10. Juli 2015
Freizeit

Arbeiten auf dem historischen Ewer Gloria

Seit Jahren fährt das Elmshorner Traditionsschiff GLORIA einmal jährlich für mehrere Wochen auf die Ostsee

Gloria segelt nach Fehmarnsund

Gloria segelt nach Fehmarnsund

Seit Jahren fährt das Elmshorner Traditionsschiff GLORIA einmal jährlich für mehrere Wochen auf die Ostsee. Dort kann die Crew mit viel Spaß den Umgang mit dem Segelschiff trainieren, ohne ständig an Ufer zu gelangen, wie auf der Elbe. Über einen Teil der Reise 2015 berichtet Schipper Ulrich Grobe:

„Es goss in Strömen, als der Ewer am Samstag, 27. Juni 2015, in Maasholm an der Schleimündung von der alten an die neue Crew übergeben wurde. Wohl auch deshalb ging die Übergabe ganz schnell vonstatten. „Alles ist gut“ sagte Schipper Rolf Biehl und drückte mir die Schiffsschlüssel in die Hand. So war es auch tatsächlich. Die Crew hatte das Schiff noch aufgeräumt und von innen sauber gemacht. Es war eine Freude an Bord zu kommen. Das musste auch der Regen gemerkt haben, denn er ließ schnell nach und machte der Sonne Platz.“

Der nächste Tag brachte ausreichendes Segelwetter. Zwei Windstärken aus Nordwest brachten GLORIA unter Vollzeug nicht übermäßig schnell, aber konstant in Richtung Marstal auf der dänischen Insel Aerø. Es zeigte sich wieder einmal, dass GLORIA Wind von der Seite oder von achtern braucht. An ein Hoch-an-den-Wind-Gehen wie bei modernen Seglern ist nicht zu denken. Nach Mittag schlief der Wind ein und unser Motor brachte uns in den historischen Hafen von Marstal. Es war heiß. Zu heiß zum Essen kochen. Die nächste Eisdiele war unsere, leckeres dänisches Eis! Der Abend fand uns dann in einem Restaurant inmitten des bezaubernden Städtchens, wo die Zeit wie stehengeblieben wirkt, „hyggelig“ sagen dazu die Dänen und meinen damit „gemütlich“ und genau so war es.

Der immer noch schlafende Wind empfahl uns am Montag als nächste Etappe das nahegelegene Bagenkop. Wir fanden in der Marina einen wunderbaren Platz mit Blick auf die offene See. Das musste der Wind gemerkt haben, denn am Abend blies er mit Macht über die See auf das quer liegende Schiff am Kai und ließ es die Nacht über ordentlich zappeln.

Der kleine Hafen in Lemkenhafen ist eigentlich nur für Yachten gemacht, aber am alten Kai ist noch Platz für ein einziges Schiff von der Größe der GLORIA. Diesen Platz konnten wir ergattern. Wir waren von Bagenkop früh am Morgen gestartet. Für den Nachmittag sagte der Wetterbericht Flaute voraus. So war es auch. Bis Mittag segelten wir unter Vollzeug mit herrlichem Wind in Richtung Ost bis der Wind so gegen Mittag wieder einschlief. Für GLORIA wurde daraus dann eine gemütliche Tour unter Motor im Sonnenschein über die Ostsee. Gut drei Stunden später erreichten wir Lemkenhafen. In dem Ort gibt es eigentlich nur ein Restaurant, das um 21.00 Uhr schließt, weil dort dann wirklich Ruhe ist, und eine Fischräucherei mit Gastronomie. Mit deren Produkten waren unsere beiden kommenden Mittagessen sehr lecker gerettet. Üblicherweise gibt es auf See mittags nur Kaltverpflegung.

Am Mittwoch fuhren wir mit unserem leisen und angenehm zu ertragenden Motor unter der Fehmarnsund-Brücke hindurch weiter zur Insel Poel. Das war das erste Mal, dass GLORIA östlich der Brücke fuhr und wir waren darüber mächtig stolz. Wir hatten uns auf Poel im Hafen Timmendorf-Strand angemeldet und uns war der einzige für GLORIA geeignete Liegeplatz vom Hafenmeister zugesagt worden. Leider hat er nicht Wort gehalten. Als wir ankamen, lag dort eine protzige Motoryacht. Wir legten GLORIA in der Not an einen Platz, der für Fischer reserviert war. Kaum hatten wir festgemacht, kam dann auch einer und beanspruchte – zu Recht – seinen Platz. Wir waren sehr froh, als ein anderer Fischer uns seinen Platz ein Stück weiter im Fischereihafen überließ. Der Hafenmeister hatte sich unterdessen in den Feierabend aus dem Staub gemacht. Umso erstaunter waren wir, als er am nächsten Morgen volles Hafengeld von uns verlangte. Beim Abschied sagte er aufgrund unseres Protestes: „… und lasst Euch bloß hier nicht wieder blicken!“ Keine Angst, verehrter Hafenmeister, nach Timmendorf-Strand auf der Insel Poel kommt GLORIA definitiv nicht wieder!

Für dieses unschöne Erlebnis entschädigte uns der nächste Tag. Vor der Insel konnten wir bei Süd-Ostwind von 4 Bft. alle Segel setzen und in einer Rauschefahrt bis Burgtiefe auf Fehmarn durchsegeln. Ein wahrer Höchstgenuss für GLORIA und ihre Crew.

An der Mastspitze führt GLORIA eine kleine Flagge, die anzeigt, woher der Wind weht. Dieser „Flögel“ hatte sich um den Mast gewickelt und bot ein merkwürdiges Bild. Zu nutzen war er auch nicht mehr. Deshalb fuhr GLORIA am nächsten Tag, dem Freitag, vor Burgtiefe mehrere Kreise. Es klappte, der Flögel entwickelte sich und wehte wieder frei. Was die anderen Segler sich bei unserem merkwürdigen Verhalten gedacht hatten, ließ uns dabei kalt. Der schwache Wind kam nun von achtern, wir setzen unser Vorsegel, die Fock, und segelten unter der Fehmarnsund-Brücke hindurch. Also war GLORIA nicht nur erstmals östlich der Brücke gewesen, sondern ist sogar darunter hindurch gesegelt!

Das Ziel, den Museumshafen in Wendtorf in der Probstei, erreichte GLORIA anfänglich unter Vollzeug, dann wieder nur unter Motor. Am nächsten Tag ging es bei strahlendem Sonnenschein durch die Kieler Förde. Nach einer Stunde Kreisen vor der Schleuse des Nord-Ostsee-Kanals ging es hinein und mit einem Tank-Zwischenstopp bis zum Obereiderhafen in Rendsburg. Inzwischen hatte sich ein Gewitter aufgebaut. Der nahegelegene Jahrmarkt musste deshalb auf Besucher verzichten, auch auf die Crew der GLORIA. Der Sonntag sah die GLORIA schon um 7 Uhr auf dem Kanal, um in der Hoffnung auf schnelles Schleusen in Brunsbüttel dann mit dem Abendhochwasser auf der Krückau nach Elmshorn zu gelangen. Dies gelang. GLORIA liegt nach den insgesamt 249 Seemeilen (entspricht 461 km) wieder an ihrem Liegeplatz und wartet auf die nächsten schönen Fahrten.

GLORIA sucht Mitmacher
Der historische Ewer GLORIA wird von einem Verein aus Elmshorn betrieben. Er bietet öffentliche und Gruppenfahrten zumeist auf der Elbe und ihren Nebenflüssen an. Damit wird das Geld verdient, das für Betrieb, Pflege und Unterhalt des Schiffes gebraucht wird. Über die Jahre hat sich ein offener Kreis von Mitmachern gebildet, der gern weitere Mitglieder aufnimmt. Vorkenntnisse sind dazu nicht erforderlich, sondern Lust am Gebrauch von Kopf und Händen. Es gibt keine Pflichttermine, sondern Mitarbeit zu freiwillig vereinbarten Terminen.

Ewer GLORIA e.V., Hollandweg 54, 25421 Pinneberg, Tel. 04101-606427, www.ewer-gloria.de

Auch interessant