15. Mai 2015
Freizeit

Ausstellung zur Biennale Venedig: Ernst Barlach – der Zweifler. Gestalten einer besseren Zukunft

Wedel

Lachende Alte von Ernst Barlach (c)Bernd Boehm

Lachende Alte von Ernst Barlach (c)Bernd Boehm

Wedel. Zur Internationalen Kunstbiennale Venedig 2015 präsentiert die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg zusammen mit der Comunità Evangelica Luterana di Venezia die Ausstellung: „Ernst Barlach – der Zweifler. Gestalten einer besseren Zukunft“. Die Ausstellung zeigt rund 100 plastische, zeichnerische und grafische Kunstwerke aus allen Schaffensphasen Ernst Barlachs.

Ernst Barlach (1870-1938) ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Seine plastischen Arbeiten, Zeichnungen und Graphiken befinden sich in Sammlungen und Museen auf der ganzen Welt. Insbesondere das „Güstrower Ehrenmal“, der schwebende Engel, wurde international zu einem der berühmtesten Mahnmale gegen den Krieg. In der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland (1933-1945) galt Barlachs Werk als „entartet“ und über 400 seiner Werke wurden beschlagnahmt, abgebaut und teil-weise zerstört. Die Nazis sprachen sogar von der „Barlach-Richtung“ in der deutschen Kunst, von der „kraftlosen unmännlichen Lehre vom irdischen Jammertal“, von der man in Deutschland nichts mehr wissen wollte.

Es ist der Mensch, den Ernst Barlach in den Mittelpunkt seiner Arbeit stellt, der Mensch mit seinen Ängsten, Sorgen und Zukunftsfragen, die bis heute aktuell sind. „Meine künstlerische Muttersprache ist nun mal die menschliche Figur oder das Milieu, der Gegenstand, durch das oder in dem der Mensch lebt, leidet, sich freut, fühlt, denkt“, schrieb Barlach 1911. Darüber komme ich nicht hinaus. Was der Mensch gelitten hat und leiden kann, seine Größe, seine Angelegenheiten, inklusive Mythos und Zukunftstraum.“

In der über zwei Meter großen „Bettlergestalt“ von 1930, die Ernst Barlach als Fassa-denfigur in der Reihe „Gemeinschaft der Heiligen“ für die Lübecker Katharinenkirche entworfen hatte, artikulierte der Künstler das Gegenbild eines zunehmend materiell ori-entierten Fortschrittsdenkens. Auch heute ist der Bettler, sind die Menschenbilder von Ernst Barlach eine Herausforderung für jeden Betrachter: „So sind wir Menschen“, schrieb Barlach, „alle Bettler und problematische Existenzen im Grunde. Darum mußte ich gestalten, was ich sah, und natürlich wuchs in mir unter den Leidenden ein brüderli-ches Gefühl.“

Dieses Mitgefühl trägt alle Gestalten von Ernst Barlach, die Bauern und Bettler, die Mu-sizierenden, Lesenden, Träumenden und Hoffenden ebenso wie die Verzweifelten, die Kämpfer und Trauernden, die in Aufbruch und Ekstase, genau wie jene in tiefer Ruhe und Konzentration. Es ist Empathie, es ist das sich Hinein– und Verantwortlichfühlen für den Mitmenschen und den Zustand der Welt, wozu die Werke Ernst Barlachs auffordern, heute wie gestern. Sie sind und bleiben losgelöst von Ort und Zeit Gestalten einer bes-seren Zukunft, kraftvoll, mahnend, tröstend und unausweichlich.

Historischer Beitrag zur Biennale
Die Ausstellung Ernst Barlach – Der Zweifler wird realisiert von der Ernst Barlach Ge-sellschaft Hamburg in Kooperation mit der Evangelisch Lutherischen Gemeinde Venedig als unabhängiger Beitrag zur 56. Biennale di Venezia, die unter dem Thema steht: All the World‘s Futures.
Die Ausstellung ist konzipiert als Beitrag zur Biennale, weil sich im Werk Ernst Barlachs Fragestellungen von Gegenwart und Zukunft im Rückblick auf die historischen Weichen-stellungen zu Beginn der Moderne exemplarisch darstellen und diskutieren lassen. Zu-gleich stehen seine Bildwerke für ein hohes Maß an Solidarität und Verantwortung.

Die Ausstellung bietet Raum zum Nachdenken, Innehalten und Gewahrwerden der his-torischen Dimensionen von All the World‘s Futures. Sie initiiert eine besondere Qualität der Erinnerungsarbeit und interkulturellen Verständigung von historischen zu gegen-wärtigen Fragestellungen.

Umfang der Ausstellung
Die Ausstellung zeigt 40 plastische Bildwerke aus allen Schaffensphasen Ernst Barlachs,
darunter den „Güstrower Engel“ und die Großplastik „Der Bettler“ und 70 zeichnerische
und graphische Werke. Sie wird begleitet von einer historischen Text-Bild-Chronologie,
die das Werk Ernst Barlachs im Kontext der Geschichte des 20. Jahrhunderts erklärt.

Ausstellung zur Biennale Venedig 2015
in der Comunità Evangelica Luterana di Venezia
13. Juni bis 13. September 2015
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Montag, 16-20 Uhr (Dienstag geschlossen)
Comunità Evangelica Luterana di Venezia
Campo Ss. Apostoli, Cannaregio
Tel: +39 0498668929
Email:venezia@chiesaluterana.it
www.kirche-venedig.de
www.chiesa-venezia.it

Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg e.V.
D-22880 Wedel, Mühlenstrasse 1

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