27. April 2018
Magazin

Vorweg, Mai 2018

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Vorweg, Mai 2018

Klaus Schümann, Chefredakteur und Herausgeber Hamburger Klönschnack
Klaus Schümann, Chefredakteur und Herausgeber Hamburger Klönschnack

Liebe Klönschnack-Leserin,
werter Klönschnack-Leser,

Das gute alte Statussymbol ist, wie alle anderen Dinge des gesellschaftlichen Lebens, dem Wandel der Zeit unterlegen. Oder besser gesagt: Was eben noch beeindruckend war, ist heute peinlich und morgen langweilig. Der satte Sportwagen macht Spaß, aber keinen besonderen Eindruck mehr. Röhrende Motoren, die, hochgetunt, mittlerweile die Bildung einer polizeilichen Sondereinheit zur Folge haben, beeindrucken eher den Fahrer selbst. Unter den Zwangszuhörern der Lärm verschmutzung finden sich Genervte, Provozierte, Kopfschüttelnde und von Dummheit faszinierte – aber keine Bewunderer.

Einen von Hand geschriebenen Brief zu bekommen glänzt als gehobener Status oder als fern von dieser Welt empfundenes Kommunikationsmittel. Selbst korrekte Rechtschreibung beim WhatsApp-Tippen gilt schon als antik. Und als 1874 der Dichter Gottfried Keller die Novelle „Kleider machen Leute“ niederschrieb, traf er den Zeitgeist und würde sich heute wundern, dass sein Satz quasi zeitlos ist.

Statussymbol und persönlichkeitsbildend ist das versiffte T-Shirt und die ewige Jeans ebenso wie der Nobelanzug von Ermenegildo Zegna oder Dries van Noten. Die Frage ist, ob es zutrifft, denn Rückschlüsse sind nicht mehr drin. Manch’ Multimilliardär verwirrte den Empfang im Nobel-Hotel, weil er kleidungsmäßig eben nicht dem erwarteten Status entsprach. So wie ein rausgeputzter Pfau nicht hielt, was er augenscheinlich versprach. Ist ja irgendwie auch beruhigend. Jeder macht, was er will, keiner macht, was er soll, aber alle machen mit.

Zeitgeist trifft Statussymbol. In der S-Bahn ist der Zeitungsleser heute der Exot. Im Stadion ist es der Krawattenträger. Trommeln mit der dicken Brieftasche macht auch nicht mehr den gewünschten Eindruck und offenbart eher schwachen Rückhalt. Das große Geld ist still – und damit auch chancenlos als offensichtliches Statussymbol. Was sagt uns das nun alles? Man kann sich auf nichts mehr verlassen.

Ihnen einen Wonnemonat der hoffentlich hält, was er verspricht, herzlich, Ihr Klaus Schümann

Übrigens: „Erst Statussymbole verleihen dir deinen Wert. Wenn du keinen hast.“ (Erhard Blanck)

Asklepios Klinik Altona
Asklepios Westklinikum Hamburg
Elbpraxis 398
Grossmann & Berger

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