2. Oktober 2015
Magazin

THEMA: Schnitzel verfahren 

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TIMS THESEN 

THEMA: Schnitzel verfahren 

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse 
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse 
Es ist Zeit für eine Sprachkritik und -analyse. Zu oft sollte man derartiges nicht versuchen, denn es führt zu Überheblichkeit und ist sinnlos, denn: Karl Kraus spottete schon während des Ersten Weltkriegs über „Pilze, die wie Munitionsfabriken aus dem Boden schießen“. Wir können heute aber sicher sein, dass die Pilzfloskel täglich in zahlreichen deutschen Zeitungen erscheint.

Das Folgende dient daher eher der Unterhaltung, denn der Belehrung. Ein Bekannter von mir ist Koch, aber leider außerstande Schnitzel zu braten. Was er kann, ist Schnitzel „abbraten“. „Am Dienstag habe ich Schnitzel abgebraten“, ist ein völlig normaler Satz in einer Restaurant- oder Kantinenküche.

Vor einigen Monaten dann sah ich eine Dokumentation über den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan. Ein Feldwebel sagte. „Die LKW, die Sie hier sehen, werden jetzt alle nach dem Flughafen verfahren.“ Verfahren?

Ein Bäcker in Blankenese warb neulich für ein Backwerk. Es sei mit einem Körner-Mix „abgestreut“. Ich frage mich, ob es irgendeinen Grund gibt, warum der Bäcker sich nicht für „angestreut“ entschieden hat. Wahrscheinlich nicht.

Es gibt Vorsilben, die hören wir nicht mehr, so inflationär sind sie bereits gebraucht worden. Wenn Sie einen Brief am Rechner tippen und ihn partout in der Papierversion verschicken wollen, was müssen Sie dann tun? Richtig, Sie müssen den Brief drucken. Das tun Sie aber nicht, sie werden ihn „ausdrucken“.

Warum nicht rausdrucken? Warum nicht wegdrucken? Warum ist es nicht einfach beim Drucken geblieben? Meine These: Klingt zu einfach, zu simpel, hat zu wenig Lametta. Versetzen Sie sich nur in die Lage derer, die diese Vorsilben nötig haben! Sie stehen in nasser Uniform auf einem schlammigen Platz am „Arsch der Heide“ (Grenadierjargon) und bewachen Lastwagen. Ihnen ist kalt, Sie haben Hunger und Ihnen wird klar, dass Sie hier stehen, weil der verdammte Schulabschluss in die Grütze gegangen ist. Dann kommt ein gut gelaunter Reporter, hält Ihnen eine Kamera vor den Wirsing und will wissen, was um Gottes willen Sie da den ganzen Tag machen?

Da würden Sie auch nicht vom Eierschaukeln berichten, sondern vom „Verfahren“ der LKW. Im Stillen sagen Sie sogar „zerfahren!“.

Oder nehmen Sie den Koch. Der brät nicht ein Schnitzel – er brät 500. Wenn er nun zu Hause erzählt: „Wieder den ganzen Tag Schnitzel gebraten“, würde sich seine Freundin einen anderen suchen. Dagegen klingt „Schätzchen, heute wieder den ganzen Tag Schnitzel abgebraten!“ nach einer Tätigkeit mit Frontzulagen. Und der Bäckerlehrling, der stundenlang Zusammengefegtes aufs Brötchen streuen muss und anschließend zur Kreidetafel geschickt wird, der fühlt sich mit „abgestreut“ gleich ein bisschen mehr nach Fachkraft.

Panorama 

REUDELBERG
Gesellige Landpartie

Die Gäste lauschten gespannt den Worten von Prof. Dr. Hagemüller FOTO: BEATE ZOELLNER
Die Gäste lauschten gespannt den Worten von Prof. Dr. Hagemüller FOTO: BEATE ZOELLNER
Rund 500 Gäste waren zur Treudelberger Landpartie ins Steigenberger Hotel Treudelberg angereist. KLÖNSCHNACK-Herausgeber Klaus Schümann und Hoteldirektorin Silke Spieske luden zum siebten Mal zum geselligen Abend mit Barbecue auf den Golf-Terrassen ein. Trotz Dauerregen war es ein gelungener Abend.

Die Treudelberger Landrede hielt in diesem Jahr Prof. Dr. Friedrich Hagemüller, Ärztlicher Direktor der Asklepios Klinik Altona zu dem Thema „Hamburg aus medizinischer Sicht“. Bei der Tombola wurden 7.700 Euro für den guten Zweck gesammelt, unter anderem für die Infinitas-Kay-Stiftung. Unter den Gästen waren Oke Göttlich (St. Pauli), Sandra Quadflieg (Schauspielerin), Inka Schneider (Moderatorin), Bernd Wehmeyer (HSV) und Friedrich Werner (Bijou Brigitte).

Prof. Dr. Friedrich Hagemüller, Silke Spieske und Klaus Schümann FOTO: CARSTEN GENZ
Prof. Dr. Friedrich Hagemüller, Silke Spieske und Klaus Schümann FOTO: CARSTEN GENZ
Gabi und Lutz Bethge, Montblanc
Gabi und Lutz Bethge, Montblanc

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