1. Dezember 2016
Magazin

Eine klassische Achtundsechzigerin

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MENSCH DES MONATS

Eine klassische Achtundsechzigerin

Sabine Rheinhold, Journalistin

Unter der Überschrift „Neu bei uns“ hat der Runde Tisch Blankenese eine neue Gesprächsreihe ins Leben gerufen. Dabei spricht die Journalistin Sabine Rheinhold mit einem Flüchtling.

Durch Fragen stellen, ins Erzählen bringen. Damit Verstehen lernen. Die Blankeneserin Sabine Rheinhold führt Gespräche mit Flüchtlingen. FOTO: PRIVAT
Durch Fragen stellen, ins Erzählen bringen. Damit Verstehen lernen. Die Blankeneserin Sabine Rheinhold führt Gespräche mit Flüchtlingen. FOTO: PRIVAT
Unumwunden, fast ein wenig stolz, sagt Sabine Rheinhold: „Ich bin eine klassische 68erin.“ Entspechend der damaligen Aufbruchzeit mit ihren Studentenunruhen und Revolten wählte die gebürtige Berlinerin Studienfächer wie Politik und Germanistik.

Glück für die NDR-Zuschauer, dass die einstige Radio-Moderatorin und langjährige TV-Frau damals nicht ins Radikale abrutschte. Davor habe sie auch ihr liberalchristliches Elternhaus bewahrt, sagt Sabine Rheinhold.

Als junge Frau trat Sabine Rheinhold aus der Kirche aus. Vor zehn Jahren machte sie diesen Schritt rückgängig. „Mein Elternhaus hat mich mehr geprägt, als ich dachte“, so die pensionierte NDR-Journalistin. Kein Wunder also, wenn die erklärte 68erin angesichts der vielen Flüchtlinge nicht abseits stehen will. Stehen mochte sie auch nicht in Kleiderkammer oder beim Bettenbeziehen in ehemaligen Baumärkten.

So entstand die Idee, Gespräche mit Flüchtlingen zu führen. Rheinhold, das mus erwähnt werden, spricht politisch korrekt von Geflüchteten. Dieser Begriff lasse den Menschen einen Rest von Aktivität, erklärt die ehrenamtliche Gesprächsführerin. Ohne dabei belehrend zu wirken.

Zuhören, Fragen stellen, Menschen zum Erzählen bringen – das war früher ihr Journalistinnen- Alltag. Jetzt bringt Sabine Rheinhold Flüchtlinge, meist aus der Unterkunft Sieversstücken, zum Erzählen. Wie fühlen sie sich in ihrem neuen Zuhause? Was vermissen sie? Nur über solche Fragen und Antworten könnten Hamburger den Sieversstücken-Bewohnern näherkommen, damit besser verstehen. Gespräche also, von denen Befragte wie Zuhörer gleichermaßen profitieren. „Dabei muss das Vertrauen zu den Geflüchteten behutsam aufgebaut werden.“

Mag sein, dass der ehrenamtlichen Helferin nach so vielen Jahrzehnten im Beruf eine Aufgabe fehlte. „Wir definieren uns über Arbeit“, sagt sie. Wobei ihr der Abschied vom NDR scheinbar nicht allzu schwerfiel. Sie habe mit dem Fernsehen aufgehört.

„Das müssen jetzt andere machen.“ Glück für die Flüchtlinge. Denn nun steht Sabine Rheinhold regelmäßig an jedem zweiten Sonntag, eingebettet in das Kirchencafé, als Gesprächspartnerin im Gemeindehaus Blankenese bereit.

Vielleicht fragt ja auch mal ein „Geflüchteter“: Was macht eigentlich eine typische 68erin aus?

www.sabine-rheinhold.de

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

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