3. August 2015
Magazin

Der Autoradfahrerfußgänger

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DER ALLTAG  

Der Autoradfahrerfußgänger 

Fortbewegung 

Verkehrsteilnehmer FOTO: CHRISTIAN MÜLLER_ FOTOLIA.COM 
Verkehrsteilnehmer FOTO: CHRISTIAN MÜLLER_ FOTOLIA.COM 
Verkehrsteilnehmer haben es nicht leicht. Radfahrer sind bedroht und genervt vom Autofahrer. Autofahrer sind genervt und behindert vom Radfahrer. Und alle behindert der Fußgänger. Warum eigentlich?
Der BMW-Fahrer hupt empört, der Radfahrer antwortet mangels lautem Signalgeber mit Stinkefinger. Der E-Biker wirft einen bösen Blick durch die Windschutzscheibe, der Opel-Fahrer pöbelt mit hochrotem Kopf zurück. Alltagsszenen im täglichen Kräftemessen zwischen Rad- und Autofahrer.

Gegenseitig erkennen sich beide Verkehrsteilnehmer als natürlichen Feind. Merkwürdigerweise würden sich die kriegerisch gegenüberstehenden Verkehrsteilnehmer als Fußgänger rücksichtnehmend verhalten und mit einer lächelnden Entschuldigung Fehlverhalten bedauern. Doch kaum bedient sich der Mensch eines Gerätes zur Fortbewegung, mutiert er zum aggressiven Draufgänger. Die rechthaberische Grundhaltung lässt keine Schwächen zu, keine Blöße gebende Entschuldigung.

Treffen zwei Autofahrer im Konfliktbereich aufeinander, drückt ein Empörter wütend die Hupe. Dafür ist die ja da. Der Angehupte antwortet ebenfalls mit dröhnendem Dauerton. Selbst die Erkenntnis eines möglichen Fehlverhaltens hält ihn nicht davon ab, ebenfalls laut sein Missfallen auszudrücken. Ein entschuldigendes Lächeln oder Handzeichen ist dabei nur entspannten Verkehrsteilnehmern vorbehalten. Und die gibt es anscheinend nur als höchst seltene Ausnahmen. Ebenso wie die Nachsicht beim „Angreifer“. So sind wir eben.

Und weil nun mal Sarkasmus der bucklige Verwandte der Aggression ist, neigen sich überlegen gebende Teilnehmer am täglichen Wahnsinn dazu, dem Gegner süffisant seine Dämlichkeit vor die Nase zu halten. Sinnigerweise spielt der soziologische Hintergrund aller Beteiligten keine Rolle. Auch Herr Commerzienrat flippen gelegentlich aus.

Ähnliches muss sich auch mittels Fahrradsattel über das Gesäß zum Hirn ausbreiten. Was, in Gottes Namen, reizt einen Radfahrer daran, zur Hauptverkehrszeit mit seinem Alu-Rad im Tour-de-France-Outfit auf der Elbchaussee vor einem HVV-Bus herzuradeln?
„Ein leidenschaftlicher Autofahrer, der auch als leidenschaftlicher Radfahrer unterwegs ist, wechselt die Gesinnung und Psyche – je nach Gefährt.“
Um die Selbstverständlichkeit zu unterstreichen, ignoriert der radelnde Individualist den staubildenden Schaden, den er auf zweifelhaften Routen anrichtet. Individualität ist alles, die anderen sollen sich schließlich nach mir richten!

Gern rollen Radler, die eben mühsam überholt wurden, an der nächsten roten Ampel wieder an die Spitze, um dann unter Ignoranz der Rotphase wenig später wieder zum Hindernis zu werden. Überhaupt sind Verkehrsregeln für gewisse Radfahrer eine Zumutung, schließlich befindet man sich ja im Training.

Vermutlich schließt sich ein gutes Verhältnis mit Rücksichtnahme und Zuvorkommenheit zwischen Rad- und Autofahrer schon grundsätzlich aus. Selbst ein leidenschaftlicher Autofahrer, der auch als leidenschaftlicher Radfahrer unterwegs ist, wechselt Gesinnung und Psyche – je nach Gefährt.

Vielleicht sollte man öfter mal wieder zu Fuß gehen, denn da sollen Höflichkeit und Rücksichtnahme ja noch eine gewisse Rolle spielen. Oder?
Autor: klaus.schuemann(at)kloenschnack.de

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