31. Juli 2018
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Klein und stets emsig

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JUSTIZ

Klein und stets emsig

Amtsgericht Blankenese 

Der Mietvertrag bis zum Jahr 2037 ist unterschrieben. Der Fortbestand des Blankeneser Amtsgerichtes ist gesichert. 47 Mitarbeiter sind hier für jährlich rund 1.300 Zivilverfahren und über 300 Strafsachen zuständig.  

Familienrecht und Strafsachen, Erbrecht und Nachlassverfahren – allein von 346 Strafverfahren bis zum Ende des Jahres geht der Gerichtsdirektor Torsten Bartels aus. Im Zivilrecht müssen hochgerechnet, bis Ende 2018 voraussichtlich 665 Fälle von zwei Richtern bearbeitet werden. „Diese Zahlen können sich noch leicht veränderen“, sagt Bartels.

„Die Politik hat sich vor Jahren zu Sparmaßnahmen entschieden, so bleiben einige Planstellen unbesetzt“, sagt Bartels.

Der Direktor und Richter leitet seit 2012 Hamburgs kleinstes Amtsgericht. Der 63-jährige Jurist arbeitete bereits unter so unterschiedlichen Justizsenatoren wie Lora-Maria Peschel-Gutzeit (SPD) und Roger Kusch (CDU). Auch den grandios gescheiterten Richter und ehemaligen Innensenator Ronald Schill (Schill Partei) erlebte Bartels. Heute steht der Grüne Till Steffen an der Spitze der Justizbehörde.

Der Blankeneser Gerichtsdirektor hat also ganz unterschiedliche Reguierungen erlebt. Dabei kam ihm der besondere Status eines Richters zugute. „Sagen Sie nicht Beamter zu mir“, so Bartels halb scherzhaft. Tatsächlich ist ein Richter nur an Recht und Gesetz gebunden. Ein Anruf „von oben“ widerspräche dem. Das gilt auch für Fragen des Grundbuches und Versteigerungen. Entsprechend umfangreich sind die Bücher mit Gesetzestexten, die dicht an dicht auf dem Schreibtisch Bartels stehen.

Der reibungslose Ablauf des Gerichtsalltags bestätigt die energische Art des Richters. Die zeigt sich regelmäßig bei den Strafverfahren, die Bartels leitet. Während andere Richter eher ihre sozialpädagogische Seite präsentieren, dringt der Gerichtsdirektor auf eine stringente Prozessführung.

„Die Frustrationstoleranz in der Gesellschaft hat abgenommen“, umschreibt Bartels die zugenommene Gewalt auf Straßen und in Familien.

„Die Politik hat sich zum Sparen entschieden. Einige Planstellen blieben so unbesetzt.“ 
Auch die gestiegenen Flüchtlingszahlen schlagen sich im Amtsgericht Blankenese nieder. „Mir ist wichtig zu zeigen, dass das Gewaltmonopol beim Staat liegt“, sagt der erfahrene Jurist.

Wer Zeuge eines seiner Strafverfahren wird, muss die zupackende Weise des Juristen bestätigen. Sorge bereite ihm die zunehmende Zahl von Verfahren mit Dolmetschern. Er mache sich gern selbst ein Bild von dem Angeklagten und Gesagten, so Bartels. Tatsächlich werden gelegentlich wahre Wortkaskaden eines Angeklagten mit einem lapidaren, kurzen Satz übersetzt. Hier ist das Gericht dem Dolmetscher und seiner Übersetzung ausgeliefert.

Neben dem alltäglichen Ärger eines Gerichtes – der Angeklagte oder sein Anwalt kommen zu später oder gar nicht – gibt es gelegentlich Vergnügliches. Positiv kann vermerkt werden, dass das Gericht einen Aufzug bekommt. Bisher mussten Gehandicapte draußen bleiben. Manchmal wurde im Garten verhandelt.

Zum Tag der Offenen Tür im vergangenen Mai trug der langjährige Amtsrichter Eckehard Schweppe eine Glosse des Komikers Heinz Erhard vor. Der wurde einst vom Amtsgericht zu einer Geldbuße von 10.000 Mark verurteilt. Die im Mai vorgetragene Glosse hatte Erhardt über seinen Blankeneser Hauswirt verfasst, der wiederum mit der Glosse so gar nicht einverstanden war.

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.justiz.hamburg.de/ag-blankenese

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