2. Mai 2016
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Großzügige Hilfe

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ENGAGEMENT

Großzügige Hilfe

DR. RAINER SÜSSENGUTH: Großes leisten für kleine Patienten

Dr. Rainer Süßenguth
Dr. Rainer Süßenguth
Der Mediziner, „von Haus aus“ Kinderarzt, verantwortet den Bereich Fördererbetreuung im Universitätskrankenhaus Eppendorf und Altonaer Kinderkrankenhaus. Er ist Geschäftsführer des Vereins „Hamburg macht Kinder gesund e.V.“ und Vorstandsmitglied im Verein „Altonaer Kinderkrankenhaus e.V.“.

Wenn ich heute Nachrichten höre oder Zeitungen lese, so gewinne ich oft den Eindruck, dass wir in einer immer egoistischer werdenden Welt leben – mit zutiefst eigennützigen Menschen, die nach Bequemlichkeit und Wohlstand streben und in der sich jeder selbst der Nächste ist. Und vielleicht ist das momentane bürgerliche Engagement in der Flüchtlingskrise nur eine kurzfristige Unterbrechung dieser Entwicklung.

Mit fast 30-jähriger Erfahrung bezüglich bürgerlichen Engagements zugunsten der medizinischen Versorgung in Hamburg erlebe ich persönlich jedoch etwas ganz anderes! Ich habe viele unterschiedlich situierte Bürgerinnen und Bürger kennenlernen dürfen, die sich intensiv für das Gemeinwohl, speziell für die Verbesserung der medizinischen Versorgung insbesondere kranker Kinder, engagieren. So habe ich beispielsweise einen Sozialhilfeempfänger kennengelernt, der sich ausführlich am Telefon informierte, was mit seinem Geld passiert – und sich dann entschloss, regelmäßig einen Euro im Monat zu spenden.

Ich bin vielen dankbaren Patienten begegnet, die ein wenig von dem zurückgeben wollten, was sie oder ihre Angehörigen an Freundlichkeit und Hilfe im Krankenhaus erfahren haben. Und manche Menschen bitten zu Geburtstagen, Jubiläen oder auch Trauerfeiern ihre Gäste, auf Blumen oder Geschenke zu verzichten und stattdessen zu spenden. „Wir haben doch alles, was wir brauchen“ – diesen Satz höre ich oft. Und es gibt auch den Großspender, der seine Spende im Verborgenen macht und keinen öffentlichen Dank erhalten möchte. Manche Menschen haben ein so großes Vertrauen in die Arbeit von Krankenhäusern, dass sie diese sogar in ihrem Testament bedenken. Schon zu Lebzeiten dafür zu sorgen, dass das eigene Vermögen später sinnvoll verwendet wird, beglückt auch den Geber. So sagte mir eine Dame, nachdem sie ihr Testament zugunsten einer Klinik verfasst hatte: „Jetzt bin ich beruhigt, dass nach meinem Tod mit meinem Geld etwas Vernünftiges getan wird, nämlich Kranken zu helfen!“ Dafür bin ich all diesen Menschen außerordentlich dankbar.

So manches Großprojekt wird erst durch Spenden verwirklicht, wie beispielsweise die neue universitäre Kinderklinik, das Kinder-UKE.

Das Spektrum, wofür Spenden in der Medizin sinnvoll eingesetzt werden können, ist breit. Durch den rasanten technischen Fortschritt kann z. B. mit medizinischen Geräten wie Lasern, Mikroinstrumenten oder Endoskopen der neuesten Generation immer mehr Menschen immer besser geholfen werden.

Innovative Hilfen wie das Kinderkompetenzzentrum (Untersuchungen bei Verdacht auf Misshandlungen oder Vernachlässigung von Kindern) oder die intensive psychologische Betreuung von Eltern mit Frühgeborenen konnten nur dank einer Anschubfinanzierung durch Spenden starten und so erfolgreich fortgeführt werden.

Auch so manches Großprojekt wird erst durch Spenden verwirklicht, wie beispielsweise die neue universitäre Kinderklinik, das Kinder-UKE, das nur mit der großzügigen Hilfe von Spendern so gebaut werden kann, dass es den Anforderungen an eine moderne Kindermedizin optimal gerecht wird und den meist schwer kranken Kindern ein Zuhause auf Zeit, Geborgenheit sowie einen optimalen Ort zum Genesen bieten kann.

Immer wieder gibt es im Zusammenhang mit Spenden besonders bewegende oder kuriose Momente. So erinnere ich mich an ein junges Mädchen mit einem nicht mehr therapierbaren Hirntumor. Ihr größter, lang gehegter Wunsch, für ihre mittellose Mutter unerschwinglich, war ein tragbarer CD-Player. Dank einer lieben Spenderin konnte dieser Wunsch erfüllt und ihre letzten Wochen mit ihrer Lieblingsmusik bereichert werden.

Unvergesslich ist auch der besondere Kuchen einer dankbaren Mutter, deren Frühgeborenes nach vielen Wochen Intensivtherapie endlich nach Hause durfte. Sie hatte für diesen Kuchen etwas sehr Wertvolles geopfert, ihre abgepumpte Muttermilch!

Wissenschaftler haben festgestellt, dass Spenden ähnliche Gefühle hervorrufen, als würde man selbst beschenkt. Diesen „Warm-Glow-Effekt“ habe ich oft in den Augen derjenigen gesehen, die mit einem Scheck vor mir standen. Ich erlebe so viel echten Altruismus in der Zusammenarbeit mit Spendern, Stiftungsvorständen und Unternehmen im gemeinsamen Engagement für die gute Sache Gesundheit. So bin ich der festen Überzeugung, dass auch heute bei den meisten Menschen Mitgefühl und Empathie für Bedürftige vorhanden sowie das Interesse am Gemeinwohl und die Hilfsbereitschaft groß sind.

Dr. Rainer Süßenguth

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