17. Juni 2016
Elbvororte

Früher Heckenschnitt gefährdet Vogelnachwuchs

Hamburg

Vögel wie die Wacholderdrossel sollten besonders in der Brutzeit nicht gestört werden Foto: NABU Frederik Schawaller

Vögel wie die Wacholderdrossel sollten besonders in der Brutzeit nicht gestört werden Foto: NABU Frederik Schawaller

Hamburg. Der Naturschutzbund Hamburg bittet alle Gartenbesitzer, sich noch mindestens bis Ende Juli mit dem Hecken- und Strauchschnitt zu gedulden. Derzeit brüten viele Singvögel im Schutz des dichten Blattwerks. 

In jedem Garten grünt es in diesen Tagen. Für viele Gartenbesitzer ist dies eine gute Gelegenheit, Hecken zu stutzen. Zum Schutz der Vogelwelt bittet der Naturschutzbund Hamburg darum, mit dem Hecken- und Strauchschnitt noch bis Ende Juli zu warten.

„Der Nachwuchs vieler Gartenvögel, wie zum Beispiel von Amsel und Zaunkönig, sind gerade flügge“, erläutert Biologin Dr. Katharina Schmidt vom Naturschutzbund. „In dieser sensiblen Phase ist ein Strauchschnitt für die Tiere problematisch. Die Vogeleltern könnten durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben. Auch haben Beutegreifer ein leichteres Spiel, wenn die schützenden Zweige weggeschnitten werden und die Nester so leichter zu entdecken sind.“ Darüber hinaus gibt es im Juni bei vielen Singvögeln eine zweite Brut, die ebenfalls durch das Heckenschneiden gefährdet wird.

Auch aus Gärtnersicht lohnt es sich zu warten. Die Pflanzen befinden sich bis Ende Juni im zweiten Wachstumsschub. Wer zu früh die Heckenschere auspackt, muss sie in der Regel noch ein zusätzliches Mal einsetzen.

„Auf jeden Fall gehört für naturfreundliche Gärtner vor dem Schnitt eine intensive Suche nach belegten Nestern in den Sträuchern dazu“, erklärt Schmidt. Auch gesetzlich muss jeder, der Hecken schneidet, darauf achten, Vögel nicht unnötig zu stören.

Wenn die Jungvögel flügge werden, sind auch häufig einsam und hilflos wirkende Vogelkinder am Boden zu finden. Der Naturschutzbund appelliert, diese Tiere nicht gleich aufzunehmen, sondern sie an Ort und Stelle zu belassen. Nur ganz selten handele es sich bei gefundenen Jungvögeln am Boden um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die Hilfe benötigen. Der Schein trügt häufig, denn die Jungen mancher Vogelarten, wie zum Beispiel der Amsel, verlassen ihr Nest bereits, bevor ihr Gefieder vollständig ausgebildet ist. Die im Fliegen noch etwas ungeübten „Nestflüchter“ sitzen dann im halbhohen Geäst oder auf dem Boden. Dort werden sie aber weiterhin von ihren Eltern versorgt. Damit sie nicht verloren gehen, lassen die Jungvögel unablässig sogenannte „Standortlaute“ hören. Emsiges Gepiepse ist also nicht unbedingt ein Hilfeschrei.

Weitere Informationen zu heimischen Vögel gibt es hier beim Naturschutzbund Hamburg.

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