31. März 2017
Magazin

Dr. Klönschnack

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PRAXIS-BESUCH

Wenn Kinder krank vor Sorge sind …

Constanze Schulze zur Wiesch, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie

 Constanze Schulze zur Wiesch in ihrer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Blankeneser LandstraßeFOTO: CRISTINA PRINZ
 Constanze Schulze zur Wiesch in ihrer Praxis für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Blankeneser Landstraße
FOTO: CRISTINA PRINZ
Schlafstörungen im Säuglingsalter, Schulprobleme bei Kindern und Depressionen bei Jugendlichen gehören zum Behandlungsspektrum von Constanze Schulze zur Wiesch. Ein Besuch in ihrer Praxis.

Jeder kennt diese Situation. Man sitzt im Behandlungszimmer und wartet auf den Arzt. Zeit, den Blick durch den Raum schweifen zu lassen. Auf dem Schreibtisch neben dem Computer entdeckt man häufig gerahmte Bilder der Kinder. Der Arzt gewährt einen kurzen Blick in sein Privatleben.

Nicht so bei Dr. Constanze Schulze zur Wiesch. Auf dem Schreibtisch sind ein Kalender, ein paar Akten und Bücher, Stifte, eine Tasse zu sehen. Einzig und allein eine kleine Skulptur aus Porzellan und eine Postkarte mit einem Bild von Rembrandt geben dem Arbeitsplatz eine persönliche Note. Constanze Schulze zur Wiesch zieht bewusst eine klare Linie zwischen Familie und Beruf. Die 46-Jährige ist Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche. Wenn sich Patient und Therapeutin im Gespräch gegenübersitzen, soll nichts ablenken von dem, worum es wirklich geht: „Kinder und Jugendliche, die hierherkommen, haben Anpassungsprobleme an bestimmte Schwellensituationen“, erklärt die Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Constanze Schulze zur Wiesch. „Dazu gehört zum Beispiel die Trennung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisterkindes.“

Typische Symptome für Schulangst: Kopf- oder Bauchschmerzen

Aber auch die Einschulung in die erste Klasse oder der Übergang in die weiterführende Schule können solche Schwellensituationen hervorrufen. Constanze Schulze zur Wiesch: „Was in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist die Entwicklung von Ängsten zur Schule zu gehen.“ Manche verweigern sich sogar dem Schulbesuch, und das bereits im Grundschulalter. „Was Eltern unbedingt beachten sollten: Wenn sich ein derartiges Verhalten abzeichnet, ist es ein echter Notfall. Man sollte einen Kinder- und Jugendpsychiater aufsuchen.“ Häufige Symptome im Zusammenhang mit Schulangst seien Bauch- oder Kopfschmerzen. „Handelt man nicht rechtzeitig, kann das in ein chronisches Störungsbild münden, das bisweilen einen Klinikaufenthalt zur Folge hat“, so die Expertin.

„Was in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist die Entwicklung von Ängsten zur Schule zu gehen.“

Bevor die Kinder eine Therapie beginnen, müssen mögliche körperlichen Ursachen ausgeschlossen sein. In Gesprächen tun sich dann häufig die Konfliktfelder auf. Oft sind es Kinder, die ihre Sorgen nicht in Worten zum Ausdruck bringen können. „Ein Kind kann beispielsweise nicht artikulieren, dass es unter einer Trennung leidet. Aber es sagt: Ich habe Bauchschmerzen“, so die Psychotherapeutin. „Manchmal entlastet es die Kinder schon, wenn man mit ihnen gemeinsam entdeckt, wo der Schuh drückt.“ Und manchmal braucht es eine andere Umgebung, eine andere Schule, eine Therapie. 

Zahnarztpraxis Flottbeker Mühle, Dr. Claudia Kanitz und Dr. Jan Erik Schulz-Walz
„Nicht jedes Kind muss getestet werden“

Die Fachärztin Constanze Schulze zur Wiesch bietet in ihrer Praxis in der Blankeneser Landstraße ein umfassendes Angebot an Behandlungen an. Schlafstörungen von Kindern im Säuglingsalter gehören genauso dazu wie Depressionen von jungen Erwachsenen. „Ich versuche sehr schnell und ohne lange Wartezeiten eine Erstvorstellung zu vereinbaren.“ Bei diesem Termin lernen sich Eltern, Kind und Ärztin kennen. „Ich überlege dann, wann ich welche Diagnostik für sinnvoll erachte.“ Mittels Tests können Kinder auf Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwächen untersucht werden, Intelligenz kann gemessen werden. „Aber nicht bei jedem Kind ist ein Test erforderlich“, sagt Constanze Schulze zur Wiesch.

Was den Psychiater vom Psychotherapeuten unterscheidet

In den Praxisräumen der Altbauwohnung arbeiten noch eine Musiktherapeutin und eine Psychotherapeutin, deren Schwerpunkt Verhaltenstherapie ist. Eine weitere Psychotherapeutin hat ebenfalls Räume in der Praxis. Constanze Schulze zur Wiesch ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. „Die Psychiatrie ist eine Facharztausbildung im Anschluss an ein Medizinstudium, schließt also auch fundierte medizinische Kenntnisse mit ein“, erläutert sie. Daneben gibt es viele nichtärztliche Psychotherapeuten, die nach dem Studium – meist der Psychologie – eine Zusatzausbildung absolviert haben.

„Ich versuche sehr schnell und ohne lange Wartezeiten eine Erstvorstellung zu vereinbaren.“

Bevor sich Constanze Schulze zur Wiesch vor zweieinhalb Jahren niedergelassen hat, war sie viele Jahre in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des UKE und am Altonaer Kinderkrankenhaus. „Der Entschluss, mich selbstständig zu machen, war mein Wunsch nach beruflicher Autonomie.“ Mehr Verantwortung und weniger Austausch sind nur zwei Unterschiede zur Tätigkeit im Krankenhaus: „Das ist mit nichts zu vergleichen. Das schnelle Arbeiten und das Miteinander im Team haben mir immer unglaublich viel Spaß gemacht.“ Ein weiterer Grund, eine eigene Praxis zu eröffnen, sind die familienfreundlicheren Arbeitszeiten. Constanze Schulze zur Wiesch ist Mutter von drei schulpflichtigen Kindern. Das ist aber auch alles, was sie aus ihrem Privatleben preis gibt …

Autorin: Cristina Prinz, textprinz@gmail.com

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