1. Dezember 2015
Magazin

Einmal noch nach Helgoland

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SCHIFFE UND MEERE

Einmal noch nach Helgoland

Saison-Ende für den Halunder Jet

Die Halunder Jet hatt am 1. November, einem nebligen Tag, zum letzten Mal in diesem Jahr im Südhafen von Helgoland festgemacht
Die Halunder Jet hatt am 1. November, einem nebligen Tag, zum letzten Mal in diesem Jahr im Südhafen von Helgoland festgemacht

Mit Tempo 60 wie die „Halunder Jet“ gleitet sonst keine Fähre nach Helgoland. Anfang November fuhr sie zum letzten Mal in dieser Saison. Der KLÖNSCHNACK war mit an Bord. 

Von so pünktlicher Abfahrt könnte die Bahn lernen. Auf die Minute genau legt die „Halunder Jet“ zunächst an den Landungsbrücken ab. Ebenso minutengenau geht die Reise weiter über Wedel und Cuxhaven nach Helgoland. „Wir haben etwa vier Kabellängen Sicht“, sagt Kapitän Boris Dahlke wenig später. Dabei wird er nicht ein bisschen nervös. Seine beiden Radargeräte und die Männer an Land würden ihn auch bei einem Blindflug und einer Geschwindigkeit von 36,5 Knoten sicher über die Elbe und durch die Deutsche Bucht lotsen. 9.463 PS, 579 Passagiere bei einer Länge von 52 Metern, das sind einige der beeindruckenden Daten des Katamarans.

Wer einmal die Brücke eines traditionellen Schiffes, wie etwa der „Cap San Diego“, betreten hat, der fühlt sich angesichts der vielen Bidlschirme auf dem „Halunder Jet“ wie im Cockpit eines Flugzeuges. Selbst der für die Maschine zuständige Ingenieur sitzt hier bequem im Sessel, hat dabei alle Instrumente im Blick. „Wir können auf der Stelle drehen“, sagt ein entspannter Andreas Oertel. Die Männer an Bord schätzen den Dienst im 14-tägigen Wechsel. Dass sie dabei unter zypriotischer Flagge fahren, stört sie nicht. „Die Vorschriften sind teilweise noch strenger als die deutschen“, sagt Dirk von Appen. Die Nautiker sind auch auf Containerschiffen gefahren, kennen es, viele Wochen von der Familie getrennt zu sein.

Kapitän Boris Dahlke auf seiner letzten Fahrt der Saison mit der „Halunder Jet“. Auch am 1. November wollen Passagiere mit Gepäck nach Helgoland (Foto rechts), hier mit dem 1. Offizier Dirk von Appen am Kran
Kapitän Boris Dahlke auf seiner letzten Fahrt der Saison mit der „Halunder Jet“. Auch am 1. November wollen Passagiere mit Gepäck nach Helgoland (Foto rechts), hier mit dem 1. Offizier Dirk von Appen am Kran
Jetzt, am Ende der „Halunder Jet“-Saison, freuen sich die Männer auf den Urlaub. Bis zum Saisonstart im März fahren sie auf Zubringern oder Versorgern.

Von der an Deck und Brücke herrschenden Urlaubsvorfreude ahnen die Passagiere nichts. Sie freuen sich auf die einzige deutsche Hochseeinsel mit ihrem ganz besonderen Charme. Auch wer nur für einen Tagesausflug oder zum zollfreien Einkauf mitgereist ist, fiebert dem Einlaufen im Südhafen Helgolands entgegen.

Bude an Bude reiht sich entlang des Hafens. Alkoholisches und Parfüm haben es den Insel-Besuchern besonders angetan. Auch wenn viele Geschäfte ihre Regale bereits leergeräumt haben, trägt nahezu jeder Besucher eine größere Einkaufstüte in der Hand.

Andere tragen ihre Koffer in die Gästezimmer. „Ich schätze besonders die Atmosphäre der Wintermonate“, sagt Margot Wehner, die in Cuxhaven mit einem großen Rollkoffer an Bord gekommen war. Einziges Missvergnügen: In einem von einem Einheimischen empfohlenen Restaurant heißt es: „Der Knieper ist aus.“ Schade. Mehr Verlass ist hingegen auf den Kapitän der „Halunder Jet“. Pünktlich um 20.15 Uhr macht der Katamaran an den Landungsbrücken wieder fest.

Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.helgoline.de/informationen/hsc-halunder-jet

DER MARITIME BUCH TIPP
Der Nord-Ostsee-Kanal

Von singenden Lotsen und Radfahrern, von den Schleusen über die Begrüßungsanlage bis hin zu Brücken beleuchtet der kürzlich erschienene Band „Nord-Ostsee-Kanal“ auf rund 100 Seiten viele Facetten rund um den 1895 von Kaiser Wilhelm II. eröffneten Nord-Ostsee- Kanal. Der Autor Thomas Fröhling wirft ebenso einen Blick zurück wie er vorausschaut und die Bedeutung des Bauwerks herausstellt. Zugesagte Bundesmittel bleiben aus, so mahnt der Autor und warnt vor dem Totalausfalls des für den Schiffsverkehr zwischen Nord- und Ostsee so wichtigen Wasserweges. Neben dem Kritischen wirft Thomas Fröhling auch einen versöhnlichen Blick auf den Kanal, wenn er etwa von einer Gruppe von Rentnern erzählt, die sich jeden Tag an der Holtenauer Schleuse trifft. Männer, die selbst mal zur See fuhren oder mit Schiffen zu tun hatten.

Tamm Media
ISBN 978-3-7822-1234-2, 14,95 Euro

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