1. März 2016
Magazin

Glücksgefühle und Erfüllung

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INTERVIEW DES MONATS  

Glücksgefühle und Erfüllung

Sagen Sie mal …
… Rosi Mittermaier, Christian Neureuther – Ski-Legenden

Vor 40 Jahren holte Rosi Mittermaier zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck. Christian Neureuther hat von 1970 bis 1980 sechs Weltcuprennen gewonnen, war 27 Mal auf dem Podest und im Gesamtweltcup der Slalomwertung zwei Mal auf dem 2. und zwei Mal auf dem 3. Platz.

Rosi Mittermaier und Christian Neureuther in den Rocky Mountains, FOTO: HILDEBRANDT
Rosi Mittermaier und Christian Neureuther in den Rocky Mountains, FOTO: HILDEBRANDT
Was treibt euch eigentlich so gerne in die Rockies? Tun es die Berge in Österreich, der Schweiz oder Italien denn nicht auch?

Christian Neureuther: Wir lieben die Alpen genauso, fliegen aber seit vielen Jahren bereits in die USA, nach Vail das 1. Mal 1969 als Teilnehmer im Weltcuprennen (WC). Die unendliche Weite der Pisten, der sehr trockene Schnee, auch die andere Kultur machen das Skilaufen zu einem ganz besonderen und anderen Erlebnis. Was aber fehlt sind die majestätischen Berge – da können die Rockies nicht mit den Dolomiten mithalten …

Rosi, nach deinen Olympiasiegen 1976 in Innsbruck hast du deine offizielle Karriere als Rennläuferin beendet – warum so plötzlich und wie hat sich dein Leben danach verändert?

Rosi Mittermaier: 2x Gold bei den Olympischen Spielen, 3x Gold bei den Alpinen Weltmeisterschaften – mehr ging nicht – ein guter Zeitpunkt aufzuhören. Außerdem waren wir damals noch reine Amateure, Verdienstmöglichkeiten gab es nicht. Durch den Erfolg haben sich für mich Türen zur Existenzgründung geöffnet – das war wichtig. Ich wurde überrollt von Werbeverträgen und TV-Angeboten. 1980 haben Christian und ich geheiratet. Die Familie mit unseren beiden Kindern Felix und Ameli, und seit jüngstem auch unserem Enkelkind Oskar, hat einen großen Stellenwert in unserem Leben. Dafür möchte ich heute viel Zeit haben.

Welchen Stellenwert hat das Skilaufen heute noch in eurem Leben?

Christian Neureuther: Wir erleben Skilaufen als gemeinsames, selbstverständliches Miteinander in der Familie. Es ist eine wunderbare Sportart, sich in der Natur in der frischen Luft zu bewegen, der gesundheitliche Aspekt dabei ist riesig. Wir sind dankbar dafür, dass wir das heute noch zusammen so umsetzen können.

Was macht ihr, wenn ihr mal nicht auf den Brettern steht?

Rosi Mittermaier: Wir sind da beide etwas unterschiedlich. Ich liebe es, in meinem Garten zu „wuseln“, Christian sucht gerne immer wieder neue Herausforderungen. Wir sind gerne in der Natur, radeln gerne, Christian liebt auch Mountainbike-Touren. Wir spielen auch Golf, Christian lieber als ich. Es sind in erster Linie dann Charity-Turniere, an denen wir teilnehmen. Großen Spaß haben wir beide am Nordic-Walking, eine Sportart, bei der, wenn man es richtig macht, der ganze Körper beansprucht wird.

Dr. Liane Melzer im Altonaer Rathaus: „Ich wünsche mir, dass das Engagement erhalten bleibt.“
Dr. Liane Melzer im Altonaer Rathaus: „Ich wünsche mir, dass das Engagement erhalten bleibt.“
Euer Sohn Felix ist einer der bekanntesten und beliebtesten deutschen Skirennläufer. Inwieweit habt ihr seinen Karriereweg gefördert und gemanagt?

Christian Neureuther: Ohne Elternengagement und -management wird kein Kind so einen Weg beschreiten. Dabei ist es wichtig, den Kindern vor allem die Freude an einer bestimmten Sache zu vermitteln, sie Glücksgefühle und Erfüllung erleben zu lassen. Das ist die Voraussetzung für Erfolg. Wir haben Felix nie in dem Sinne „gepuscht“. Durch unsere eigene Laufbahn haben wir ihm unsere Emotionen, unsere Leidenschaft fürs Skilaufen vorgelebt. Natürlich haben wir damit den Grundstein für die Entwicklung seiner eigene Persönlichkeit gelegt.

„Ich liebe es, in meinem Garten zu ,wuseln’. Christian sucht immer wieder neue Herausforderungen …!“

Was hat sich gegenüber früher am internationalen Spitzensport verändert? Haben sich die Motive für junge Spitzensportler verschoben?

Rosi Mittermaier: Die Leidenschaft für den Sport ist sicherlich die Gleiche geblieben, dazugekommen sind in der heutigen Zeit die wirtschaftlichen Aspekte. Sponsorenverträge, Werbeaufträge und das Verhalten der Medien üben einen immensen Druck auf die Sportler aus. Spitzensportler heutzutage sind Profisportler, die Aus- übung eines anderen Berufes nebenbei ist undenkbar. Nur wer wirklich Weltspitze ist, verdient auch gut.

Hamburg ist während der Frühjahrsferien wie leer gefegt. Was ist eurer Meinung nach der Grund dafür, dass es immer wieder so viele Menschen – gerade auch aus Norddeutschland – zum Skilaufen in die Berge zieht?

Rosi Mittermaier: Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Für viele ist das jährliche Skilaufen zur Tradition geworden.

„Das ,Rutschen’ und ,Gleiten’, das macht doch schon im Kindesalter richtig Spaß!“

In Hamburg leben viele wohlhabende Bürger. Skilaufen kann man sich leisten. Außerdem gibt es kaum eine Sportart, die die Menschen so sehr anspricht: die Bewegung in der Natur, in der frischen Luft, das „Rutschen“ und „Gleiten“, das macht doch schon im Kindesalter richtig Spaß. Skilaufen ist ein sehr familienorientierter Sport, man erlebt gemeinsam. Überhaupt ist die Geselligkeit hier groß geschrieben.

Es ist irgendwie auch etwas Besonderes, dadurch, dass Hamburg kein Vorort der Alpen ist. Man steigt nicht eben mal kurz auf die Bretter, wie das von München aus möglich wäre.

Bäcker Körner
Ein absoluter Hype für Skifreaks ist Japan …

Rosi Mittermaier: … wir waren ja schon oft in Japan, erstmalig 1969, als sich der Skisport dort anfing zu entwickeln. Nach 1976 bin ich dann auch geschäftlich dort gewesen. Japan ist einfach anders, die Menschen sind anders, die Kultur ist anders – allein das ist schon ein Anreiz.

Euer Leben ist bislang von einem unglaublichen Aktivismus bestimmt gewesen. Habt ihr Tipps fürs Älterwerden?

Christian Neureuther: Es ist wichtig, Lebensabschnitte zu akzeptieren und sich im Rahmen dieser Abschnitte Ziele zu setzen und Herausforderungen zu stellen. Bewegung ist ein ganz wesentlicher Punkt, der nicht fehlen darf.

Was ist euer nächstes Ziel nach dieser Zeit in den Rockies?

Rosi Mittermaier: Wir werden erst einmal eine Weile zu Hause in Garmisch sein. Ende März geht’s dann zum Heliskiing nach Kanada.

Der KLÖNSCHNACK dankt für das Gespräch und wünscht noch angenehme Skitage in Vail, Colorado.

Autorin: Brigitte Hildebrandt

Severins Resort & Spa

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