31. August 2018
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Auf vier Pfoten zur WM

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FREIZEIT

Auf vier Pfoten zur WM

Tierisch

Rettungshund Pelle hat die gesuchte Person gefunden und erstattet „Anzeige“ FOTO: KAARE JOHANNESSEN 
Rettungshund Pelle hat die gesuchte Person gefunden und erstattet „Anzeige“ FOTO: KAARE JOHANNESSEN 
Die diesjährige Fußball-WM war keine Glanzstunde für Deutschland. Doch eine neue WM-Hoffnung gibt es: Border Collie Pelle aus Rissen hat sich für die 24. Weltmeisterschaft für Rettungshunde in Slowenien qualifiziert. 

Vom 18. bis 23. September findet in Lubljana in Slowenien die 24. Weltmeisterschaft für Rettungshunde statt. Mit dabei ist auch ein Rissener: Pelle, ein sechs Jahre alte Border Collie. Er hat sich mit Besitzer und Trainer Kaare Johannessen und Hundeführerin Elke Jackel über internationale Prüfungen in Dänemark und Schweden für den Wettbewerb qualifiziert. „Seit mehreren Jahren trainieren wir für dieses Ziel. Nun haben wir es geschafft“, freut sich Johannessen, der aus Norwegen stammt und dort bereits in den 90er Jahren erfolgreich Rettungshunde ausgebildet hat. An den Start geht Pelle allerdings mit Elke Jackel, mit der er in diesem Jahr als bestes deutsches Team auf der Qualifikationsliste der Internationalen Rettungshunde Organisation (IRO) steht. Zu diesem Dachverband gehören 121 nationale Organisationen in 43 Ländern.

Im Gegensatz zu Einsatzteams, die rund um die Uhr für den Ernstfall abrufbereit stehen, ist Pelle ein reiner Sport-Rettungshund, der zwar wie ein Einsatzhund ausgebildet wurde, aber nicht in Notfällen eingesetzt wird. Er nimmt lieber an Wettbewerben teil.

Die Weltmeister werden in drei Disziplinen ermittelt: Fährten-, Trümmer- und Flächensuche. In der Disziplin Flächensuche ist das „Team Pelle“ aus Rissen als einziges deutsches Team nominiert.

Bei der Fährtensuche verfolgt der angeleinte Hund mit seiner Nase dicht am Boden exakt die Spur, die das „Opfer“ gegangen ist und findet so die gesuchte Person. Trümmerhunde suchen nach verschütteten Personen in eingestürzten Gebäuden. Pelle hingegen, der nach Stammbaum eigentlich „Little blue moon be happy“ heißt, wird bei der Flächensuche von Jackel ohne Leine in ein zumeist dichtes Waldstück geschickt, durchstöbert das Gebiet und nimmt menschlichen Geruch auf. Findet er einen Menschen, der Hilfe benötigt, weil er beispielsweise auf dem Boden liegt, meldet er seiner Hundeführerin den Fund. Diese Meldung wird „Anzeige“ genannt.

Das „Team Pelle“ ist als einziges deutsches Team nominiert. 
Während andere Hunde zur Anzeige vor dem Opfer ausharren und nach dem Hundeführer bellen, bis dieser eintrifft, hat Pelle eine besondere Variante gelernt. Er trägt ein Spezialhalsband mit einem eingehängten gebogenen Stück Kunststoff, das er zur Erkennung selbstständig ins Maul nimmt, wenn er beim Opfer angekommen ist. So läuft er zurück zu Elke Jackel, die ihm das Spezialhalsband abnimmt, ihn anleint und sich von ihm zur Person führen lässt. Auf diese Weise wird in einem Ernstfall das Opfer nicht zusätzlich durch lautes Gebell gestresst oder verschreckt.

Während der Weltmeisterschaft muss Pelle zwei Prüfungen durchlaufen, die einen tatsächlichen Einsatz simulieren. In der ersten Prüfung muss die intelligente Spührnase innerhalb von 30 Minuten auf einer Waldfläche von 40.000 Quadratmetern drei Personen finden. Da ist eine gute Taktik von Jackel gefragt, die den Hund über das Gelände lenkt. Bei der zweiten Prüfung meistert Pelle auf einem großen Platz neun Aufgaben aus dem Bereich „Unterordnung und Gewandtheit“. Dazu gehören das Begehen einer horizontalen Leiter, einer beweglichen Brücke oder auch das Kriechen durch einen Tunnel mit anschließendem Schlauch.

„Wir gelten als Außenseiter“, schätzt Elke Jackel ihr Team ein. „Die Favoriten kommen aus Korea, den Niederlanden und Slowenien.“ Dennoch stehen die Chancen gut, wenn Pelle und seine Hundeführerin gleich morgens bei kühleren Temperaturen in dem hügeligen Waldgebiet starten dürfen. Im Gegensatz zu größeren Hunden macht das anspruchsvolle Gelände dem Border Collie nämlich keine Konditionsprobleme. Ganz gleich, welchen Platz Pelle letztlich bei der WM belegt, ein Erfolg ist die Teilnahme schon jetzt. Besitzer Kaare Johannessen wollte seinen Hund eigentlich selbst durch die Prüfungen führen, aber er erkrankte an MS. Seine Partnerin Elke Jackel übernahm die Aufgabe gern – und das, obwohl sie noch vor 15 Jahren große Angst vor Hunden hatte, da sie mehrfach von einem Schäferhund gebissen worden war. Heute leiten sie gemeinsam eine ehrenamtliche Gruppe von Rettungshundesportlern. Wer das „Team Pelle“ im Training erleben oder selbst seinen Hund ausbilden möchte, kann per E-Mail Kontakt aufnehmen: elke-jackel@t-online.de. 

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de 

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