2. Mai 2017
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Suchen mit anderen Suchenden

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AUS DER KLINIK

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Ökumenische Klinikseelsorge

Seelsorgerin Silke Meemken entzündet hin und wieder Lichter für Patienten
Seelsorgerin Silke Meemken entzündet hin und wieder Lichter für Patienten
Die Asklepios Klinik Altona bietet eine Klinikseelsorge für Patienten, Angehörige und das eigene Personal an. Seelsorgerin Silke Meemken lässt den KLÖNSCHNACK hinter die Kulissen ihrer Arbeit blicken.

Der Weg durch die Schnecke hat für mich immer etwas Entschleunigendes“, sagt Silke Meemken, während sie in ruhigem Tempo den Gang in die kleine, schneckenförmige Kapelle betritt. Die Asklepios Klinik Altona bietet inmitten des Gebäudes einen unterirdischen Rückzugsort für Patienten und Angehörige, der durch Kerzenlicht und Deckenfenster dennoch freundlich hell wirkt.

Die Kapelle samt Orgel ist Teil der ökumenischen Krankenhausseelsorge, die Patienten, deren Angehörige und auch dem gesamten Krankenhauspersonal mit Gesprächen oder gemeinsamen Gebeten Beistand leistet.

Silke Meemken ist katholische Pastoralreferentin und eine von drei Seelsorgerinnen der Klinik. Jeden Tag geht sie von Station zu Station und schaut nach Patienten, die sich austauschen möchten. Das Gesprächsangebot wird häufig angenommen. Dabei ist unwichtig, ob die Person gläubig ist oder einer Religion angehört. Auch Gebete sind kein Muss.

„Patienten sollen die Möglichkeit erhalten, über Themen zu sprechen, die sie gerade beschäftigen und mit denen sie andere Personen, wie vielleicht ihre Familie, nicht belasten möchten“, erklärt Meemken. In der kleinen Krankenhauskapelle können Patienten innehalten, eine Kerze entzünden und in einer Sandschale Muster zeichnen; im Vorraum können außerdem bunte Zettelchen in eine Klagemauer gesteckt werden. Jeden ersten Sonntag im Monat findet ein ökumenischer Gottesdienst statt.

In der AK Altona besteht die lange Tradition der Rufbereitschaft. Auch abends und am Wochenende können Ärzte und Pflegekräfte eine Seelsorgerin zu einem Patienten rufen. In Notfällen auf der Intensivstation oder der zentralen Notaufnahme halten Meemken oder ihre Kolleginnen auch Nottaufen oder Segnungsfeiern ab.

Für sie ist es berührend, mit den Menschen zu sprechen, auch wenn sie nie weiß, ob man sich wiedersieht. „Ich bin immer wieder beeindruckt, wie Menschen mit ihrer Krankheit umgehen. Es macht mich dankbar, dabei sein zu dürfen und so viel mitzubekommen, sowohl an Trauer als auch an Freude.“

Silke Meemken bezeichnet sich selbst als unaufhörlich Suchende nach Antworten in ihrem Glauben. Bei den Gesprächen mit Patienten sucht sie mit anderen Suchenden gemeinsam.

Sich von der Not anderer nach den Gesprächen auch wieder zu distanzieren, ist für die 46-Jährige ein notwendiger Prozess. Sie hat mit der Zeit gelernt, sich innerlich zu verabschieden. Eine Kerze in der Krankenhauskirche anzuzünden, hilft ihr dabei, sich vor Augen zu führen, dass sie nur für einen gewissen Zeitraum in Anspruch genommen wurde. Doch dafür steht sie gerne immer wieder zur Verfügung.

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de

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