4. April 2018
Magazin

THEMA: Müll und Wahnsinn

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TIMS THESEN 

THEMA: Müll und Wahnsinn

Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Tim Holzhäuser schreibt hier seine monatliche Glosse
Neulich brüllte mich eine alte Dame an: „HALT!“

Ich stand vor einem Mülleimer, Tochter an der einen Hand, Apfelsaftflasche in der anderen und wollte die Flasche wegschmeißen. „PFAND!“, brüllte die Frau und mir fiel der Groschen bzw. die acht Cent Flaschenpfand. Ich drückte Oma also die Flasche in die Hand und zog Kindchen weiter. Später sah ich im Hausflur einen Anschlag am Schwarzen Brett. Eine Belehrungsversammlung aller Mieter und Eigentümer zum Thema: ABFALLDISZIPLIN.

Jede Wette, dass keine weitere Sprache ein solches Wort kennt. Jeder, der ABFALLDISZIPLIN liest, fühlt sich sofort schuldig.

Machen wir uns klar: Es gibt niemanden außerhalb der Liegeradfahrer-Szene, der korrekt seinen Müll trennt. Warum nicht? Nun, er verursacht Chaos, vernichtet Wohnraum, frisst Zeit und verspottet den menschlichen Drang nach Effizienz. Man könnte nun einwenden, das sei alles Anno Tobak. Das deutsche System des Mülltrennens ist seit Jahrzehnten berüchtigt. Leider aber zählt es zu jenen ehemals sinnvollen Systemen, die eines Tages eine Art Staudammoberkante überwinden und dann in ein Becken aus Wahnsinn kippen. Neulich z.B. klingelten um 8.30 Uhr irgendwelche Heinis und drückten allen Nachbarn einen weiteren Eimer plus Tüten plus Belehrung in die Hand. Danach stand ich in der Küche, als verdutzte Bademantel-Figur und zählte durch: Restmüll, kompostierbarer Müll, Verpackungen mit Grünem Punkt. Des Weiteren Trennung von Altpapier, Altglas, Batterien, Korken, Getränkedosen …

Wer das System durchziehen will, der braucht sieben oder acht Eimer. Er braucht große Mengen an Mülltüten, muss aber nur selten raus zur Tonne. Der Müll verteilt sich exzellent in der ganzen Küche; die Verweildauer in den einzelnen Eimern steigt, der Duft von Fischgräten ebenso. Vor dem Haus finden seit Neuestem ständig „Begehungen“ statt, um Platz für weitere Tonnen auszukundschaften. Fahrradstellplätze werden dabei radikal eingespart. ABFALLDISZIPLIN geht vor.

Wer sich dann aufrafft, um etwa Flaschen korrekt zu entsorgen, findet am Flaschencontainer folgenden Hinweis: Das Einwerfen ist morgens, abends, samstags, sonntags, feiertags verboten.

Wer also einem Beruf nachgeht, aber dennoch korrekt Glasflaschen entsorgen will, muss Urlaub nehmen. Wird das so weitergehen? These hierzu: Absolut. Der Damm ist gebrochen. Wenn Sie 2025 einen Satz Batterien ins Klo schmeißen, wird Sekunden später der erste SEK-Helm aus der Keramik auftauchen und brüllen: „WERTSTOFF!“ Ich habe nun aber ernstlich den Eimer voll und werde den Fanatismus der Müllmafia kopieren. Nur andersrum: Ab sofort kommt alles in eine große Tonne und die verklappe ich, wo Platz ist. Später dann Parteigründung: BIG – Bürger gegen Irre.

Anm. d. Red.: Die sachlichen Fehler in dieser Glosse waren leider unvermeidlich. TH ist ein völlig normaler Mensch und blickt daher bei der Mülltrennung nicht mehr durch.

Ulrich Kuntze - Tischlermeister
Elektrohaus Wille oHG
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