3. Juli 2018
Magazin

Ein bewegtes Leben 

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KLÖNSCHNACK PRIVAT

Ein bewegtes Leben 

Ulrich Kalbitzer, Ökonom

Von seinem Balkon aus beobachtet Ulrich Kalbitzer gern das rege Treiben auf der Elbe
Von seinem Balkon aus beobachtet Ulrich Kalbitzer gern das rege Treiben auf der Elbe
Bonn, New York und Gaza sind nur drei berufliche Stationen, die der Ökonom Ulrich Kalbitzer in seinem Lebenslauf stehen hat. Was der Blankeneser noch so Spannendes erlebt hat, berichtet er dem KLÖNSCHNACK.  

Mit dem Fernglas in der Hand beobachtet Ulrich Kalbitzer, wie die Cap San Diego über die Elbe schippert. Begeistert berichtet der 77-Jährige, was sich an Bord so tut.

Wer bei dem bekannten Ökonom in Blankenese zu Gast ist, wird zwangsläufig magisch von der bezaubernden Aussicht von seinem Balkon angezogen. Von eben diesem kann der Blick über die Dächer des Treppenviertels bis zur Elbe schweifen. Seit zwölf Jahren ist der weit gereiste Kalbitzer wieder in Hamburg. Mit leicht entrücktem Blick berichtet er von seinem abwechslungsreichen Berufsleben. Seine erste Station nach dem Volkswirtschaftsstudium führte ihn nach Frankfurt. Hier arbeitete er für verschiedene Banken. Kalbitzer berichtet: „Dann habe ich festgestellt, dass der Beruf nicht das Richtige für mich ist.“

Er entschied sich für eine Laufbahn in der Politik. Er bewarb sich bei der SPD-Fraktion in Bonn und bekam den Posten als persönlicher Referent von Alex Möller, dem ehemaligen Bundesfinanzminister. Auch war er für Hans Apel im Finanzministerium tätig. Danach erhielt Kalbitzer die Chance als Finanzreferent für die Vereinten Nationen in New York zu arbeiten. Kurz zuvor verstarb bedauerlicherweise seine Frau an Krebs.

„Am meisten bewegt mich die Zeit in Gaza“  
Ein Neuanfang kam da gerade recht. Er zog also als alleinerziehender Vater mit zwei Teenagern für fünf Jahre nach Manhattan. Hier lernte er seine zweite Frau kennen. Sie war Botschafterin der karibischen Insel Grenada. Als seine Zeit in New York um war, zogen sie wieder nach Bonn. Schon kurz darauf zog es ihn und seine Familie nach Wien, denn er erhielt Gelegenheit, für das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina (UNWAR) zu arbeiten. Für ein Jahr ging er sogar nach Gaza – ohne Familie. „Für sie war es dort zu gefährlich.“ Am meisten bewegte ihn die Hoffnungslosigkeit der Menschen in Gaza. Als auch seine zweite Frau an Krebs erkrankte, gab er seinen Posten bei UNWAR auf und zog zu ihr nach Berlin. Nach dem Tod seiner zweiten Frau zog der Pensionär nach Blankenese. Ihm wurde langweilig, deswegen suchte er sich zwei Projekte: Er schrieb ein Buch und suchte sich ein Ehrenamt.

Sein Buch trägt den Titel „Koch- und Überlebenstipps für alleinstehende ältere Herren“. Das war ihm ein Anliegen, denn er lernte aus der Not heraus einfache und leckere Gerichte zu kochen und möchte dieses Wissen an andere Männer weitergeben. Um Wissen geht es auch bei seinem Ehrenamt. Er ist im Aufsichtsrat bei GANGWAY, einem Verein für Segelschiffpädagogik und Integration von Jugendlichen. Stolz ist er auf die GANGWAY-Schule, hier erhalten unterpreviligierte Jugendliche eine Chance auf einen Abschluss.

Soziales Engagement ist Kalbitzer in die Wiege gelegt. Sein Vater Hellmut Kalbitzer war ein deutscher SPD-Politiker und Widerstandskämpfer gegen die Nazis. Er war Mitbegründer der Sozialistischen Freien Gewerkschaft und nach deren Auflösung beteiligte er sich am Aufbau des DGB.

Kalbitzer denkt aber noch lange nicht ans Aufhören – er engagiert sich weiter.

Autorin: anna-lena.walter(at)kloenschnack.de 

http://gangway.hamburg

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