1. April 2016
Magazin

„Angeklagte aus Indien?“

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BEMERKENSWERTES 

„Angeklagte aus Indien?“

Aus dem Amtsgericht  

Mutmaßungen und bewiesene Tatsachen, FOTO: © STAUKE-FOTOLIA.COM
Mutmaßungen und bewiesene Tatsachen, FOTO: © STAUKE-FOTOLIA.COM
Polizei und Internet kennen eine ganze Reihe von Trickbetrügereien. Geht es etwa für Spitzbuben darum, sich Zutritt in eine Wohnung zu verschaffen, um Bares oder Schmuck zu greifen, tarnen sie sich als Heizungsableser, Pflegedienstleister, Störungsbeseitiger oder auch als Polizisten. Beliebt ist auch das Angebot, Taschen des späteren Opfers in die Wohnung zu tragen. Laut Staatsanwaltschaft fiel auf diese Masche die 84-jährige Irma Weber* im Januar 2014 herein. Zwei Frauen sollen ihr den Einkauf in die Wohnung getragen habe, wobei eine die Schmuckschatulle geplündert haben soll. Eine der beiden soll nun auf der Anklagebank sitzen. Der Verteidiger bezweifelt naturgemäß, dass diese Frau tatsächlich die Täterin ist.

„Ich hatte das Gefühl, die Frauen zu kennen“, so das mutmaßliche Opfer, das auf einen Gehwagen angewiesen ist und nur noch schlecht sehen kann. Während die alte Dame ihr Erleben berichtet, sitzt die wohlgenährte Angeklagte gleichmütig neben ihrem Rechtsanwalt. Ganz so, als habe sie mit dem Fall nichts zu tun. Ein zu spät gekommener Kameramann, mit der prozessualen Sitzordnung offenbar nicht vertraut, hält sie zunächst für eine Sachverständige. Der Eindruck entsteht auch durch den gepflegten Gesamteindruck. Das Haar streng nach hinten gebunden, Perlenohrringe, dunkelblauer, seriöser Zwirn – während des Verfahrens blättert sie gelegentlich in einer Zeitschrift, die sie auch nutzt, um ihr Gesicht zu verbergen, wenn die Kamera naht.

Während die Fahndung nach den beiden Täterinnen zunächst ergebnislos verlief, brachten Fingerspuren die Polizei auf die Spur der Angeklagten. Für den Laien liegt der Fall, nachdem zwei Polizeibeamte als Zeugern gehört werden, klar. Nicht so für den Verteidiger. Der stellt mehrere Beweisanträge. Danach soll ein Stimmgutachten erbracht werden, ob das Opfer die Täterinnen wiedererkenne. Des Weiteren sollte die Angeklagte vermessen werden, denn die Angaben der alten Dame hinsichtlich der Größe widersprächen der Realität. Ein Einwand, den die Staatsanwältin salopp entkräftet: „Die Frau ist blind wie ein Maulwurf.“

Am schwersten wiegen die Zweifel des Verteidigers hinsichtlich der Fingerspuren. Gelegenheit für den Anwalt, auf die Herkunft der Angeklagten hinzuweisen. „Diese Volksgruppe stammt ursprünglich aus Indien.“ Dem Hinweis auf den zweifelhaften Wert der Fingerspuren nimmt das Gericht gelassen hin. Und in Gedanken ist die Richterin wohl schon bei einem neuen Termin, der gefunden werden muss. Leise Frage des Kameramannes: „Die Angeklagte kommt aus Indien?“

Wer wissen will, wie das Verfahren endet: Am 14. April um 11 Uhr geht es im Amtsgericht Blankenese weiter. HS

*Name geändert

Nienstedten
Baumfällungen auf dem Friedhof

Nach den Fällungen bietet sich ein ungewohnt freier Blick auf die Kapelle
Nach den Fällungen bietet sich ein ungewohnt freier Blick auf die Kapelle
Vielen Anwohnern und Besuchern ist es bereits ins Auge gestochen: Auf dem Gelände des Nienstedtener Friedhofs wurden Ende Februar zahlreiche Scheinzypressen gefällt, welche für die charakteristische Allee des „Gartens der Erinnerung“ sorgten.

Laut Pastor Tilmann Präckel waren die Fällungen aber notwendig: „Bereits im Oktober 2014 erklärte ein Sachverständiger die zwölf Bäume für nicht weiterentwicklungsfähig. Besonders bei Stürmen brachen zunehmend große Äste ab, die Besucher gefährdeten.“ Anwohner werfen der Friedhofsverwaltung hingegen vor, die Bäume seien rein aus ästhetischen Gründen gefällt worden, um mehr Licht auf dem Grundstück zu erhalten. Auch ein großer Baum im Hintergarten sei Opfer davon geworden.

Diverse Neupflanzungen von Bäumen sollen noch in diesem Jahr die Atmosphäre des Gartens wiederherstellen.

SPAZIERGÄNGE
In der Gruppe den Elbblick genießen

Die Vereine „Hamburg – Grüne Metropole am Wasser“ und „Verein der Freunde des Jenischparks“ bieten ab April wieder zahlreiche geführte Spaziergänge entlang der Elbe an.

Die einzelnen Touren von je eineinhalb Stunden führen durch private und öffentliche Gärten, Landschaftsparks, Ensembles von Villen und ehemalige Dörfer wie Övelgönne, Klein Flottbek, Nienstedten und das Treppenviertel.

Teilnahmegebühr pro Person: 5 Euro.

Weitere Informationen zu den jeweiligen Treffpunkten im Bookshop im Jenischhaus oder unter Telefon 83 87 90.

SONG – WRITING PROJEKT
Carmina Nostra im Christianeum

Im Rahmen des Song-writing Projekts „Carmina Nostra – Der Tragödie letzter (T)akt“ hat der Musikkurs der 12. Klasse des Christianeums eigene Lieder komponiert.

Am 7. April um 19.30 Uhr lädt die Klasse zur Aufführung ihrer Werke in das Literarische Café des Christianeums ein. Eintritt frei.

Otto-Ernst-Straße 34

RISSEN
„Kampfeinsatz – Stell dir vor es ist Krieg und du gehst hin“

Im Haus Rissen wird am 10. Mai um 19.30 Uhr das Theaterstück „Kampfeinsatz – Stell dir vor es ist Krieg und du gehst hin“ zu sehen sein. Der Eintritt kostet 25 Euro. Anmeldung bis zum 3. Mai unter Veranstaltungen@hausrissen.org

Rissener Landstraße 193

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