31. Juli 2018
Magazin

Schwangere auf Ochsenkarren

<div general-layout-selector="#html_structura_area_v2

MENSCH DES MONATS

Schwangere auf Ochsenkarren

Claudia Schweppe-Unruh, Hebamme

Helfen lässt sich auch in weit entfernten Gebieten. So hat der Verein Fanajana Madagaskar die Aus- und Fortbildung von Hebammen auf Madagaskar in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt.

Die Hamburger Hebamme und Vereinsgründerin bei der Simulation einer Geburt auf Madagaskar, FOTO: PRIVAT
Die Hamburger Hebamme und Vereinsgründerin bei der Simulation einer Geburt auf Madagaskar, FOTO: PRIVAT
Diese Frau weiß, wovon sie spricht. Rund 3.000 Kindern hat Claudia Schweppe-Unruh in ihrem Berufsleben als Hebamme geholfen, auf die Welt zu kommen. Als sie bei einem Besuch auf der Insel im Indischen Ozean erlebte, wie Geburtshilfe auf Madagaskar aussieht, entstand der Wunsch zu helfen.

„Die Hebammen dort haben fast nichts, um zu helfen. Es fehlt an allem. Sie müssen unter desolaten Bedingungen arbeiten“, sagt Claudia Schweppe-Unruh.

Sie berichtet von fehlender Infrastruktur, Schwangeren, die auf Ochsenkarren zu einer Krankenstation geschafft werden, und fehlendem Wasser. „In den ländlichen Regionen betreibt das madagassische Gesundheitsministerium Krankenstationen, Centre de Santé de Base, CSB, zur Basisversorgung. Doch viele der CSB sind eigentlich Bruchbuden. Ihre Ausstattung ist eine Katastrophe.“ Wer also hiesige Bedingungen für Schwangere und Gebärende vergleicht, fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Während in westeuropäischen die Medizin fast schon mit einer Überversorgung aufwartet, bieten die Gesundheitszentren auf Madagaskar lediglich einen Mindeststandard. „Fehlende Wasseranschlüsse und fehlender Strom führen zu katastrophalen hygienischen Verhältnissen“, so die Fanajana-Mitbegründerin Schweppe-Unruh. Außer ihrem guten Willen hätten die einheimischen Hebammen fast nichts, um zu helfen. „Selten können sie auf eine ausreichende Berufserfahrung zurückgreifen.“

Ganz anders als die langjährige Hebamme Claudia Schweppe-Unruh. Noch hat der im Februar gegründete Verein erst sieben Mitglieder und finanziert sich allein durch Spenden. So fehlt es an vielem. Ohnehin sind Schwangere auf Madagaskar meist auf sich allein gestellt. „Wenn die Natur gütig ist, geht so eine Geburt gut.“

Auch Medikamente sind auf der Insel eher selten. Wasser gibt es an einem öffentlichen Brunnen und Strom zum Kühlen von Medikamenten ist eine seltene Ausnahme.

Wer sich mit dem Land beschäftigt, stößt schnell auf die Hilfsbedürftigkeit der Menschen. Sie leben im Durchschnitt von 30 Cent am Tag, die durch den Verkauf von einer Erdfrucht und Mangos erwirtschaftet werden. Wirtschaftlich zählt die ehemalige französische Kolonie zu den Entwicklungsländern. 1960 wurde Madagaskar unabhängig. Es folgten Wahlen, Bauernunruhen, Diktaturen und immer wieder neue Wahlen, die 2013 Hery Rajaonarimampianina für sich entschied.

Ein Land, in dem ein Verein mit dem Namen Fanajana mehr als willkommen sein muss. „Der Vereinsname“, so die Namensgeberin und Vereinsgründerin Claudia Schweppe-Unruh, „bedeutet achtungsvoll, respektvoll.“


Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.fanajana.de

Feinkost Kröger GmbH & Co. KG

Auch interessant