7. April 2015
Magazin

Mediziner und Master-Schwimmer

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HAUSBESUCH

Mediziner und Master-Schwimmer

Prof. Dr. Peter Kalmár, Mediziner 

Peter und Regine Kalmár in ihrem Haus in Blankenese. Das Ehepaar hat sich im Krankenhaus Eppendorf kennengelernt. In diesem Jahr feiert es Goldene Hochzeit.
Peter und Regine Kalmár in ihrem Haus in Blankenese. Das Ehepaar hat sich im Krankenhaus Eppendorf kennengelernt. In diesem Jahr feiert es Goldene Hochzeit.
Als Mediziner und Vorreiter der Desinfektion galt er als Koryphäe. Heute sammelt er Medaillen als Schwimmer. Den Sport entdeckte der gebürtige Budapester früh, zum Wettkampf kam er im Rentenalter
Der Besuch bei Peter Kalmár beginnt mit einem großen Fragezeichen. Zu viele Themen gibt es, um jedem gerecht zu werden. Am augenfälligsten sind die vielen Bilder von Ehefrau Regine im Haus. Dicht an dicht hängen Aquarelle und Ölgemälde. Allein darüber ließe sich viel sagen. 
Doch im Mittelpunkt des Besuches steht der Hausherr. So präzise wie detailliert erzählt er von seiner Flucht aus Budapest, seiner ersten Studentenbude an der Elbchaussee 257, den fehlenden Sprachkenntnissen und dem Kauf seines ersten Radios (Modell Orion) im „Technischen Kaufhaus Brinkmann“. Wobei Deutschland für Peter Kalmár und die mit ihm fliehenden jungen Leute eher dritte Wahl war. Frankreich und England machten Probleme, in Deutschland hingegen waren Ungarn-Flüchtlinge willkommen. „Berlin war zu dicht an den Russen, Bonn war zu klein, von Hamburg hatte jemand erzählt, das Klima sei hier durch den nahen Golfstrom angenehm.“ Lachend erinnert sich Peter Kalmár an seine erste Zeit in Hamburg. Um die Sprache zu lernen, habe er die „Bild“-Zeitung gelesen. „Von Vorteil war, dass ich als Kind eine deutschsprachige Nanny hatte.“ 
Spannend wird es, wenn der emeritierte Professor von seiner Zeit im damaligen an der Max-Brauer-Allee gelegenen Altonaer Krankenhaus, der Unfall-Chirurgie und den späteren Herz-Operationen an der Uniklinik Eppendorf erzählt. „Chirurgie ist gehobenes Handwerk“, bringt es Kalmár lä- chelnd auf den Punkt. 
Über die Herzchirurgie hinaus machte sich der Mediziner als „Vorreiter auf dem Gebiet der Händedesinfektion“ einen Namen. Damit steht er in einer Reihe mit Ignaz Semmelweis, bekannt als „Retter der Mütter“. Semmelweis hatte Mitte des 19. Jahrhunderts die Idee der aktiven Händehygiene entwickelt. Kalmár entwickelte 1965 das alkoholische Einreibeverfahren der Händedesinfektion, ein bis heute übliches Verfahren.
Neben den Spuren in der Medizin macht sich der gebürtige Budapester heute als Schwimmer einen Namen. 2014 wurde der heute 81-Jährige zum Hamburger „MasterSchwimmer“. Der Deutsche Meistertitel über „5 Kilometer im Freiwasser“ sowie vordere Platzierungen bei der Weltmeisterschaft in Montreal gingen dem voraus. Dort belegte er bei der 15. Fina Masters-Weltmeisterschaft über drei Kilometer den dritten Platz. Davon erfuhr er erst drei Tage später aus dem Internet. „Die Medaille brachte meine Trainerin mit.“
Autor: helmut.schwalbach(at)kloenschnack.de

www.hamburger-schwimmverband.de

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