2. Februar 2017
Magazin

Eine nachsichtige Richterin

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BEMERKENSWERTES 

Eine nachsichtige Richterin

Aus dem Amtsgericht  

Das Strafgesetzbuch bietet eine breite SpannweiteFOTO: ©STAUKE-FOTOLIA.COM
Das Strafgesetzbuch bietet eine breite Spannweite

FOTO: ©STAUKE-FOTOLIA.COM
Es gehört zum Alltag eines Amtsgerichtes, dass auch im Vergleich zu bösen Straftaten harmlose Fälle so ausdauernd wie sorgfältig verhandelt werden. Nur ein Zeuge, kein Verteidiger ließen im vorliegenden Fall auf ein kurzes Verfahren hoffen. Einem schnellen Ende stand allerdings der Wortreichtum des Angeklagten entgegen.

Gegen einen Strafbefehl wegen Beleidigung hatte der Angeklagte Widerspruch eingelegt. So musste ein alltäglicher Konflikt im Straßenverkehr im Amtsgericht Blankenese verhandelt werden. Laut Anklage soll Tayfun Öczan* im April vergangenen Jahres einen anderen Autofahrer mit einem wenig originellen „Nazi, ich ficke Dich“ beschimpft haben.

Wortreich erzählt der Angeklagte, wie er mit seinem „XXL-Lkw“ auf der Osdorfer Landstraße unterwegs war. „Ich hatte 420 Behälter mit Medikamenten geladen. Durch die Bremsmanöver gingen die kaputt und ich verlor meinen Job“. Sein Widersacher habe ihn ausgebremst und zwei Mal die Spur gewechselt, so der Angeklagte. Geduldig hört die Richterin dem Bericht Öczans zu. Später unterbricht die Richterin mehrmals den Angeklagten, denn der hat ein stark ausgeprägtes Bedürfnis zu sprechen. Offenbar vertraut er seiner Wortgewalt. Für seinen Auftritt hat er sich nicht besonders gekleidet. Er erscheint in bedruckter Jeans und Turnschuhen. Den dicken Anorak mit Fell besetzter Kapuze behält der Angeklagte während des fast eineinhalbstündigen Verfahrens am Körper. Temperamentvoll vertritt er seinen Standpunkt. „Idiot“ oder „Schwein“ habe er seinen Kontrahenten möglicherweise genannt, gibt der Angeklagte zu. „Das Wort Nazi gebrauche ich schon lange nicht mehr.“

Der Widersacher, ein 68-jähriger selbstständiger Mann, wird als Zeuge gehört. Der Herr ist täglich viel im Auto unterwegs. Seine Erfahrungen im Straßenverkehr haben dazu geführt, dass er eine Kamera im Auto installiert hat. „Ich lasse mich nicht mehr bepöbeln.“ Der Vorfall des hier zu verhandelnden Geschehens ist mittels Kamera teilweise dokumentiert. Eindeutiges bringen die Aufnahme nicht zutage.

„Sie haben mich an dem Tag fertiggemacht“, mischt sich der Angeklagte zum wiederholten Male in die Aussage seines Kontrahenten ein. Ob es sein könne, dass er sehr temperamentvoll sei, fragt die Richterin, angesichts des ungestümen Angeklagten.

Eine Pöbelei, wie sie auf den Straßen heute alltäglich geworden ist. Staus, Termindruck und niedrige Toleranzschwelle mögen dazu beitragen.

Nachsichtiger als viele Verkehrsteilnehmer zeigt sich die Richterin. Sie stellt das Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße ein.

*Name geändert

LESUNG
„Fisch sucht Fels“

Autor Peter Brunnert liest in der Kulturkirche Altona aus seinem Buch „Fisch sucht Fels“ und erzählt von der Absurdität des Norddeutschen Bergsteigens. Mit 15 Jahren kam Brunnert die Idee, Bergsteiger zu werden. Das kann als gebürtiger Hildesheimer eigentlich nicht gut gehen. Auf seinem Weg zu seinem Traum ging tatsächlich einiges schief, sodass er die ersten Jahre nur mit Mühe überlebte. Doch er klettert bis heute.

Seine im Panico-Alpinverlag erschienen Bücher haben in der Kletterszene mittlerweile Kultstatus.

Eintritt 7 Euro, an der Abendkasse 10 Euro. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Mi., 1. März, 19.30 Uhr, Bei der Johanniskirche 22, Altona

HOCHZEITSMESSE
„Max liebt Marie“

Bereits zum dritten Mal findet die Hochzeitsmesse „Max liebt Marie“ in Hamburg statt und präsentiert im Altonaer Kaispeicher alles rund um Hochzeiten, die besonders, edel und vor allem abseits von Baiserkleid, Suppenmarsch, Schleiertanz und dem DJ aus der Dorfdisco sein sollen.

Dazu gehören außergewöhnliche Ringkissen, Candybars, Einladungsideen, Gastgeschenke, erprobte Fotografen, Weddingplaner, Hair- und Make-up-Artisten und natürlich maßgeschneiderte Kleider und Anzüge.

Eintritt 8 Euro pro Person, 14 Euro pro Paar

Sa./So., 4./5. Februar, 11 bis 19 Uhr/11 bis 18 Uhr, Große Elbstraße 279, Altona

JalouCity

LITERATUR
Otgard Ermoli liest im „Chez Wilma“

Aus dem unkorrigierten Manuskript von Albert Camus (1913–1960) entstand 34 Jahre nach seinem Tod der Roman „Der erste Mensch“, in dem er von seiner Kindheit und Jugend erzählt. Aus dieser besonderen Autobiografie wird Otgard Ermoli einige Kapitel vorlesen.

Eintritt 8 Euro. Anmeldung unter Telefon 880 69 07 oder 86 64 99 66

Do., 9. Februar, 19.30 Uhr, Blankeneser Bahnhofstraße 21, Blankenese

SCHACH
Schnellschachturnier in Osdorf

Die Schachvereinigung Blankenese lädt im fünften Jahr in Folge zu ihrem Schnellschachturnier ins Lise-Meitner-Gymnasium ein. Dabei werden elf Runden mit einer Bedenkzeit von 15 Minuten je Spieler und Partie gespielt. Es gelten die Fide-Schnellschachregeln. Der Preisfonds bewegt sich erneut im vierstelligen Euro-Bereich. Bei den letzten Turnieren mit rund 80 Teilnehmern waren viele Großmeister sowie internationale und Fide-Meister anwesend.

Das Turnier richtet sich jedoch nicht nur an Titelträger, sondern auch an alle Vereinsspieler. Das Startgeld beträgt 20 Euro für Erwachsene und 15 Euro für Jugendliche.

Anmeldung unter

www.schach-blankenese.de

Sa., 25. Februar, 9.45 Uhr, Knabeweg 3, Osdorfr

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