von Nächstenliebe ganz zu schweigen?
Warum ist ganz offensichtlich das eigene Ego das Maß aller Dinge? Sind wir zu viele auf engem Raum? Geht es uns zu gut? Reitet uns die Zukunftsangst? Haben wir die Empathie verloren?
Wir erfinden immer mehr Dinge, mit denen wir Zeit sparen – und haben immer weniger davon. Wir smsen, facebooken, twittern und mailen uns den größten Blödsinn, sind aber kaum noch in der Lage, verständnisvoll miteinander zu reden. Das Ego steht im Vordergrund, das Ich ist das Einzige, was zählt. Die endgültige Vorteilsnahme scheint so etwas wie die Ultima Ratio des Gesättigten zu sein. Man kann den Eindruck gewinnen, der Mensch entwickelt sich emotional zurück.
Genug Schwarzmalerei!
Hoffnung macht, dass so mancher das Prinzip der Langsamkeit, der Freundlichkeit, des Zugewandten oder einfach nur des Aufmerksamen für sich entdeckt. Ist schließlich auch gut für’s Ego.
Ihr Klaus Schümann
Übrigens: „Man kann nicht allen helfen, sagt der Engherzige und hilft keinem.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)