1. April 2016
Magazin

Leben und Treiben hinter alten Mauern

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GESELLSCHAFT

Leben und Treiben hinter alten Mauern

Was tut sich in den Land- und Herrenhäusern?  

Ehrwürdig, idyllisch und auf jeden Fall klassisch – die Landhäuser in den Elbvororten zählen zum Kulturgut der Hansestadt. Was spielt sich heute in ihnen ab? Der KLÖNSCHNACK hat sich mal umgesehen. 


Sommerlicher Empfang des Fördervereins Goßlerhaus e.V FOTO: KLAUS JUNGNICKEL 
Sommerlicher Empfang des Fördervereins Goßlerhaus e.V FOTO: KLAUS JUNGNICKEL 

Herrschaftlich thronen zahlreiche Landhäuser in den Parkanlagen der Elbvororte. Doch was passiert heute hinter den ehrwürdigen Mauern, wo früher Barone, Aristokraten, Kaufmänner und Senatoren residierten? Wagen wir einen Blick hinter die Kulissen. 

Das Haus Godeffroy

Das Landhaus Godeffroy idyllisch im Hirschpark gelegen. 
Das Landhaus Godeffroy idyllisch im Hirschpark gelegen. 
Tanzschülerinnen in der Lola Rogge Schule 
Tanzschülerinnen in der Lola Rogge Schule 

Die Godeffroys galten bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts als die hanseatische Kaufmannsdynastie schlechthin. Begründer war Ceasar Godeffroy (1742-1818), Nachfahre einer Hugenottenfamilie. Für ein standesgemäßes Heim sorgte 1786 der Nachfahre Johann Cesar IV.

Er kaufte in Nienstedten den Besitz des verstorbenen Kaufmanns Johann Roddes und beauftragte drei Jahre später Christian Frederik Hansen mit dem Bau eines Herrenhauses. Drei Generationen lebten hier. Der umgebende Hirschpark war schon zu Lebzeiten des letzten Bewohners für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das Haus ging nach dem letzten Godeffroy in verschiedene Hände über, bis die heutige Lola Rogge Schule 1972 in die Räumlichkeiten einzog. Bis heute werden hier Tanzschüler und angehende Tanzpädagogen in klassischem und modernen Stilen ausgebildet.

2017 feiert die Lola Rogge Schule ihr 90. Jubiläum. Aus diesem Anlass wird in der HafenCity der Lola Rogge Platz eingeweiht und im Wasserturm auf dem Ohlsdorfer Friedhof eigenes eine Ausstellung stattfinden. Im Herbst ist die Ausstellung und Tanzperformance zu „La Cellule“, in Erinnerung an die choreographische Arbeit von Jean Weidt zu sehen. An diesem Projekt, unter der Leitung von Nele Lipp, sind die aktuellen Ausbildungsklassen mit Filmtänzen beteiligt, die Christiane Meyer-Rogge-Turner und Monika Weller choreographieren. 

Das Haus Jenisch 

Das Jenisch-Haus im Jenischpark  FOTO: ULRIKE PFEIFFER
Das Jenisch-Haus im Jenischpark FOTO: ULRIKE PFEIFFER
Wunderschön wacht das Jenisch-Haus über die 42 Hektar große Parkanlage. In dem fürstlichen Landschlösschen residierte Senator Martin Johann Jenisch, der das klassizistische Gebäude nach Plänen des Architekten Franz Gustav Forsmann bauen ließ. Jenisch kaufte den exklusiven Baugrund 1827 von Baron Voght.
Kammerkonzertreihe mit dem Ensemble Obligat im Jenisch-Haus FOTO: MARIANNE MENKE
Kammerkonzertreihe mit dem Ensemble Obligat im Jenisch-Haus FOTO: MARIANNE MENKE
Im Jenisch-Haus ab April zu sehen: Emil Rabendings Bild „Kaiserin Elisabeth mit ihrem irischen Wolfshund“ FOTO: WIEN MUSEUM
Im Jenisch-Haus ab April zu sehen: Emil Rabendings Bild „Kaiserin Elisabeth mit ihrem irischen Wolfshund“ FOTO: WIEN MUSEUM

Heute gehört das Schlösschen zum Altonaer Museum. Die repäsentativen Gesellschaftsräume im Erdgeschoss widmen sich in einer Dauerausstellung dem Leben und Wirken von Caspar Voght. Im oberen Bereich des Hauses organisiert das Haus verschiedene Ausstellungen. Ab dem 24. April ist die Schau „Salonfähig. Frauen in der Heine Zeit“ zu sehen. Zudem beginnt im Mai wieder die Kammerkonzertreihe mit dem „Ensemble Obligat“. Neu ist, dass die Konzertveranstaltungen jetzt samstags und sonntags stattfinden.

Das Haus Rissen 

Das Haus Rissen erstrahlt im frischen Glanz 
Das Haus Rissen erstrahlt im frischen Glanz 

Heute ist das Haus Rissen, der ehemalige Landsitz des Kaufmanns Albert Ernst Vesper (1921) ein gemeinnütziges, unabhängiges und überparteiliches Fortbildungsinstitut. Hier werden Seminare, Workshops und Fortbildungen zu aktuellen Fragen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angeboten. Gründer des Bildungsinstitutes Haus Rissens war der Kaufmann und Politiker Erik Blumenfeld.

Politisch wird es auch am 21. April um 19.30 Uhr dann spricht General Frank Gorenc über die strategischen Herausforderungen für die westliche Alianz.

Das Goßlerhaus 

Goßlerhaus (früher Landhaus Blacker)
Goßlerhaus (früher Landhaus Blacker)
Tafelrunde im Gartensaal des Goßlerhauses
Tafelrunde im Gartensaal des Goßlerhauses

Das Landhaus im klassizistischen Stil wurde 1794 erbaut. Es lebten zahlreiche Kaufmannsfamilien in den folgenden Jahren in dem hoch über den Goßlerspark ragenden Prunkbau. John Henry Goßler kaufte es 1897 und setzte ein zweites Stockwerk auf. 1937 nutzte das Ortsamt das Gebäude. Fast 60 Jahre später gründete sich der Förderverein Goßler Haus e.V. zur Rettung des von Verfall bedrohten Hauses. Heute residieren in der Kulturstätte die Bucerius Law School und die Horst-Janssen-Bibliothek. Der Förderverein lädt jeden zweiten Mittwoch im Monat zu musikalischen oder kabarettistischen Darbietungen ein.

Die Plangesche Villa im Heine-Park

Salomon Heine, Hamburger Bankier und Onkel des Dichters Heinrich Heine, erwarb 1812 den Landsitz an der Elbchaussee. Nach dem Tod Heines stand die Villa lange leer und wurde schließlich abgerissen. 1903 erwarb der Mühlenbesitzer Georg Plange das Gelände und errichtete dort die heutige Plangesche Villa. Von 1939 bis 2000 diente das Anwesen der Seefahrtschule. Seit sechs Jahren residiert der Business Club Hamburg in der Villa im Heine-Park – dieser bietet Unternehmern die Möglichkeit bei Veranstaltungen Kontakte zu knüpfen. Auch für private Feiern ist die Villa mit Elbblick zu haben.

Das Witthüs

Nahe dem Godeffroy Haus schmiegt sich das Restaurant Witthüs zwischen hohe Bäume. Das reetgedeckte Haus wurde um 1800 als „Kavaliershaus“ erbaut. Das Witthüs wurde vor fast 40 Jahren als Pendant zum gleichnamigen Etablissement in Wenningstedt auf Sylt eröffnet. Heute wird tagsüber, wo bis 1959 der Dichter Hans Henny Jahnn lebte, Café, Tee und Kuchenspezialitäten, wie „Qualle auf Sand“ serviert. Abends verwandelt es sich zum Restaurant. 2014 empfahl der Guide Michelin das Haus. 

Das Ernst-Barlach-Haus 

Flach und funktional mutet das Ernst-Barlach-Haus im Jenischpark an. Seit 1962 beherbergt das Privatmuseum die Sammlung des expressionistsichen Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers Ernst Barlach. Neben wechselnden Sonderausstellungen (noch bis zum 16. Mai sind Herman de Vries Werke zu sehen) bietet die Konzert- und Theaterreihe „Klang & Form“ Unterhaltung.

Das Bargheer-Museum  

Im ehemaligen Gartenbauamt im Jenischpark (Eingang Hochrad) befindet sich heute das Bargheer-Museum. Nach langen Verhandlungen mit der Stadt über die Nutzung, können die Initiatoren Dirk Justus und Peter Silze endlich aufatmen. Ab Frühjahr 2017, nach Sanierungsarbeiten, kann das neue Museum rund um Bargheer eröffnen. Derzeit können Interessierte sich in den Räumen die Projektidee ansehen.

Das Heine-Haus 

Das ehemaligen Gartenhaus von Salomon Heine 1832 errichtet, steht seit den 60er Jahren unter Denkmalschutz. Seit 2001 ist das Haus eine Außenstelle des Altonaer Museums. Der Heine-Haus Verein engagierte sich zunächst für den Erhalt des Hauses und veranstaltet heute Rezitationen, Vorträge zu historischen, literarischen, kultur- und stadtgeschichtlichen Themen. Aber auch Kammermusik, Gesprächskonzerte und Lesungen sind Teil des bunten Programms. Am 6. April lädt der Verein zur „Mittwochssoirée“ um 19 Uhr ein. 

Das Hesse-Haus 

Wo seit 2008 die Bugenhagenschule in Blankenese ihr Lager aufgeschlagen hat und hunderte Schüler fröhlich Lärmen, lebte früher, in aller Idylle, der Kaufmann Rütger Heinrich Klünder. 1877 gelangte das Anwesen in den Besitz von G. H. Hesse, der es 1926 an die Gemeinde Blankenese verkaufte. Das Landhaus diente damals als Ortsamt. All den Landhäusern ist eines gemein: Die Bewohner der Elbvororte kümmern und schützen ihre Herrenhäuser.  

Autorin: anna-lena.walter(at)kloenschnack.de, Mitarbeit: Louisa Heyder  

Weissenhaus Betriebsgesellschaft mbH

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