2. März 2017
Magazin

Landwirtschaft und Vogelschutz 

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UMWELT

Landwirtschaft und Vogelschutz 

Kuh trifft Kiebitz 

Die Feldmarken Rissen-Sülldorf sind einer der letzten verbliebenen Lebensräume für Wiesenvögel im Bezirk Altona FOTO: NABU/ALEXANDER MITSCHKE
Die Feldmarken Rissen-Sülldorf sind einer der letzten verbliebenen Lebensräume für Wiesenvögel im Bezirk Altona FOTO: NABU/ALEXANDER MITSCHKE
In den verbleibenden Rückzugsgebieten brüten zum Beispiel noch kleine Populationen von Kiebitzen und einzelne Paare der Bekassine. Selbst Neuntöter und Goldammern sind dort anzutreffen. 

Unterschiedliche Interessen bestehen (seit siebzehn Jahren!) hinsichtlich der Planung für die Rissen-Sülldorfer Feldmark. NABU und BUND fordern geschützte Lebensräume für Kiebitze & Co. Wirtschaftliche Ziele treffen auf Wünsche zum Arten- und Biotopschutz.

„Die Ausweitung der wirtschaftlichen Nutzung der Feldmarken in Altona nimmt seit Jahren zu. Deshalb braucht es hier dringend einen Bebauungsplan, der einen verbindlichen und verlässlichen Rahmen für bauliche Vorhaben setzt und die Feldmarken als Rückzugs- und Lebensraum für Tiere und Pflanzen schützt.“

So Dr. Christian Gerbich vom NABU Hamburg. Das ist leichter gesagt als getan? Sicher. Wie fast überall steht diesen Plänen die Aussicht auf wirtschaftliche Nutzung der Flächen entgegen. Lorenz Flemming, planungspolitischer Sprecher der FDP, übernimmt den Gegenpart: „Priorität hat aus Sicht der FDP die dauerhafte Sicherung der landwirtschaftlichen Betriebe. Sie erhalten die Feldmark seit vielen Jahrhunderten und sichern sie für die familiäre Nachfolge“. 

Immer seltener anzutreffen: Kiebitz mit Nachwuchs FOTO: NABU/THORSTEN KRÜGER 
Immer seltener anzutreffen: Kiebitz mit Nachwuchs FOTO: NABU/THORSTEN KRÜGER 
Gestatten, Bekassine. Nur mit Glück anzutreffen FOTO: NABU/TIM HABENICHT 
Gestatten, Bekassine. Nur mit Glück anzutreffen 

FOTO: NABU/TIM HABENICHT 
Ursprünglich sollte hier für 175 Hektar Grünland ein Umbruchverbot erfolgen. Der finale Entwurf sieht das nicht mehr vor. Eine rechtliche Sicherung von Grünlandflächen über das EU-Recht gibt es faktisch nicht. Und die Baugrenzen der Höfe wurden gegenüber den vorangegangenen Plänen nochmals erweitert. Kurz: Eine weitere Intensivierung der Landwirtschaft ist damit vorprogrammiert.

Der jetzt vorliegende B-Plan bietet die beste Lösung, die Grünflächen vor dem „Wildwuchs“ (NABU) der Bauanträge zu schützen. Ginge es rein nach den Wünschen der dort ansässigen Landwirte, stünde es um die Zukunft der Feldmarken weniger gut. Während der Erarbeitung des B-Plans gingen 69 Bauanträge für Erweiterungsbauten ein. Der Bezirk Altona möchte den Kiebitz als sein Patentier in besonderem Maße schützen.

„Die Feldmarken sind Rückzugs- und Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen“  

Mussten weitgehend Pferden weichen: Schwarzbunte
Mussten weitgehend Pferden weichen: Schwarzbunte
„Der Kiebitz hat hier nur eine Chance, wenn wir seinen Lebensraum sichern. Nur so kann sich seine Population und die weiterer Wiesenvögel positiv entwickeln. Es ist deshalb höchste Zeit, den B-Plan für die Feldmark Rissen-Sülldorf auf den Weg zu bringen“, betont Dr. Christian Gerbich vom NABU Hamburg.

Dabei gelte es, auf die Balance der Interessen zu achten. Es werden am Ende immer Kompromisse sein, auf die man sich verständigt. Der NABU setzt sich dafür ein, dass die verabschiedeten Flächennutzungspläne nicht allzu sehr auf Kosten der Wiesen- und anderer seltener Vögel gehen. Man wolle aber die Anliegen der ansässigen Landwirte weitestgehend berücksichtigen.

Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de  

www.hamburg.nabu.de

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