1. November 2016
Magazin

Ausgewogene Mischkost

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EGO-PROTEST

Ausgewogene Mischkost

GASTKOLUMNE: Eine Lanze für das Qualitätsfleisch

Rolf Hübenbecker
Rolf Hübenbecker
Nienstedtens Schlachtermeister Rolf Hübenbecker hält die Fahne für gutes Fleisch hoch. Er baut auf Qualität und die deutsche Vielfalt ohne Massentierhaltung bei Rindern.

Lieber Leser, verehrte Leserin! Erinnern Sie sich noch an den Sonntagsbraten, den Mutter zubereitete und Vater für die Familie auftischte?

Freuen Sie sich heute, wenn der Nachbar zu Grillwürstchen einlädt – weil es schon so lecker duftet?

Beißen Sie gern in ein herzhaftes Mettbrötchen?

Wir alle essen gern Fleisch und Wurst – Spezialitäten – nur manchmal wird ihr Genuss uns madig gemacht.

Natürlich kenne auch ich die Fleischskandale, die wir erleben mussten, aber: Schwarze Schafe (um im Bild zu bleiben) gibt es überall, leider auch unter den Lebensmittelproduzenten. Deshalb vertrauen Sie dem „Handwerker vor Ort“, dem ausgebildeten und vertrauenswürdigen Fleischermeister.

Das Schlachterhandwerk hat eine lange Tradition: Es existiert seit dem 11. Jahrhundert.

Jedes europäische Land hat seine spezielle, aber die deutsche Vielfalt ist einmalig. Auch wichtig für den Verbraucher, in den alten Bundesländern gibt es bei Rindern keine Massentierhaltung!

„Wenn der Verbraucher deutsches Fleisch isst, ist er auf der sicheren Seite …!“

Leider gibt es nicht nur erfahrene Hausfrauen und geübte Köche, deshalb etwas Wissenswertes über Rindfleisch:

Der Ochse ist ein kastrierter Bulle und liefert beste Fleisch-Qualität. Da er ca. 40 Monate braucht, um in den Handel zu kommen, ist er seltener geworden. Für den Landwirt rechnet es sich nicht.

Der Bulle kommt nach ca. 18 Monaten in den Handel. Hat eine grobe Fleischfaser, seine Steaks sehen mager aus, weil sie nicht marmoriert sind. Durch den Geschlechtstrieb setzt er schwer Fett an. Keine gute Qualität! Die Färse ist das weibliche Tier, liefert feinfaseriges, marmoriertes Fleisch, wenn sie ca. 24 Monate alt ist und noch nicht gekalbt hat. Das heißt nicht, dass jede Färse die gleiche Qualität hat.

Sie hören von „dry aged Fleisch“ und halten das für eine neue Mode?

Tatsächlich ist das „Trockenreifen“ eine uralte Methode. Es gab früher keine so perfekten Kühlräume, also ließ man das Fleisch lange am Knochen hängen und reifen, um es länger haltbar zu machen. In meinen Fleischerfachgeschäften in Nienstedten und Othmarschen zerlegen wir das Rindfleisch selber. Jedes Stück Fleisch wird von meinem Sohn und mir vorher kontrolliert. Auch angesichts mancher unerfreulicher Fleischskandale, über die in letzter Zeit berichtet wurde, kann man grundsätzlich sagen: Wenn der Verbraucher deutsches Fleisch isst, ist er auf der sicheren Seite!

„Es ist bedauerlich, dass wir Nachwuchs-Probleme haben …!“

– In Deutschland wird jedes Tier vor der Schlachtung von einem Veterinär begutachtet.
– Kälber bekommen eine Ohrmarke, damit ihre Herkunft nachgewiesen werden kann.
– Die Gabe von Hormonen und Antibiotika, wie in den USA, ist in Deutschland verboten!

Viele wissen nicht, dass Sie im Fleischer-Fachgeschäft von ausgebildeten Fachangestellten beraten und bedient werden! Der Fleischergeselle, die Fleischerei-Fachverkäuferin absolvieren eine dreijährige anspruchsvolle Ausbildung, müssen eine Prüfung vor der Hamburger Fleischerinnung ablegen. Auch deshalb ist es bedauerlich, dass wir Nachwuchsprobleme haben. Viele junge Leute wissen nicht, wie vielseitig unser Beruf ist.

In unseren Betrieben ist unser Bestreben, Qualität zu führen. Trotz vieler Kochsendungen wird in den Haushalten nicht häufiger gekocht. Das ist schade, denn selbst kochen bringt Spaß und weniger Allergien. Seit Längerem ist es sehr erfreulich, dass sich auch Männer an den Herd stellen. Unter dem Motto: der Mann kocht und gemeinsam wird genossen. Es muss nicht immer Fleisch sein, eine ausgewogene Mischkost ist das Beste!

Eine meiner Lebenserfahrungen: Wenn die Frau sich wohlfühlt, hält die Ehe!

Rolf Hübenbecker 

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