30. September 2017
Magazin

Eine Woche bei den Chefärzten

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GESUNDHEIT

Eine Woche bei den Chefärzten

Schnupperpraktikum

Linus Rehse und Leon Kehler lernen von Chefarzt Prof. Dr. Lars Gerhard Großterlinden, wie ein gebrochener Unterarmknochen mit einer Platte stabilisiert wird 
Linus Rehse und Leon Kehler lernen von Chefarzt Prof. Dr. Lars Gerhard Großterlinden, wie ein gebrochener Unterarmknochen mit einer Platte stabilisiert wird 
Viele Abiturienten überlegen, Medizin zu studieren. In der Asklepios Klinik Altona gibt es die Möglichkeit, für eine Woche den Ärzten über die Schulter zu gucken und medizinische Eingriffe selber auszuprobieren.

Der filigrane Bohrkopf durchdringt mit einem hohen Summen mühelos den Unterarmknochen. Ein begeistertes Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des jungen Praktikanten aus. Gebohrt wird hier natürlich nicht in einen echten Knochen, sondern in ein sogenanntes Phantom – eine naturgetreue Knochennachbildung für Operationsübungen und Demonstrationen.

Vier Hamburger Abiturienten absolvieren derzeit ein besonderes Schnupperpraktikum in der Asklepios Klinik Altona, bei dem sie verschiedene Stationen und Bereiche des Krankenhauses besuchen, praktische Übungen machen, Gespräche mit den Chefärzten führen und Tipps für die ärztliche Laufbahn sammeln.

Prof. Dr. Gunter Nils Schmidt ist Chefarzt der Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie und Mitinitiator des einwöchigen Praktikums. „Die Idee des Schnupperpraktikums ist, dass Abiturienten die Möglichkeit gegeben wird, zu sehen, wie ein Arzt wirklich arbeitet. Die Jung-Kollegen sollen den Beruf bereits vor dem Studium kennenlernen, was sonst bisher nicht möglich ist.“

Bei einem regulären Praktikum im Krankenhaus sind Absolventen immer der Pflege zugeordnet und lernen die Arbeit von Pflegekräften kennen. Ärztliche Praktika sind sonst erst möglich, wenn das Physikum nach frühestens zwei Jahren Medizinstudium bestanden wurde. „Das ist eigentlich zu spät, um in der Praxis festzustellen, ob der Beruf für einen geeignet ist“, so Prof. Schmidt. Diese Lücke soll das Schnupperpraktikum schließen.

Ärztliche Praktika sind sonst erst möglich, wenn das Physikum bestanden wurde. Diese Lücke soll das Praktikum schließen.

Neben dem Austausch mit Chefärzten unterschiedlicher Abteilungen wie Anästhesisten, Gastroenterologen, Kardiologen und Urologen steht auch der Austausch mit Medizinstudenten im Fokus. Viele Abiturienten schreckt der Gedanke an das umfangreiche Medizinstudium ab. Die Studierenden geben Rat zu den Themen Numerus clausus, das Finden eines Studienplatzes und den Ablauf des Studiums. Dies hilft auch Praktikantin Amelie Weidemann, 18 Jahre alt, von der Stadtteilschule Blankenese: „Ich habe schon seit einigen Jahren den Wunsch, Ärztin zu werden, weiß aber noch nicht genau, wann ich studiere.“

Für den ebenfalls 18-jährigen Linus Rehse von der Sophie-Barat-Schule war bisher der Blick in den OP-Saal besonders spannend. Morgens gehen die Praktikanten mit einem Facharzt auf die Station. Danach folgen praktische Übungen. Wie geht beispielsweise eine chirurgische Naht? Wie kann ein Knochenbruch verschraubt und verplattet werden? Abschließende Gespräche mit Chef- und leitenden Oberärzten verdeutlichen die Besonderheiten des jeweiligen Fachbereiches und schildern deren Beweggründe, genau diesen medizinischen Pfad eingeschlagen zu haben.

„Die Vorstellungen vom ärztlichen Leben sind nicht immer übereinstimmend mit der Wirklichkeit. Viele kennen den Beruf nur durch Fernsehserien“, erzählt Prof. Schmidt. „Da ist es wichtig, die Vielseitigkeit des Berufes deutlich zu machen und dass das Krankenhaus selbst eine Hilfestellung dazu gibt, ob der Beruf etwas für einen ist.“

Auch nächstes Jahr soll wieder ein Schnupperpraktikum in der Asklepios Klinik Altona stattfinden. Bisher ist die Klinik nämlich die einzige in Hamburg, die jungen Menschen diese Chance ermöglicht

Autorin: louisa.heyder(at)kloenschnack.de

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