4. Juli 2015
Hamburg & Umland

Ohnsorg-Theater spielt „Tallyman nun Schutenschubser – Ein Leben im Hafen“

Arbeiten im Hamburger Hafen

Hafensenioren beim Theaterprojekt des Ohnsorg-Theaters im Hafenmuseum, Fotos: Sinje Hasheider

Hafensenioren beim Theaterprojekt des Ohnsorg-Theaters im Hafenmuseum, Fotos: Sinje Hasheider

Arbeiten im Hamburger Hafen. Tag und Nacht. Waren aus aller Welt passieren den Umschlagplatz – und mit ihnen die Geschichten jener Menschen, die das Gut verteilen. Ein Knotenpunkt pulsierenden Lebens. Vom Stückgut- zum Containerhafen, vom Segelschiff zum Dampfschiff – die Hafenwirtschaft war und ist im ständigen Wandel begriffen und der Hafenarbeiter, stets am Ort des Geschehens, ist direkt bei allen Veränderungen dabei. Einst schleppte er die duftenden Kaffeesäcke, zählte Kakaobohnen und konnte ab und zu unbemerkt eine Banane genießen. Heute weiß er nicht einmal, was genau sich in den einzelnen Containern befindet. Von ehemals über 70 verschiedenen Berufen, vom Tallymann, über die Schauerleute bis zu den Ewerführern, sind nur drei Berufsfelder übrig geblieben.

50 ehemalige Hafenarbeiter, die „Hafensenioren“, arbeiten heute ehrenamtlich im Hafenmuseum Hamburg, mitten im Freihafen, wo bis Ende der 60er Jahre der Südamerikaverkehr abgewickelt wurde. Sie erzählen über ihre Arbeit am Wasser, über 100 Jahre aus Güterumschlag, Schifffahrt, Schiffbau und Meerestechnik und mit ihnen leben die alten Geschichten wieder auf. Gemeinsam mit Regisseur Michael Uhl machen einige von ihnen sich auf eine spannende Reise und entwickeln einen Theaterabend über ihr Leben im Hafen, über eine Kindheit auf der Schute, über harte Knochenarbeit und über die große Umstellung von der Hand- zur Computerarbeit. Sie haben uns etwas zu erzählen, blicken zurück auf das Gestern, berichten von ihrem Leben heute, und überlegen Aussichten für das Morgen.

Die Vorstellung beginnt an der Überseebrücke und mit der Barkasse geht es über die Elbe. Die Zuschauer schnuppern Hafenluft und werden mit einem Prolog auf den Theaterabend eingestimmt. Im Hafenmuseum treffen sie dann auf die ehemaligen Hafenarbeiter und ihre Geschichten.

Damals mit dem Heute, beleuchtet das Spannungsfeld von Tradition und Moderne, von Gewohnheit und Veränderung. Die harte körperliche Arbeit und die Entfremdung durch den Wandel haben Spuren bei den Hafenarbeitern hinterlassen, sie berichten von Arbeitsbedingungen, die wir uns für den heutigen Hafenbetrieb kaum mehr vorstellen können. Und sie erzählen von der tausendfachen Arbeit, die dem Hamburger Hafen seinen Ruf als „schneller und zuverlässiger Hafen“ schenkte. Doch was bedeutet es, wenn für die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens schließlich der eigene Beruf verschwindet? Welche Auswirkungen haben die Veränderungen im Hafen auf die Menschen, die dort arbeiten?

Auf Grundlage der Geschichten von sechs ehemaligen Hafenarbeitern entsteht ein spannender und berührender Theaterabend über das Gestern und das Heute. „Schotten dicht!“, „Foffteihn!“, „Daddeldu“ – viele Hafenarbeiter sprachen untereinander Plattdeutsch. So bedient sich die Inszenierung in Teilen der originären Sprache des Hafens. Gelebte Zweisprachigkeit von Hoch- und Plattdeutsch spiegelt eben jenes Spannungsfeld zwischen alt und neu wider. Es kommt hinzu die Lebendigkeit, wenn die Sprachen der Handelspartner aufeinandertreffen. Im weltweiten Handelsnetz eingeflochten, im Kontakt mit der Welt, entsteht ein spannender Austausch – auch auf sprachlicher Ebene. Museum und Theater begegnen sich, die Bezugspunkte unterschiedlicher Institutionen verbinden sich. Beide erzählen Geschichten von und mit Menschen und schreiben in diesem Projekt eine gemeinsame Geschichte. Die Stückentwicklung basiert auf dem Wissensschatz der Hafensenioren und präsentiert damit in theatraler Form eines der wichtigsten Merkmale des Hafenmuseums – die persönliche Vermittlung des Wissens durch Zeitzeugen.

Vorstellungen
So 12.07.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
Sa 18.07.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
Sa 12.09.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
Sa 19.09.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum

So 20.09.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
Sa 26.09.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
So 27.09.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum
So 04.10.2015 18 Uhr Überseebrücke, 19 Uhr Hafenmuseum

Spielort: Hafenmuseum Hamburg, Stiftung Historische Museen Hamburg,
Kopfbau des Schuppens 50A, Australiastraße, 20457 Hamburg,
Telefon 73 091 184
Start: Anleger Überseebrücke (Ticketshop Barkassen-Meyer/Cap San Diego).
Karten: Ohnsorg-Theater, Tel. 040/35 08 03 21 oder kasse@ohnsorg.de
Hafenmuseum Hamburg, Tel. 040 – 73 091 184

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