27. April 2018
Magazin

„Drei mal dreißig Jahre“

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KLÖNSCHNACK PRIVAT

„Drei mal dreißig Jahre“

Heinz Lieven, Schauspieler 

Der Hausherr, ein gebürtiger Blankeneser auf seiner Terrasse mit Blick auf den Süllberg.
Der Hausherr, ein gebürtiger Blankeneser auf seiner Terrasse mit Blick auf den Süllberg.
Ein Hausbesuch an einem 90. Geburtstag ist auch für den KLÖNSCHNACK etwas Ungwöhnliches. Bei Kaffee und Kuchen erzählten Hausherr und Ehefrau aus einem prallen Leben.  

Der Geburtstagsbesuch bei einem 90-Jährigen kann viele Themen anreißen. Die Vergänglichkeit, das Abschiednehmen, der irgendwann kommende Schiffbruch durch das Älterwerden, der Sinn oder auch Unsinn, den der Alltag mit sich bringt. Und den ein alter Mensch deutlicher sieht als junge Leute, die zu dieser Erkenntnis erst noch kommen können.

Am Geburtstag von Heinz Lieven geht es um andere Themen. Ein Schauspieler eben; ein Intellektueller der sympathischen Art.

Aufgeschlagen liegt auf einem Beistelltisch Lessings „Nathan der Weise“. Goethes „Faust“ ist ebenso mit einem Lesezeichen markiert wie die Essays von Montaigne. Und um den literarischen Kanon auf die Spitze zu treiben, liegt auch noch James Joyce Ullysses ganz beiläufig herum.

Was bei einem Gymnasiasten ein wenig inszeniert aussehen könnte, ist der Alltag des Paares Lieven.

Die Namen von Regisseuren, von Schauspielern und Autoren schwirren durch den Raum wie Stars bei einer Hollywood-Premiere.

In Heiner Müllers „Germania – Tod in Berlin“ stand Lieven in Mannheim auf der Bühne. Das Berliner Schillertheater, die Freie Volksbühne, die „Morgenstern Bühne“ – zahllose Bühnen in ganz Deutschland , waren Lievens Zuhause. Eine der letzten Stationen war das Altonaer Theater. „Hier spielte ich 378-mal in der Feuerzangenbowle“ so der Schauspieler. Auch im „Piccolo“–Theater, einst im Guinessbuch der Rekorde als kleinste Bühne der Welt geführt, spielte Heinz Lieven.

Die Namen von Autoren, Schauspielern und Intendanten schwirren durch den Raum.
Wer sich mit den Filmen und Fernsehspielen mit dem dem Blankeneser Mimen beschäftigen möchte, sollte Geduld mitbringen. Es begann 1961 mit „Das Wunder des Malachias“, führt über „Reifezeit“ (1976), einen Trimmel-Tatort (1982) über Serien wie „Großstadtrevier“ und „Hafenkante“ bis hin zu „Arzt mit Nebenwirkungen“ (2017).

Zu den künstlerischen Höhepunkten zählt zweifellos die internationale Produktion „Cheyenne – This Must Be the Place“. Ein Film mit Sean Penn und Frances McDormand.

Titel, Namen, Autoren geben Anlass für zahllose Anekdoten. Selbst Rommel als Patient in einem Blankeneser Sanatorium taucht darin auf.

Ehefrau Herta: „Es sind eben drei mal dreißig Jahre Leben.“

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

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