2. Februar 2017
Magazin

Das neue Gesicht in Lühmanns Teestube

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UNTERNEHMER DES MONATS  

Das neue Gesicht in Lühmanns Teestube

Maud Barg

Nach 28 Jahren hat das Ehepaar Lühmann seine Blankeneser Institution an Nachfolgerin Maud Barg übergeben. Wer ist die Frau, die sich gegen 24 Mitbewerber durchgesetzt hat?

Maud Barg ist die neue Chefin von Lühmanns Teestube. FOTO: CRISTINA PRINZ
Maud Barg ist die neue Chefin von Lühmanns Teestube. FOTO: CRISTINA PRINZ
Never touch a running system“ – ändere kein System, das gut funktioniert. Das ist das Credo von Maud Barg. Seit Anfang Februar ist sie die neue Chefin in Lühmanns Teestube. Und wie sie selbst sagt, will sie erst einmal alles so lassen, wie es ist.

Das war einer der Gründe, warum Maud Barg den Zuschlag bekommen hat und sich so gegen 24 Mitbewerber durchsetzen konnte. Die einen wollten den Filterkaffee gegen einen Karamell Macchiato austauschen, die anderen das Musikzimmer zu einem Verkaufsraum umbauen. Das war zu viel für das Ehepaar Lühmann, das die Teestube 28 Jahre lang mit viel Herz geführt hatte. So war es nicht verwunderlich, dass ihre Wahl auf eine Frau fiel, die sagt: „Das Lühmanns ist eine Institution, die man nicht neu erfinden muss.“

Von Wien nach Blankenese

Für Maud Barg beginnt mit der Übernahme der Teestube ein neuer Lebensabschnitt: Sie gibt ihren bisherigen Beruf als Architektin auf. Zehn Jahre lang hat sie in Wien unter anderem für Star-Architekt Jean Nouvel gearbeitet. Sie hat ein Hotel geplant, ein Palais saniert. Nach dem Studium in Aachen war die gebürtige Rendsburgerin immer weiter in Richtung Süden gezogen: „Bis ich schließlich in Wien gelandet bin“, erzählt Maud Barg.

Der Familie wegen ist sie mit ihrem Lebensgefährten vor zwei Jahren zurück nach Norddeutschland gezogen – nach Blankenese. Dort hat sie zunächst als Architektin gearbeitet.

Es gab allerdings zwei Dinge, die in ihrem Leben fehlten. Das eine waren die Wiener Kaffeehäuser. „Das Lühmanns hat mich sehr daran erinnert“, erzählt die 42-Jährige. Maud Barg kannte die Teestube – wie so viele Zugereiste – aus einem Reiseführer. Immer wieder kehrte sie mit ihrem Labrador-Mischling Henry dort nach einem Spaziergang ein. „Als bekannt wurde, dass ein Nachfolger für die Teestube gesucht wird, war ich sofort interessiert.“

Das andere, was Maud Barg fehlte, war der Umgang mit Menschen. „Ich wollte nicht mehr nur mit Excel-Tabellen arbeiten.“ Als Architektin verbrachte sie mehr Zeit vor dem Bildschirm eines Computers als ihr lieb war. Maud Barg ist als Tochter eines Maud Barg ist die neue Chefin von Lühmanns Teestube Maud Barg Das neue Gesicht in Lühmanns Teestube Nach 28 Jahren hat das Ehepaar Lühmann seine Blankeneser Institution an Nachfolgerin Maud Barg übergeben. Wer ist die Frau, die sich gegen 24 Mitbewerber durchgesetzt hat? Pastors aufgewachsen und von frühester Kindheit an gewöhnt gewesen, Menschen um sich herum zu haben. „Das habe ich sehr vermisst“, sagt sie heute.

„Es macht den Charme aus, dass es nicht perfekt ist“

Maud Barg sieht Parallelen zwischen ihrer Tätigkeit als Architektin und als Gastronomin: „Ich hatte Verantwortung über Teams und Budgets. Das kann ich mir jetzt auch zunutze machen.“ Das Lühmanns hat sechs festangestellte Mitarbeiter, für die Maud Barg ab sofort verantwortlich ist.

Maud Barg sieht aber auch die Gegensätze ihres damaligen und ihres jetzigen Berufes: „Ich musste mich mit zwanzig Bauarbeitern darüber auseinandersetzen, ob eine Dachrinne normgerecht ausgeführt ist.“ Es galt Perfektion bis ins kleinste Detail. Dass dies im Lühmanns nicht so ist, empfindet Maud Barg als große Erleichterung: „Es macht den Charme aus, dass es nicht perfekt ist. Das ist das Konzept“, erklärt sie. „Es ist ein Lokal, das ständig wächst. Jeder Tisch, jedes Bild ist ein Einzelstück.“ Nicht ohne Grund gefällt ihr das Schild über dem Kuchentresen besonders gut: „When too perfect, lieber Gott böse.“

Maud Barg blickt ihrer neuen Aufgabe mit großer Zuversicht entgegen. Umso mehr wundert sie sich über die häufige Frage, ob sie keine Angst habe, ihren alten Beruf aufzugeben und in ein neues Abenteuer zu starten. „Mein Lebensgefährte und ich haben keine Kinder“, sagt sie. „Das ist einer der Gründe, warum ich gesagt habe: Das ist machbar.“ Außerdem wohnt ihr Bruder in der Nähe. „Er ist jünger und hat viel Energie, die er hier einbringen kann.“

Maud Barg weiß, was die Gäste an Lühmanns Teestube schätzen. „Die Kuchenstücke zum Beispiel – die bleiben genauso groß wie bisher“, sagt sie. „Und ja, das Rezept des Pflaumenkuchens wird auch nicht verändert.“ Es gibt nur eine Veränderung, die Maud Barg sich wünscht: „Eine buntere Mischung von Jung und Alt.“
 
Unternehmens-Auftritt: 

www.luehmanns-teestube.de


Autorin: Cristina Prinz, textprinz(at)gmail.com

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