1. Dezember 2015
Magazin

„Die Zeitschiene wird eingehalten“

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INTERVIEW DES MONATS  

„Die Zeitschiene wird eingehalten“

Sagen Sie mal …
… Egbert Meyer-Lovis, Deutsche Bahn Pressesprecher und Leiter Kommunikation Regionalbüro Nord.

Ende des Jahres 2023 wird der Fernbahnhof „Altona neu“ in Betrieb genommen. Der „alte“ Bahnhof Altona wird momentan saniert und renoviert und fungiert ab Ende 2023 nur noch als S-Bahnhof.

„Der neue Bahnhof Altona soll auch zur Entspannung des Hauptbahhofs beitragen“, FOTO: DEUTSCHE BAHN
„Der neue Bahnhof Altona soll auch zur Entspannung des Hauptbahhofs beitragen“, FOTO: DEUTSCHE BAHN
Herr Meyer-Lovis, Warum ist der Umzug des Fernbahnhofes Altona an den neuen Standort nach Diebsteich notwendig?

„Der Bahnhof Hamburg-Altona entspricht mit seinen über 100 Jahren nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik, da es sich um einen Kopfbahnhof handelt, ergeben sich viele Leerfahrten und hohe Emissionswerte. Außerdem erfordert diese Konstruktion des Bahnhofs einen hohen Personal- und Kostenaufwand. Der Nutzungsgrad der Anlagen liegt aktuell bei nur rund 60 Prozent. Er entspricht außerdem nicht mehr den heutigen modernen Anforderungen. Hinzu kommt, dass der Hauptbahnhof hinsichtlich Zug- und Reisendenzahlen an seine Grenzen stößt und teilweise überlastet ist. Hier soll der neue Bahnhof zur Entspannung der Lage beitragen. In naher Zukunft wären im Bahnhof Altona ohnehin umfangreiche Erneuerungen an Gleisanlagen und Bahnsteigen nötig.“

Ist der jetzige FB Altona logistisch nicht günstiger gelegen, als der neue Standort?

„Nein, denn für die Reisenden ergeben sich künftig bessere Umsteigemöglichkeiten zum Nahverkehr und kürzere Wege zu den Zügen des Fernverkehrs.“

Bleibt es definitiv dabei, dass der Fernbahnhof „Altona neu“ Ende 2023 in Betrieb genommen wird?

„Ja, dabei bleibt es. Wir arbeiten in enger Abstimmung mit der Stadt zusammen.“

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Umzug?

„Zum einen wollen wir damit die Pünktlichkeit durch den Wegfall von Trassenkonflikten verbessern und durch weniger Leerfahrten die Emissionen senken.

Zum anderen versprechen wir uns davon kürzere Wege für Reisende im Fernverkehr sowie eine Entlastung des Hamburger Hauptbahnhofs. Ein positiver Nebeneffekt ist außerdem, dass in Altona eine Fläche von 138.000 Quadratmetern frei wird, auf der 1900 Wohnungen entstehen sollen.“

Wie hoch sind die Kosten für den Fernbahnhof „Altona neu“?

„Eine genaue Summe steht noch nicht fest. Sicher ist aber, dass sich die Kosten für den neuen Fernbahnhof im dreistelligen Millionenbereich bewegen werden. Die genaue Summe kann erst nach Abschluss aller Planungen genannt werden.“
 
 Wie ist der aktuelle Sachstand zum Umzugsprojekt des Fernbahnhofes Altona an den neuen Standort?

„Die Planfeststellungsunterlagen wurden Ende November 2015 bei der Behörde eingereicht. Wir können wirklich sagen, dass die Zeitschiene des Projektes eingehalten wird.“

Bleibt es bei der Summe von 10 Millionen Euro, die die Deutsche Bahn und der Bund für die Komplett-Renovierung des 5000 Quadratmeter großen Areals im Bahnhof Altona investieren?

„Bei dieser Summe bleibt es definitiv.“

Wie ist der aktuelle Stand bezüglich der Renovierungsarbeiten/Umbau arbeiten des Bahnhofs-Altona?

„Der erste Bauabschnitt ist fertig. In der Zwischenebene und den Treppenhäusern mussten zahlreiche Sanierungsarbeiten ausgeführt werden. Außerdem wurde der Brandschutz erneuert. Von den 13 Geschäften werden die ersten in diesen Tagen eröffnen. Die restlichen Geschäfte werden ihren Betrieb im Frühjahr 2016 aufnehmen. Das neue Ambiente des Bahnhofs ist hell und freundlich, es wurde mit viel Glas gearbeitet.“

Ursprünglich sollten die Renovierungs- und Umbauarbeiten des Bahnhofs-Altona bereits im Mai abgeschlossen sein. Warum wird es nun Dezember?

„Während der Bauphase wurde eine Durchfeuchtung im Bereich des Zwischengeschosses und der darüber liegenden Busebene festgestellt. Beschädigte Deckenfugen mussten mit einem speziellen Gel aufwendig abgedichtet werden.

Da die Arbeiten während des laufenden Betriebes durchgeführt werden mussten, kam es zu dieser Verzögerung. Wir konnten den Bahnhof Altona, den täglich über 130.000 Menschen nutzen, nicht einfach schließen. Nach vielen Schwierigkeiten sind wir jetzt aber auf einem guten Weg.“

Der Zeitstrahl für den Umbau des Bahnhof Altona
Der Zeitstrahl für den Umbau des Bahnhof Altona
Es stehen 1.500 Quadratmeter Ladenfläche zur Verfügung, wer werden die Mieter im Bahnhof Altona sein?

„Es wird einen Mix aus Einzelhandel und Gastronomie geben. Das HVV-Kundenzentrum gehört selbstverständlich auch dazu.“

Was wird sich im Servicebereich für Reisende durch die Renovierung verbessern?

„Es wird unter anderem ein taktiles Wegeleitsystem für sehbehinderte Menschen geben. Dieses System beinhaltet beispielsweise Handläufe, die verkürzte Bahnsteiggleisbezeichnungen und Ausgangsinformationen in Brailleschrift ausweisen. Die WC-Anlagen wurden erneuert und sind jetzt auch für Rollstuhlfahrer geeignet.“

Wenn im jetzigen Bahnhof Altona keine Fernbahnen mehr halten, werden dann die S-Bahnlinien S1 und S11 häufiger fahren?

„Nein, da die beiden S-Bahnlinien bereits im Zehnminuten-Takt verkehren. Allerdings werden unsere S-Bahnen sozusagen redesigned. Die neuen Bahnfahrzeuge sind großzügiger und durchgängig begehbar.“

Carsharing im Stadtgebiet und Fernbusse quer durch die Republik zu Billigpreisen immer mehr Kunden verzichten auf die Bahn. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe hierfür?

„Beim Thema Fernbus ist es für mich ganz klar die Preispolitik. Im Gegensatz zu uns müssen die Fernbusbetreiber keine Maut bezahlen, die Bahn aber Trassenentgelte. Daher können Fernbusbetreiber Fahrkarten im Billigsegment anbieten. Das Carsharing ist für viele Menschen attraktiv, da es stadtgebunden ist.“

Wie wollen Sie die Kunden, die der Bahn den Rücken kehren, wieder zurückgewinnen?

„Mit vielen guten Angeboten. So gibt es jetzt die Bahncard zum Schnuppern. Preisgünstige Fahrkarten bei rechtzeitiger Buchung machen Bahnfahren attraktiv. Mit unserem Programm „Kids on tour“ können Eltern ihre Kinder beruhigt alleine reisen lassen. Für Familien gibt es außerdem künftig eigene Bereiche im ICE.“

Die Flüchtlingssituation stellt die Bahn vor besondere Herausforderungen wie lange wird die DB diese Hilfestellung noch leisten?

„So lange es nötig ist. DB-Mitarbeiter kümmern sich mit großem Engagement gemeinsam mit den Kommunen, der Bundespolizei, der Landespolizei, der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen um die Menschen. Mit bis heute über 200 zusätzlichen Sonderzügen der DB haben wir die Flüchtlinge in die jeweiligen Aufnahmezentren gebracht.“

Weniger Streiks, weniger Verspätungen und noch mehr Service – ein realistischer Wunsch für das Jahr 2016?

„Ich gehe davon aus, dass es im kommenden Jahr aufgrund der erfolgreichen Tarifabschlüsse zu keinen Streiks kommen wird. Verbesserungen im Intercityverkehr und dadurch bedingte Reduzierung von Verspätungen für Reisende sollen umgesetzt werden. Der Service für unsere Kunden steht selbstverständlich ganz oben auf der Agenda für das Jahr 2016.“

Herr Meyer-Lovis der Klönschnack bedankt sich für das Gespräch.

Gespräch: cornelia.hoesch(at)kloenschnack.de

www.deutsche-bahn.de

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