1. November 2016
Magazin

Aller Anfang ist schwer

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UNTERNEHMER DES MONATS  

Aller Anfang ist schwer

Thorsten Rachow

Thorsten Rachow hat aus einem Familienbetrieb einen weltweit tätigen Fleisch-Import gemacht. Im März eröffnete er sein erstes Restaurant „Laschori“. Eine Zwischenbilanz.

Thorsten Rachow in seinem Restaurant Laschori FOTO: LASCHORI GMBH
Thorsten Rachow in seinem Restaurant Laschori FOTO: LASCHORI GMBH
Thorsten Rachow hat sich etwas Besonderes einfallen lassen, um in aller Munde zu sein. Das Entrecôte wiegt 1,4 Kilo, wird im ganzen Stück serviert und erst am Tisch vor den Augen der Gäste tranchiert. Es ist für vier Personen vorgesehen und zum Preis von 98 Euro zu haben. Thorsten Rachow will mit seinem Restaurant Laschori neue Maßstäbe in der Gastronomie-Szene der Elbvororte setzen.

Der Start war holprig. Das war auch für Passanten unübersehbar: Die Bestuhlung vor dem Restaurant wechselte, ebenso die im Außenbereich der Bar. Der Imbiss ist geschlossen, die Fenster verklebt. Seit der Eröffnung im März hat das „Laschori“ am Erik-Blumenfeld-Platz in Blankenese nicht nur den Geschäftsführer gewechselt, sondern auch die Beleuchtung, die Speisekarte, die Musik und die Wandfarbe. „Wir lernen jeden Tag dazu und arbeiten täglich daran, ein guter Gastgeber zu sein“, sagt Thorsten Rachow. „Vor dem Erfolg kommen immer auch einige Hürden, die es zu bewältigen gilt.“

Ein Familienunternehmen in vierter Generation

Mit der ersten Restaurant-Eröffnung sieht sich der 55-Jährige nun neuen unternehmerischen Herausforderungen gegenüber. „Wir machen alles aus eigenen Ressourcen. Wir sind ein Familienunternehmen.“ Thorsten Rachow kommt aus einer Metzgerfamilie. Sein Urgroßvater begann 1897 in Bad Doberan als „ambulanter Schlachter“ und zog von Bauernhof zu Bauernhof. Die Familie siedelte 1922 nach Hamburg-Eidelstedt über und eröffnete dort eine Metzgerei und belieferte die Gastronomie. Im Jahr 1966 übernahm Rachows Vater den Betrieb: „Mit drei Jahren sah ich mit Schürze und Stechschutz beim Schlachten zu“, erzählt Thorsten Rachow. Zwei Jahre später machte der Vater einen Innereiengroßhandel am Schlachthof auf. Nach einer Lehre als Außenhandelskaufmann stieg Thorsten Rachow 1983 in das Familiengeschäft ein.

Er lieh sich eine halbe Million Mark und importierte zwei Container Fleisch aus Neuseeland und Argentinien. Es war der Grundstein zu RARI Food, einem weltweit operierenden Importunternehmen. Heute beschäftigt RARI Food mit Sitz auf der Veddel 320 Angestellte, bewegt 24.000 Tonnen Fleisch und bedient über 1.250 Kunden in der Hotellerie und Gastronomie genauso wie den Großhandel und sogenannte Cash & Carry-Unternehmen wie Metro. Der Jahresumsatz von RARI Food liegt bei 190 Millionen Euro. Das Unternehmen importiert neben Rind, Lamm, Geflügel und Wild auch Seafood.

Mittlerweile sind auch Thorsten Rachows Söhne Dennis und Kevin in das Unternehmen eingestiegen. So bleibt RARI Food auch in der nächsten Generation in Familienhand: „Ich plane, mich in den nächsten vier bis fünf Jahren aus der Geschäftsleitung zurückzuziehen und nur noch projektbezogen zu arbeiten“, sagt Thorsten Rachow.

„Wir wünschen uns Gäste von der Waitzstraße bis Wedel …“

Bis dahin hat er aber noch Großes vor mit seinem Firmen-Neuzugang Laschori. Den Namen hat Thorsten Rachow einem Lammschinken entliehen, den er vor Jahren auf den Markt gebracht hatte. „La“ steht für Lamm, „Sch“ für Schinken, „Ri“ für Maori, die Ureinwohner Neuseelands. Das Restaurant gehört zu den größten der Elbvororte. Gedämpftes Licht, Lederbänke und Holztische schaffen eine entspannte Atmosphäre. Hinter einer Glasfront bereitet das Küchenteam am offenen Grill das Fleisch zu. Zum Restaurant gehört eine Bar mit einem beeindruckenden Sortiment an Gin, Rum und Wodka. „Wir wünschen uns Gäste von der Waitzstraße bis Wedel“, sagt Thorsten Rachow.

Ein Jahr gibt der Unternehmer seinem Restaurant noch, um sich zu bewähren. „Gastronomie erfordert – besonders im ersten Jahr – Geduld, Durchhaltevermögen und immer ein offenes Ohr für die Gäste.“ Danach entscheidet sich, ob weitere Restaurants in Hamburg und Berlin folgen. Thorsten Rachow will sich mit seinem Konzept von den etablierten Steakhouse-Ketten absetzen: „Uns unterscheidet die Auswahl und die Qualität des Fleisches, die einladende Atmosphäre und der herzliche Service“, sagt der Unternehmer. Doch das Gastronomie-Gewerbe hält für Einsteiger so manche Hürde bereit: „Aufgrund fehlender Gastro-Erfahrung haben wir uns zu Beginn einigen Problemen gegenübergestellt gesehen, uns jedoch rechtzeitig dauerhaft fachkompetente Unterstützung in die Betriebs- und Restaurantleitung geholt.“

Als Folge der Umstrukturierung wurde bereits der Burger-Imbiss, der an das Restaurant angrenzte, geschlossen. „Das reine Geschäft mit Burgern & Streetfood hat sich am Standort bisher als Herausforderung gestaltet, weshalb wir das Konzept überarbeitet haben“, berichtet Thorsten Rachow. Hinzu kommt, dass nur einen Steinwurf entfernt die Burger-Kette „Peter Pane“ in Kürze eine Filiale eröffnen wird. Der ehemalige Burger-Imbiss des Laschori wird sich daher in neuem Gewand eines „Deli & Wine“ präsentieren. Thorsten Rachow: „Wir starten am frühen Morgen mit Frühstück und Kaffee. Mittags bieten wir wechselnde Gerichte und abends passende Kleinigkeiten zum Wein an. Das „147 Deli & Wine“ soll die kleine Schwester vom Restaurant Laschori und ein gemütliches Wohnzimmer für unsere Gäste werden.“

Unternehmens-Auftritt: 

www.laschori.de


Autorin: Cristina Prinz, textprinz(at)gmail.com

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