31. März 2017
Magazin

Spezialisten für freilaufende Eier

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UNTERNEHMER DES MONATS  

Spezialisten für freilaufende Eier

Der Cassenshof in der Stadt: im Hofladen in der Waitzstraße

Die Geschäftsidee: „Wir wollen dichter bei unseren Kunden sein“ brachte den Hofladen und seine Produkte mitten in die Waitzstraße, wo er zur feste Adresse für täglich einkaufende Passanten wurde.

Teresa Marie Pelka („Teresa bitte ohne H!“): „Schön, dass Sie da sind!“
Teresa Marie Pelka („Teresa bitte ohne H!“): „Schön, dass Sie da sind!“
Donnerwetter: Teresa Marie Pelka führt den Cassenshof in der vierzehnten Generation. Die Einsicht, dass es leichter ist, die Erzeugnisse an Mann und Frau zu bringen, wenn man sie ihnen entgegenträgt, kam schon vor langer Zeit. Es fehlte nur ein geeigneter Standort. Als der ehemalige Fachhandel für Weine sein Geschäft hier aufgab, fand man ihn mitten in der Waitzstraße. Das sprach sich schnell herum in Othmarschen und der Umgebung. Als Zeichen für, „Hier gibt’s auch Eier!“ steht ein riesiger Hahn vor der Tür, aus bunt bemaltem Metall. Und zur Freude der Städter geräuschlos. Der so geschichtsreiche Cassenshof liegt in Inzmühlen in der Nordheide. Dort kommt man noch mit dreistelligen Telefonnummern aus. Spezialisiert hat sich die studierte Agrarwissenschaftlerin (master of science agrar) auf den Handel mit Hühnereiern. Unterstützt wird die Familie dabei von etwa 25.000 Legehennen, davon 2.000 freilaufende und 5.000 „Bio“). Letztere werden entsprechend gefüttert, um die erwünschten Standards zu erfüllen. „Wenn dann mal ein mühsam aus dem Boden gezupfter Regenwurm dabei ist, macht das gar nichts.“ Die blitzenden Augen von Teresa Marie Pelka verraten: Man darf bei aller Sorgfalt nichts zu ernst nehmen. Der Hof liefert unter anderem erfolgreich an Handelsketten im Norden der Republik.

Das zweite Standbein ist der Spargel, nach dem – jetzt im Februar! – schon mal ungeduldig nachgefragt wird. Etwa 20 ha Spargelbeete gilt es zu bewirtschaften. Ab Mitte April („So plus minus fünf Tage“, ergänzt Mutter Marion Voß). Die beiden wissen um die Ungeduld ihrer Klientel, die es kaum noch abwarten will. „Dabei ist der Allererste gar nicht mal der Beste!“, wissen die Frauen vom Fach. Einmal müssen die Kunden dann aber doch auf den Hof: Jährlich am 1. Mai findet dort, etwa 50 Kilometer südlich von Hamburg, ein großes Hoffest statt. Dann wird Spargel angeboten, „was die Felder hergeben“. Bio-Spargel, versteht sich. Und weil das Schälen lange nicht so angenehm ist wie der Verzehr, wird der („gegen ein Lächeln!“) gleich geschält. Meistens wird dann ein Tagesausflug für die Besucher daraus. Mit Einkehr im Hofcafé für einen Kaffee und Selbstgebackenes. Das hat Tradition! Und wenn es in’n Kram passt, gibt es auch die neuen Kartoffeln zum Spargel („Nur, wenn die auch früh kommen!“).

Das ist nämlich das dritte Standbein: Der Anbau von Heidekartoffeln. Auch „Bio“. Es ist ohnehin immer viel los auf dem Hof. Richtig Pause gibt es nicht. Mitte Juni kommen die Gössel im Alter von einem Tag. Aus den gelben und flauschigen „Knäueln“ sollen bis Weihnachten leckere Bio-Weihnachtsgänse wachsen. Aufgeregt schnatternd machen sich derweil die Heranwachsenden zu Lieblingen der Hofbesucher. Begleitet von „Spargelmusik“, natürlich live!, und vielleicht einer Suppe aus der Hofküche lässt man es sich gut gehen. Oder bei einem zünftiger Eintopf? Ein zweiter Teller macht spätestens satt und zufrieden. Was für ein Spektakel auf dem Hof!

Dann wird der frische Spargel natürlich auch im Hofladen mitten in den Elbvororten angeboten. Eine Kundin betritt den Laden, „bewaffnet“ mit einem großen Einkaufskorb. Als sie geht, kann sie den kaum bewältigen. Die leckeren Auslagen haben es ihr angetan. Nicht alles kommt direkt vom Cassenshof. Kohlrabi, Sellerie und Tomaten sind ja auch gefragt. „Aber man darf sich nicht verzetteln!“

Teresa Marie ist rundum zufrieden. Das sieht man ihr an. „Wissen Sie, ich sehe unsere Landwirtschaft wie einen Tisch: Der steht auf mehreren Beinen auch sicherer. Das schöne ist, dass bei uns alle an einem Strang ziehen“. Familie eben. Naja, wenn das immer so wäre! Aber Zweifel sind nicht angebracht. Ihre Mutter ist gar in der Waitzstraße aufgewachsen, da weiß man, wie die Menschen hier ticken. „Das ist nicht so sehr anders als anderswo!“, stellt sie fest. Freudliches Auftreten hält sie nicht für einen Wesenszug, sondern für eine Verpflichtung gegenüber Kunden. Etwas von der Herzlichkeit der „Familie Cassens“ spürt der Besucher gleich beim Betreten des Hofladens. Die Mitarbeiter wissen, was sie dort feilbieten. Da fühlt man sich doch sofort gut beraten!

Und der Spargel kommt, wenn er da ist. Momentan regiert noch die Vorfreude.

Unternehmens-Auftritt: 

www.cassenshofladen.de


Autorin: uwe.petersen(at)kloenschnack.de

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