2. Februar 2017
Magazin

Seebär mit allerhand Ankern

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HAUSBESUCH

Seebär mit allerhand Ankern

Johannes „Hannes“ Focke

Hilft gegen Heimweh und andere Defizite der Seeleute, die unter den Flaggen der Welt den Hamburger Hafen anlaufen FOTO: UWE PETERSEN
Hilft gegen Heimweh und andere Defizite der Seeleute, die unter den Flaggen der Welt den Hamburger Hafen anlaufen FOTO: UWE PETERSEN
Die Weltmeere hat er allesamt überquert in einer Zeit, als Seefahrt noch Seefahrt war. Dann hat sich der „gefühlte Nienstedtener“ mit den zwei Staatsbürgerschaften (Niederlande und Chile) Up de Schanz niedergelassen. Die Nähe zum Wasser hat er nie aufgegeben. 

Fragt man, wo er denn festgemacht hat, folgt prompt die Antwort: erstens bei Ehefrau Monika, zweitens bei Hamburg Port Authority, drittens bei seinem Shantychor, dem Hamburger Lotsenchor, viertens bei „Antje“, dem Motorsegler, der in Finkenwerder auf ihn wartet. Und zwar in dieser Reihenfolge.

„Ja, und natürlich hier in der Seemannsmission! Das mit Gomera weißt Du ja.“ Stimmt. Dass er sich eine der kleinsten Kanarischen Inseln ausgesucht hat Mitte der Siebziger, passt.

Zuviel Tourismus und Rummel sind ihm ein Greuel. Nach wie vor besucht er das Eiland jedes Jahr im Frühjahr. Hier ist ihm Moni erstmals begegnet. Mit ihr teilt er die Liebe zum Charme des Abgelegenen. Wenn er wieder los wollte, merkten damalige Weggenossen das an der Zunahme seiner Tresengeschichten in der Linde oder Gaststätte Schlag. Dann war die Offiziersheuer von der letzten Fahrt fast aufgebraucht.

Bei der HPA hat er seit 1984 zwanzig Jahre lang Barkassen, Schuten und Bagger gefahren. Die „Große Fahrt“ war irgendwie vorbei. Die hatte er favorisiert, nachdem er mit fünfzehn nach der Seefahrtschule unter den Flaggen von Liberia oder Panama die Welt auf Bulkcarriern und Tankern bereiste. „Das waren Zeiten!“, schwärmt er, „da blieben wir auch mal wochenlang im Hafen!“ In Peru besuchte er die legendäre Ruinenstadt Machu Picchu. Klar, dass er viel berichten kann. Macht er auch, wenn man ihn nicht bremst.

„Ich möchte etwas zurückgeben von dem, was die Seefahrt mir gegeben hat“ 

Auf Gomera hat ihm das den Spitznamen „Hombre del Silencio“ eingebracht. Für die Seemannsmission „Duckdalben“ arbeitet er – inzwischen verrentet – ehrenamtlich. „So kann ich etwas von dem zurückgeben, was die Seefahrt mir gegeben hat“. Er nickt bekräftigend, um sich gleich wieder an den Plan für die heute zu besuchenden Mannschaften zu machen.

Zeitungen werden ausgedruckt für die Crews. Der aktuelle Lesestoff ist aus dem Internet abzurufen in der Landessprache der Mannschaftsteile.

Die Liegeplätze im Hafen und die Zusammensetzung der Mannschaft ist der „Schifftabelle“ zu entnehmen. Gewünschte Telefonkarten werden direkt an Bord geliefert. „Wir sind dann die „Sorgenträger“.

Im Hamburger Lotsenchor agiert er inzwischen als Vorsänger. „Nur bei ganz wenigen Shanties“, schränkt er bescheiden ein. Wichtiger ist ihm, dass wir die Spendennummer für „seinen“ Duckdalben nicht vergessen. Wird gemacht. Jetzt freut sich Hannes leuchtenden Auges auf das Treffen mit den am Oswald Kai wartenden Seeleuten. „Gespräche sind wichtig. Die meisten von denen sind ja weit weg von Zuhause …“

Autor: uwe.petersen(at)kloenschnack.de

www.duckdalben.de

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