GESELLSCHAFT
Persönliches 2, März 2018
Der Hamburger Klönschnack,
Anna-Lena Walter,
BELANGLOSES · BEWEGENDES · EMPÖRENDES
Wem die Stunde schlägt – jenes literarische Wunderwerk von Ernest Hemmingway (legendär verfilmt 1943 mit Cary Grant und Ingrid Bergmann) gilt als Ausspruch in diesen Tagen eher lapidaren Anlässen als seinerzeit dem spanischen Bürgerkrieg: der Pünktlichkeit! Zu früh kommen ist – je nach Anlass – nerviger als zu spät zu erscheinen. Preußens Pünktlichkeit formuliert exakt. 20 Uhr ist 20 Uhr und nicht Viertel vor Sieben oder zwanzig nach Acht. Variable Zeiten (c.t.) sind offenbar gängig, das klassische s.t. hingegen ohne Bedeutung oder eher ohne Kenntnis? Zur Klärung: c.t. = cum tempore (mit einer Viertelstunde Zeit), s.t. = sine tempore (pünktlich, ohne Zeit). Nette Zusätze in den Zeiten ausgeprägter Etikette hielten die private Organisation des Abends aufrecht. Perdu! Heute gilt als schick, individuell, distanziert und besonders gediegen erst zwei bis drei Stunden nach Aufruf zu erscheinen. Was soll man da auch mit der Höflichkeit der Könige, der Pünktlichkeit, anfangen. Reaktionär? Jawoll! Wo bleibt Preußens Gloria?