4. Mai 2015
Magazin

Tote Hose im „Badma“? 


FREIZEIT 

Tote Hose im „Badma“? 

Freibad 

Image №1
Freibad Marienhöhe 1962. Das Wasser ist gerade noch zu erkennen …

Die Menschenmassen von einst sind Vergangenheit: Freibäder in Hamburg klagen über sinkende Besucherzahlen. Erste Gerüchte über Schließungen machen die Runde. Auch in den Elbvororten.

Kalt, heiß, kalt, heiß – das ist der belebende Mix, der gute Freibäder auszeichnet. Kaltes Wasser, heiße Mädels, kaltes Bier, heiße Fritten …

Ältere Elbvorortler holen bei solchen Einleitungen Fotos wie das oben hervor und belegen, dass der Freibadsommer kein Mythos war, sondern Realität.

Das hat sich gründlich geändert. Seit Jahren gehen die Besucherzahlen in sämtlichen Hamburger Freibädern zurück. Allein zwischen 2013 und 2014 verzeichnete die Betreibergesellschaft Bäderland einen Rückgang von ca. 35.000 für alle Hamburger Freibäder auf ca. 160.000 Besucher. Einzelne Bäder haben, gemessen an Spitzenjahre bis zu 70 Prozent weniger Gäste.

Dies führte jüngst zu einer Rüge des Bundesrechnungshofes, der auf Defizite der Bäderland GmbH von bis zu 19 Mio. Euro hinwies. Vor dem Hintergrund steigender Energiekosten musste die Bäderland alle 27 Bäder (darunter fünf Freibäder) „überprüfen“. Stilllegungen einzelner Bäder wurden nicht ausgeschlossen, scheinen mittelfristig aber unwahrscheinlich. Als städtische Gesellschaft hat die Bäderland einen Versorgungsauftrag, der über rein betriebswirtschaftliche Erwägungen hinausgeht.

Rückläufig sind allerdings die Mittel für Modernisierung und Instandhaltung: Sie sanken in den letzten Jahren von 24 auf 18 Millionen Euro.

Einzelne Bäder haben, gemessen an Spitzenjahren, bis zu 70 Prozent weniger Gäste

Auch in Blankenese, Sülldorf und Umgebung keimen bei solchen Nachrichten immer wieder Gerüchte und Sorge um das Freibad Marienhöhe auf. Diese sind laut Bäderland jedoch grundlos. Nach den Worten von Sprecher Michael Dietel ist das Freibad Marienhöhe zwar ebenfalls von sinkenden Zahlen betroffen (Auskünfte zu den Besucherzahlen für dieses einzelne Bad verweigerte die Bäderland), steht insgesamt jedoch nicht zur Disposition.

Image №2
Freibad Marienhöhe 2014. Beschaulich, sehr beschaulich …
Die Gründe für den Niedergang der Freibäder sind vielfältig. Zum einen leidet die Badesaison immer wieder unter dem grässlichen Wetter, das offenbar nicht nur gefühlt schlechter wird. Die Freibäder in Hamburg eröffnen im Mai, im Juni beginnt dann spätestens der Hamburger Monsun und ab August wird der Regen selbst Hartgesottenen zu kalt zum Baden. Selbst die steigenden globalen Durchschnittstemperaturen ändern nichts am Rückgang der klassischen

„Badetage“ mit blauem Himmel. Zum anderen haben die Freibäder Konkurrenz durch ein rasant wachsendes Freizeitangebot bekommen. In Hamburg jagt mittlerweile eine Großveranstaltung die andere. Der Besuch eines Freibads dürfte vielen jungen Hamburgern inzwischen etwas retro vorkommen.

Die Elbvororte haben so gesehen Glück mit der Entscheidung der Bäderland, das Freibad Marienhöhe weiter zu betreiben. Eine Modernisierung der alten Freibecken dürfte jedoch illusorisch sein.

Autor: tim.holzhaeuser(at)kloenschnack.de

www.baederland.de

Ad №5

Auch interessant