4. Juni 2019
Elbvororte

Nachhaltig regenerative Landwirtschaft am Rissener Stadtrand hautnah erleben

Rissen/ Wedel

Viele Interessierte folgten der Einladung des Bürgervereins einen Ausflug zum Gut Haidehof in Wedel zu machen.

Viele Interessierte folgten der Einladung des Bürgervereins einen Ausflug zum Gut Haidehof in Wedel zu machen.

Rissen/ Wedel. „Prima, wenn wir hier künftig frisches Gemüse und Eier von frei laufenden Wiesen-Kratze-Hühnern kaufen können“, freuten sich viele Radler auf dem Gut Haidehof in Wedel – unmittelbar am Rissener Stadtrand. Die Nachbarschafts-Radeltour des Rissener Bürgervereins am 1. Juni 2019 war ein voller Erfolg. „Mit einem so großen Interesse hatten wir kaum gerechnet“, meint Silke Ladiges vom Verein zur Erhaltung der Kulturlandschaft Rissen-Sülldorf e.V., die als zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin die Tour organisiert hat, „diesmal waren wir mit 35 Personen unterwegs. Da müssen wir sehen, dass wir den Überblick behalten.“

Auf dem Gut Haidehof wurden die Rissener von Stephan Böhm erwartet. Der Betriebsleiter des landwirtschaftlichen Modellprojekts hatte sich viel Zeit genommen, um den Teilnehmern das Gut zu zeigen und die aktuellen Pläne vorzustellen. Direkt vor Ort, im neu angelegten Gemüsegarten, zeigte und erklärte Böhm, wie die Bewirtschaftung künftig laufen soll. „Mit unserem Betriebsteam haben wir uns in vielen Ländern der Welt umgesehen. Zum Teil sind es ganz alte – und zum Teil ganz neue Erkenntnisse, nach denen wir hier Gemüse, Kräuter und Obst anbauen werden. Dabei geht es vor allem um einen behutsamen Aufbau und die nachhaltige Verbesserung des Bodens.“

Im Gemüsegarten, dessen Anbauform international als „Market Garden“ bekannt ist, waren die Besucher überrascht von der Vielfalt der Arten und Sorten, die hier scheinbar bunt nebeneinander her wachsen und gedeihen. Es gibt Zwiebeln und Lauch, Radieschen, Fenchel und Möhren, Erbsen, Kohlrabi, Tomaten und viele Arten von Salat. „Das sieht nur so durcheinander aus“, lacht Stephan Böhm. „Wir haben einen ganz genauen und detaillierten Plan, nach dem die Anordnung der Arten, die jeweiligen Pflanz- und Erntezeiten und die Anreicherung des Bodens mit den Pflanzabfällen getaktet sind.“

Ebenso dynamisch soll die Weidewirtschaft laufen: Wie bei den Nomadenvölkern werden die Rinder künftig alle drei Tage von einer Weidefäche auf die nächste getrieben. Ihnen folgen mit Abstand die Hühner in einem offenen Mobilstall. „So können alle Tiere täglich frisches Gras und Kräuter fressen. Außerdem landen die Hinterlassenschaften der Rinder nicht immer auf demselben Boden“, erläuterte Stephan Böhm, „so kann er sich erholen und baut sich ganz allmählich zu einem gesunden und ökologisch intakten Boden auf.“

Auf die Weide kamen die Besucher nur mit sportlicher Einlage: Klettern über den Weidezaun war angesagt. Dann wühlte Stephan Böhm neben den friedlich wiederkäuenden Rindern im frischen Kuhfladen und zeigte, was darin alles lebt: „Unzählige Kleinstinsekten im Dung sind eine ideale, proteinreiche Kost für frei laufende Hühner.“

Unterdessen konnten die ermatteteren Radlerinnen und Radler pausieren und sich anderweitig stärken: Silke Ladiges hatte Zitronenkuchen und Rosinenstuten gebacken und lud zur zünftigen Kaffeetafel in der Remise ein. Auf Strohballen und in einer alten Kutsche kam es zu unterhaltsamen Gesprächen. Stephan Böhm und zwei weitere Mitwirkende aus dem Betriebsteam boten frisch geernteten Salat: „In diesem Sommer werden wir die ersten Gemüsekisten anbieten und verkaufen. Bald werden wir auch den Hofladen eröffnen. Dann können alle Hamburger und Wedeler zum Einkaufen herkommen.“

„Die Resonanz auf unsere Exkursionen zur Landwirtschaft ist toll. Wir planen schon bald die nächste Tour“, freut sich Silke Ladiges. „Es war super interessant und wir haben viel Neues erfahren“, bestätigen Otto Hoppe und Hilde Haupt vom Bürgerverein Rissen. „Hoffentlich spielt das Wetter immer so gut mit wie bisher!“

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